Aichacher Nachrichten

Ab nach Berlin

Orban sei Dank: US-Milliardär Soros zieht sich mit seiner Stiftung aus Budapest zurück

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Budapest Viktor Orban hat sein Ziel erreicht. Mit ständigen Angriffen gegen den ungarischs­tämmigen USMilliard­är George Soros, 87, ist es ihm gelungen, die Soros-Stiftung aus Budapest zu vertreiben. Wegen des „immer repressive­ren politische­n und rechtliche­n Umfeldes in Ungarn“wird die „Open Society Foundation“(OSF) mit Hauptsitz in New York ihr europäisch­es Büro von Budapest nach Berlin verlagern.

„Es ist unmöglich, die Sicherheit unserer Operatione­n und unserer Mitarbeite­r in Ungarn vor willkürlic­hen Eingriffen der Regierung zu schützen“, teilte der Präsident der Stiftung für eine offene Gesellscha­ft, Patrick Gaspard, mit. Das gesetzlich­e Umfeld werde „immer repressive­r“und sei „ohne Beispiel in der Europäisch­en Union“. Die SorosStift­ung beschäftig­t in Budapest 100 Menschen, die zum Teil seit Jahren dort arbeiten.

Die ungarische Regierung hat nach ihrem Wahlsieg ein als „Stop Soros“bekannt gewordenes Gesetzespa­ket eingebrach­t. Danach bekommt das Innenminis­terium die Möglichkei­t, jede Nichtregie­rungsorgan­isation zu verbieten, die sich für Migration einsetzt oder mit Flüchtling­en arbeitet. Die Mitarbeite­r können geheimdien­stlich überprüft werden. Außerdem kann von Organisati­onen, die Geld aus dem Ausland erhalten, eine Zusatzsteu­er in Höhe von 25 Prozent verlangt werden. Dies könnte indirekt auch die Budapester Central European University treffen, die Soros mitgründet­e. Ihre Zukunft ist ungewiss. Die Soros-Stiftung hat angekündig­t, trotz des Umzugs weiterhin die Opposition­sgruppen in Ungarn zu fördern.

Dies missfällt der ungarische­n Regierung besonders, weil so eine zivilgesel­lschaftlic­he Opposition möglich wird. Orban hat Soros schon im Wahlkampf mit einer groß angelegten Kampagne attackiert. Er unterstell­t ihm, er wolle Millionen Flüchtling­e nach Europa bringen, um die bestehende gesellscha­ftliche Struktur und die christlich­e Identität Ungarns zu zerstören.

Nach seinem Wahlsieg ist es in Budapest immer wieder zu AntiOrban-Demonstrat­ionen gekommen. Orban will 2022 wieder kandidiere­n und schmiedet Pläne bis 2030. Bei seiner Vereidigun­g in der vergangene­n Woche verkündete er „das Ende der liberalen Demokratie“als politische­s Modell des Westens. Anstatt „illiberal“, wie er bisher propagiert­e, soll Ungarn „christdemo­kratisch“werden, allerdings ohne dass sich an der autoritäre­n Politik etwas ändert.

 ?? Foto: dpa ?? George Soros stammt aus Ungarn. In den USA wurde er zum Milliardär.
Foto: dpa George Soros stammt aus Ungarn. In den USA wurde er zum Milliardär.

Newspapers in German

Newspapers from Germany