Aichacher Nachrichten

Mutiges Jammern

Antonia Baum über das „Stillleben“

- (lea)

Antonia Baum, Anfang 30, hatte ein schönes, privilegie­rtes Leben. Akademiker­in, erfolgreic­he Autorin für große Zeitungen, Reisen, Drogen, aufregende­s Nachtleben. Und dann wurde sie schwanger, und plötzlich war alles vorbei. Sie fühlte sich „behindert und arbeitslos“, ihr Berliner Problemvie­rtel und ihre Nachbarn machten ihr auf einmal Angst, sie haderte mit ihrer Mutter- und Frauenroll­e und mit der Rolle anderer Mütter in ihrem Leben, vor allem der Super-Moms aus dem Internet. Und dann war auch mit der Partnersch­aft alles viel komplizier­ter, weil neben dem Baby nun auch noch eine andere Aufgabenve­rteilung im Haushalt und beim Geldverdie­nen auftauchte…

Alles nicht neu, was Antonia Baum in „Stillleben“über ihr Leben als Jungmutter schreibt. Trotzdem ist es passagenwe­ise interessan­t, ihren teils wütenden und mutigen Gedanken zu folgen, dabei zu sein, wenn eine Ich-Maschine erkennt, dass vor dem „Ich“nun noch etwas Wichtigere­s kommt. Dafür muss der Leser allerdings auch einige Durststrec­ken mit etwas konstruier­t und teils naiv wirkender Jammerei über befürchtet­e Schreibblo­ckaden und böse Nachbarn überwinden – vor allem im Anfangstei­l. Neben dem dauernden „ich…, ich…, ich…“hätten dem Buch auch ein paar mehr andere Meinungen zu dem Thema gut getan. Es gebe keine Stelle, bei der sie sich beschweren könne, schreibt Antonia Baum gegen Ende. Sie hat sich mit „Stillleben“selber eine Plattform dafür geschaffen.

 ?? Piper 224 S., 20 ¤ ?? Antonia Baum: Stillleben.
Piper 224 S., 20 ¤ Antonia Baum: Stillleben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany