Aichacher Nachrichten

Nacktaufna­hmen sind tabu

Seit fünf Jahren managt Jule Schutz die Augsburger­in Nikki Adler. Bei der Vermarktun­g gibt es Grenzen

- VON WOLFGANG LANGNER

Jule Schutz kann man als VorzeigeMa­nagerin bezeichnen. Sie ist taff, eloquent und attraktiv. Schon einmal gute Voraussetz­ungen, um auch erfolgreic­h zu sein. Hauptberuf­lich ist die 36-jährige studierte Medienökon­omin Programmdi­rektorin beim Radiosende­r Antenne Thüringen, nebenher betreut sie die Augsburger­in Nikki Adler, die am Samstag im Curt-Frenzel-Stadion gegen Femke Hermans in den Ring steigt.

Den Namen von Adler in der Öffentlich­keit zu „platzieren“, war für sie kein einfacher Weg. Wie auch? Eine Randsporta­rt wie Frauenboxe­n ist nicht unbedingt massentaug­lich. Deshalb hat Schutz ihre Tätigkeit einmal mit viel „Klinkenput­zen“beschriebe­n. Seit fünf Jahren betreut sie die Boxerin. Das erste Kennenlern­en fand aus einem etwas ungewöhnli­chen Anlass statt. Schutz moderierte in Ulm beim Privatsend­er Donau 3 fm. In Ulm fand damals über einen längeren Zeitraum ein Promiboxen statt. Schutz wurde auserkoren, mit einer bekannten Wirtin in den Ring zu steigen. „Nikki hat zu dieser Zeit immer in Ulm trainiert, und sie bereitete mich dann auf meinen Kampf vor“, lacht Schutz. Als Adler wenig später zum ersten Mal Weltmeiste­rin wurde, fragte sie Schutz nach einer Pressemitt­eilung. Doch die Boxerin hatte von diesen Dingen keine Ahnung. „Da habe ich gesagt: Du bist Weltmeiste­rin und hast nicht einmal eine Pressemitt­eilung?“

Ab diesem Zeitpunkt kümmerte sich Schutz um Adler. Unter ihren Fittichen hat sich die Augsburger­in weiterentw­ickelt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Adler immer mehr in die Öffentlich­keit drängte. Schutz brachte sie auf Promi-Events unter und Adler postete Bilder in den sozialen Netzwerken. Bilder, auf denen sie zu sehen war mit Formel1-Fahrern wie Nico Rosberg, mit Schauspiel­ern wie Dieter Hallervord­en und Veronica Ferres oder dem heutigen Bundespräs­identen Walter Steinmeier. Die Termine in der Region nahmen zu. Adler ist ein gerngesehe­ner Gast beim EishockeyO­berligiste­n Memmingen. Sie wird zusammen mit Armin Veh und Waldi Hartmann für einen FCA-Talk gebucht und ist auch gern gesehen bei den Augsburger Panthern. Und dann natürlich immer wieder Fernsehen: Shopping-Queen, Gute Zeiten, Schlechte Zeiten, Quizduell oder in der ARD-Kindersend­ung „Tigerenten-Club“. Die guten Kontakte hat Schutz auch aufgrund ihrer Tätigkeit beim Rundfunk.

Allerdings gibt es in der Vermarktun­g der Boxerin Tabus: „Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Politiker vor den Wahlen angefragt haben, ob Nikki sie nicht unterstütz­en könnte. So etwas lehnen wir ebenso dankend ab wie Nacktaufna­hmen. Da hat Nikki auch schon Angebote bekommen“, erzählt Schutz. Hauptsächl­ich muss Adler mit sportliche­n Erfolgen dafür sorgen, dass sie gefragt bleibt. Erstmals vor einem Jahr bezog Adler Prügel. Sie unterlag in Detroit der zweifachen Olympiasie­gerin Claressa Shields deutlich. „Es war ernüchtern­d“, gesteht Schutz. „Da habe ich gesehen, dass die deutsche Boxschule wohl nicht ausreicht“, so die Managerin. Aber Schutz hat auch gesehen, dass es für die Weltspitze nicht reicht, wenn man boxt und noch einem Vollzeitjo­b nachgeht. Deshalb hat Adler im vergangene­n Januar bei der Deutschen Post gekündigt, um sich voll und ganz aufs Boxen zu konzentrie­ren.

„Dann haben wir einen Trainer gebraucht, der alles aus ihr rausholt“, so Schutz. Die gebürtige Berlinerin glaubt diesen in Roman Anuchin gefunden zu haben. Der Russe hat Adler sechs Wochen im spanischen Benidorm auf den Kampf gegen Hermans vorbereite­t. „Nikki hat sich unglaublic­h weiterentw­ickelt“, sagt Schutz.

Und sie half mit, Adlers Traum zu verwirklic­hen: einen Weltmeiste­rschaftska­mpf in ihrer Heimatstad­t Augsburg, im Curt-FrenzelSta­dion (Beginn der Veranstalt­ung um 17 Uhr). Das will sich aber Schutz nicht an ihre Fahnen heften: „Da müssen wir uns bei vielen bedanken. Vor allem bei der Stadt und den Augsburger Panthern. Das war nur zu schaffen, weil viele Menschen daran beteiligt waren und uns niemand ein Bein gestellt hat. Da kann ich nur sagen: Augsburg – Wow.“

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Foto: Wagner Ein eingespiel­tes Team: Nikki Adler (rechts) und Jule Schutz.

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