Ämter Zwist um Baumfällung am Herrenbach
In der Stadtverwaltung sorgt die geplante umfangreiche Abholzaktion für Ärger. Der Oberbürgermeister ist eingeschaltet. Ein neues Gutachten zeigt Alternativen auf
Die geplante umfangreiche Baumfällung am Herrenbach zwischen der Friedberger und der Reichenberger Straße sorgt nicht nur bei Anwohnern für Kontroversen. Auch stadtintern hat der Streitfall einen Ämter-Zwist ausgelöst. Bislang konnten sich die Bau- und Umweltverwaltung nicht auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigen. Über die Hintergründe informierte Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) im Umweltausschuss.
Im Bereich der Dämme sollen ungewöhnlich viele alte Bäume gefällt werden. Denn das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth befürchtet, es könnte bei Sturm zu Entwurzelungen kommen und ein Dammbruch eine Überschwemmung der tieferliegenden Wohnungen verursachen. Bei einem gemeinsamen der Ämter im vergangenen Jahr wurde zunächst festgelegt, 96 größere Bäume zu entfernen, um mögliche Gefahren für Anwohner abzuwenden. Ob diese umfangreiche Fällaktion aber wirklich nötig ist, diese Frage sorgt in der Bevölkerung für Kontroversen. Denn einige Bürger befürchten, dass damit die beliebte idyllische Badestrecke verschwinden wird.
Erben sagte im Umweltausschuss, dass es am Herrenbach um wertvolles Grün gehe, aber auch die Sicherheit der Anwohner müsse garantiert werden. Um in dem Streitfall einen Kompromiss zu finden, wurde im März ein städtischer Baumkontrolleur eingeschaltet. Erben zufolge hat der Fachmann ein Gutachten für jeden einzelnen betroffenen Baum im Bereich der Ufer erstellt. Der Experte kam dabei zu dem Ergebnis, dass auch ein geringerer Eingriff ins Grün möglich wäre. Danach müssten nur 31 Bäume gefällt werden, vier weitere Bäume müssten auf den Torso zurückgeschnitten werden, bei elf Bäumen würde eine Beschneidung der Kronen ausreichen.
Diese Alternative wurde dem städtischen Tiefbauamt mitgeteilt. Erben zufolge kam von dort aber die Antwort, dass diese Lösung nicht infrage kommt. Das Tiefbauamt habe auf Schadensfälle am Schäfflerbach und Schwalllech verwiesen und an der Zielvorgabe festgehalten, die 96 Bäume am Herrenbach zu entfernen.
Der Streitfall ist inzwischen auf höchster Ebene in der Stadtverwaltung angekommen. Oberbürgermeister Kurt Gribl ist eingeschaltet. Er hat verfügt, dass die Umweltverwaltung bis Ende April ein verbindliches Maßnahmenkonzept vorlegen musste. Die Verwaltung musste auOrtstermin ßerdem förmlich erklären, dass Gefahren „nach menschlichem Ermessen“ausgeschlossen werden können.
Gerodet wurde bislang allerdings nicht. Alle Bäume stehen noch. Erben nannte im Umweltausschuss auch den Grund: „Wir haben dem Tiefbauamt klargemacht, dass der Herrenbach abgelassen werden muss, wenn die Bäume jetzt gefällt werden.“Nur ohne Wasser seien diese Arbeiten möglich.
Das Tiefbauamt habe daraufhin mitgeteilt, dass die Fällarbeiten erst im Herbst dieses Jahres erfolgen sollen. Dann werden die Stadtbäche turnusmäßig abgelassen. Wenn der Herrenbach im Sommer trockengelegt werden müsste, würde das die Kraftwerksbetreiber einschränken, so die Bauverwaltung. Bachablässe außer der Reihe werden danach nur vorgenommen, wenn „Gefahr in Verzug“ist. Bei Stadträten im Umweltausschuss sorgte diese Argumentation für Irritationen, und das quer durch die Parteien. Offenbar stehe im Vordergrund, dass die Kraftwerksbetreiber keine finanziellen Ausfälle haben. Dies sei wichtiger als zeitnahe Fällungen.
Grüne und ÖDP fordern nun eine differenzierte Vorgehensweise bei den Fällungen, und zwar so, wie sie der Sachverständige vorgeschlagen habe. Auf diese Weise könnten zwei Drittel der Bäume gerettet werden. Die CSU will eine zeitnahe Informationsveranstaltung für Anwohner. Diese müssten Klarheit bekommen, was gefällt wird und in welchem Umfang Ersatzpflanzungen kommen.
Doch wie geht es mit dem Streitfall innerhalb der Stadtverwaltung weiter? Erben zufolge ist nun wieder das Tiefbauamt am Zug.