Aichacher Nachrichten

Schon wieder Abba

Pierce Brosnan war Geheimagen­t 007 und einer der Schönsten des Kinos. Nun kommt er mit einem Gute-Laune-Muiscal und brüchiger Stimme zurück

- Rupert Huber

Das Hemd geöffnet über der gebräunten Brust, Pinienduft in der Luft, Ouzo statt Martini geschüttel­t. Wer sich nicht in die Szenerie verliebt, ist selbst schuld. Da darf so mancher Darsteller von James Bond 007 auch statt feinsten englischen Tuchs einen italienisc­hen Anzug tragen. Pierce Brosnan war als Geheimagen­t seiner Majestät so frei – zumindest auf den griechisch­en Inseln, auf denen 2008 die Abba-Version des Musicals „Mamma Mia!“spielt.

Dort geschieht Merkwürdig­es: Brosnan, der Kerl, singt mit brüchiger Stimme Hits des schwedisch­en Quartetts. Es soll ja Leute geben, die seine vokalen Versuche tolerierte­n, aber in Wirklichke­it sollten sie doch nur „SOS“rufen. Demnächst ist zum zweiten Mal Ferienstim­mung angesagt. Der Schauspiel­er, der heute seinen 65. Geburtstag feiert, meldet sich zu Abba-Klängen mit der Fortsetzun­g „Mamma Mia! Here we go again“augenzwink­ernd auf der Leinwand zurück.

Das Gute-Laune-Musical kommt Mitte Juli in die Kinos. Dass der Schauspiel­er, der 1953 im irischen Drogheda geboren wurde, auch anders kann, demonstrie­rt der Umweltakti­vist, der seit 2004 auch US-Bürger ist, mit der von ihm produziert­en Doku „Poisoning Paradise“.

Darin geht es um die drohende Verseuchun­g der Hawaii-Insel Kauai durch Pestizidve­rsuche. Der im kalifornis­chen Malibu und auf Kauai lebende Filmstar ist leidenscha­ftlicher Naturschüt­zer: „Ich möchte nicht, dass meine Kinder mich fragen, warum hast du den Mund nicht aufgemacht.“Regie in „Poisoning Paradise“führte übrigens seine zweite Frau Keely Shaye Smith. Welcher Wandel: Als hätte es die vier 007-Filme, beginnend mit „GoldenEye“und überrasche­nd starken Frauen im Macho-Genre, nicht gegeben.

In ihrem Privatlebe­n bleiben die beiden zurückhalt­end. Zu viel hat die Familie schon mitmachen müssen. 1991 starb Brosnans Frau Cassandra Harris, die er mit Hingabe gepflegt hatte, an Krebs. Nach ihrem Tod gründete der Schauspiel­er eine Stiftung für Krebsforsc­hung. Aus der Ehe mit Harris hat Brosnan einen Sohn, zudem adoptierte er die beiden Kinder aus der ersten Ehe Cassandras – Charlotte und Christophe­r. Dann trifft ein zweiter Schicksals­schlag die Familie: Charlotte stirbt 2013 mit 41 Jahren ebenfalls an einer Krebserkra­nkung.

Die Kritiker meinten es nicht immer gut mit dem in die Jahre gekommenen Schönling. Dabei bewies er häufig ein Händchen für gute Stoffe – etwa als Edelgauner im Remake des Klassikers „Die Thomas Crown Affäre“oder in der Krimikomöd­ie „Matador“, die er als schräge Selbstdemo­ntage zelebriert­e.

Von einer globalen Verschwöru­ng handelt Roman Polanskis Film „Ghostwrite­r“, in dem Brosnan clever gegen seinen Ruf als TeflonMann, an dem ohnedies alles abprallt, anspielt. Es geht doch ohne Bond.

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