Der Papst kommt ins Kino
Wim Wenders sprach mit Franziskus
Cannes Der mehrfach oscarnominierte Regisseur Wim Wenders war „ziemlich überrascht“, als Ende 2013 ein Schreiben mit dem Briefkopf des Vatikan bei ihm eintraf. Das Angebot: einen Film über den neugewählten Papst zu machen. Bis zum Drehbeginn sollten zwar noch drei Jahre vergehen, doch der Film atmet die Frische des Aufbruchs, der großen Reform, ja Revolution, die Wenders in dem Mann aus Argentinien sieht. Der Film wurde als Vorpremiere beim Katholikentag in Münster und als Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt und soll am 14. Juni ins Kino kommen.
Der Film ist weder als reine Dokumentation noch als Porträt angelegt. Wenders sucht nicht die kritisch-erkundende Distanz, sondern die Nähe eines Bewunderers: „Ich habe nach einigen Überlegungen vorgeschlagen, nicht einen biografischen Film über den Papst zu machen, sondern einen Film mit ihm.“Er fasst Wort und Wirken von Franziskus mit cineastischer Meisterschaft in bewegende Bilder; der eingängige Soundtrack zieht zusätzlich in den Bann.
Das Wirken von Papst Franziskus gewinnt seine Konturen vor dem Hintergrund einer düsteren Bestandsaufnahme des geplünderten Planeten. Der Zuschauer folgt ihm an die „Ränder der Gesellschaft“: zu Flüchtlingen auf Lampedusa und in die Favelas von Rio. Neben Boliviens Präsident Evo Morales fordert der Papst mehr Rechte für Landarbeiter; in Memphis umarmt er Gefangene, in Rom wäscht er ihnen am Gründonnerstag die Füße. Schließlich wendet sich Franziskus immer wieder direkt an die Zuschauer – ein Zusammenschnitt aus vier Interviews, die er Wim Wenders gewährte.