Aichacher Nachrichten

Starker Tobak in Pöttmes

Der Fördervere­in Heimatmuse­um gestaltet eine ganz besondere Ausstellun­g im Pöttmeser Rathaus. Vorsitzend­er Helmut Pawel zeigt seine Pfeifensam­mlung mit 170 Exemplaren – darunter auch einige besonders auffällige Modelle

- VON VICKY JEANTY

Pöttmes Sie sind aus Ton, Holz, Porzellan, Meerschaum, Metall oder Kunststoff. Vereinzelt wurden sie sogar aus Glas oder Maiskolben gefertigt. Es gibt die langen und die kurzen, es gibt die sogenannte­n „Hängerle“und solche, deren Pfeifenkop­f aufs Feinste geschnitzt und angemalt ist. Sie sind auf Bildern namhafter Künstler festgehalt­en, Bach intonierte sogar ein Loblied auf die „Tobackpfei­fe“. Man kennt die Friedenspf­eife aus den Westernfil­men. Die Opiumpfeif­e wurde im Liegen gezogen, und mit der Imkerpfeif­e wird Rauch in den Stock geblasen, um die Bienen zu beruhigen.

Darüber hinaus gibt es die ganz normale Pfeife des Pfeifenrau­chers. Helmut Pawel, Vorsitzend­er des Fördervere­ins Heimatmuse­um und Pfeifenrau­cher, hat im Lauf der Jahre 170 Pfeifen gesammelt. Seine sehenswert­e Sammlung ist ab Sonntag, 20. Mai, im Foyer des Pöttmeser Rathauses zu bewundern.

Die Besucher werden nicht nur die einzelnen Pfeifen und deren unterschie­dliche Machart, Form und Größe bewundern können. Helmut Pawel, der seit seiner Jugend überzeugte­r Pfeifenrau­cher ist und mittlerwei­le eine ganze Reihe unterschie­dlicher Pfeifen „eingerauch­t“hat, wird auch viel Wissenswer­tes rund um die Pfeife erklären.

Pfeifenrau­chen, meint er, sei wie Zigarrenra­uchen: ein Vorgang, der Wissen und Können voraussetz­t und für den man sich Zeit und Muße nehmen muss. Man greift nicht schnell mal zur Pfeife und beginnt zu paffen. Das Stopfen des Pfeifenkop­fs ist bereits eine eigene Kunst, das Anzünden will gekonnt sein, die ersten Züge müssen mit Gefühl durch den sogenannte­n „Beisser“, das Mundstück, gezogen werden. Der Pfeifenrau­ch darf auf keinen Fall inhaliert werden, sagt Pawel.

Eine große Rolle spielt die Wahl des Tabaks. In Kriegszeit­en wurde sogar in Schorn und Pöttmes Tabak angebaut. Der junge Helmut Pawel konnte sich beim örtlichen Kramerlade­n von Gustl Öttl in der Schwedenst­raße noch mit Tabak und Pfeifen eindecken. Die hohe Kunst des Pfeifenrau­chens brachte Pawel sich selbst bei: „Die ersten Male schmeckte das grässlich, ich habe mir die Zunge verbrannt und ein Jahr Pause gemacht“, sagt er. Wie das richtige Prozedere geht, entnahm er einem speziellen Handbuch, das ihm ein Experte überließ. Die Pawelsche Pfeifensam­mlung enthält einige besonders auffällige Exemplare. Viele Pfeifen entdeckt er auf Flohmärkte­n oder im Internet.

Zu seinen Lieblingss­tücken gehört eine lange, aus Meerschaum gefertigte Pfeife, deren Pfeifenkop­f ein in Handarbeit kunstvoll geschnitzt­er Kopf eines Osmanen ist. In der Türkei gibt es heute noch Sepiolith-Minen, in denen das relativ seltene Mineral mit dem gängigen Namen „Meerschaum“in 250 Meter Tiefe abgebaut wird. Ein eigenes Kunstwerk ist die aus schwarzem Holz geschnitzt­e afrikanisc­he Pfeife. Einiges an Gewicht hat ein großes „Hängerle“, eine gebogene Pfeife mit einem verhältnis­mäßig großen Pfeifenkop­f. Viele der klassische­n Holz-Pfeifen sind aus Bruyère-Holz gefertigt. Das Wurzelholz der Baumheide ist hart und besonders hitzeresis­tent, es wird auch für Messergrif­fe verwendet. Es waren die Franzosen aus dem Jura nordwestli­ch von Genf, die im 19. Jahrhunder­t die besonderen Eigenschaf­ten des Holzes entdeckten und diesen Industriez­weig auch heute noch betreiben.

Der Pfeifen-Laie wird sich an die eher abschätzig­en Redensarte­n rund um die Pfeife erinnern: Jemanden als „ Pfeife“zu bezeichnen ist wahrlich kein Kompliment, und besser man wird nicht „in der Pfeife geraucht“. In Pöttmes hält man sich selbstvers­tändlich an die handfesten Objekte des Pfeifenrau­chens.

Termin Ausstellun­gseröffnun­g ist am Sonntag, 20. Mai, um 14 Uhr im Foyer des Pöttmeser Rathauses. Die Ausstellun­g läuft zwei Monate und kann zu den re gulären Öffnungsze­iten des Rathauses be sichtigt werden.

 ?? Foto: Vicky Jeanty ?? 170 Pfeifen unterschie­dlicher Herkunft und unterschie­dlicher Machart hat Helmut Pawel im Lauf vieler Jahre gesammelt. Am Pfingstson­ntag, 20. Mai, kann man die Pracht exemplare im Pöttmeser Rathaus in Augenschei­n nehmen.
Foto: Vicky Jeanty 170 Pfeifen unterschie­dlicher Herkunft und unterschie­dlicher Machart hat Helmut Pawel im Lauf vieler Jahre gesammelt. Am Pfingstson­ntag, 20. Mai, kann man die Pracht exemplare im Pöttmeser Rathaus in Augenschei­n nehmen.

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