Schätzing enttäuscht
Sein neuer Bestseller zeigt neue Schwächen
Natürlich hat es Frank Schätzing mit „Die Tyrannei des Schmetterlings“sofort wieder an die Spitze der Bestsellerlisten geschafft (direkt dahinter übrigens: der neue Kluftinger). Mit guten Gründen kann man ja einiges erhoffen, wenn er sich nun mit der künstlichen Intelligenz beschäftigt. Denn der Kölner hat sowohl in seinem Durchbruchswerk, dem ÖkoThriller „Der Schwarm“, als auch im Nachfolger, dem Nahost-Thriller „Breaking News“, gezeigt, dass er brisante Zeitfragen und heikle politische Themen mit hollywoodtauglichem Drive und echtem Interesse an der Sache zu schildern versteht. Kurz und knapp: Der kann’s!
Darum ent- täuscht der neue Thriller umso mehr. Denn Schät- zing verliert darin wirklich jedes Maß. Zur Bedrohung durch Supercomputer kommen noch Sprünge durch die Zeit und in Paralleluniversen – ein kosmischer Krieg. Jede der ausufernd beschriebenen Landschaften in der kalifornischen Sierra Nevada, jede Lebensgeschichte des um den schwarzen Vize-Sheriff Luther Opoku (einst natürlich ein Top-Ermittler) gruppierten Personals ist blanke Melodramatik. Und um die vielen allzu unecht wirkenden Abhandlungen über künstliche Intelligenz in den Dialogen auszugleichen, haut Schätzing umso hemmungsloser lässiger Sprüche raus. Womöglich hatte der Autor Spaß beim Schreiben – aber er ist dabei in Konstruktion, Dramaturgie und Stilistik völlig entgleist. Auweia.