Aichacher Nachrichten

FCA: Gehen weitere Top Spieler?

Torhüter Marwin Hitz verlässt Augsburg, darüber hinaus haben sich Profis in den Vordergrun­d gespielt. Vertraglic­h sind sie gebunden, ihre Zukunft lassen sie dennoch offen

- VON JOHANNES GRAF

Mit Marwin Hitz wird ein Erfolgsgar­ant der vergangene­n Jahre den FC Augsburg verlassen. Seinen Vertrag hat der Schweizer Torhüter nicht verlängert, sein Wechsel zum Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund steht unmittelba­r bevor. Hitz hat sich gegen den Wohlfühlfa­ktor im Süden Bayerns entschiede­n, sucht stattdesse­n die sportliche Herausford­erung. Seinem Beispiel könnten weitere Leistungst­räger folgen. Durch ihre ansprechen­den, teils herausrage­nden Leistungen in der Hinrunde haben sich Michael Gregoritsc­h, Alfred Finnbogaso­n, Jeffrey Gouweleeuw oder Philipp Max in den Vordergrun­d gespielt.

Gregoritsc­h hat in seiner ersten Saison für den FCA mit 13 Toren einen Rekord aufgestell­t, zuletzt äußerte er sich beinahe amüsiert über ein mögliches Angebot vom VfL Wolfsburg und stellte klar, in Augsburg bleiben zu wollen. Andere Säulen des Mannschaft­sgerüsts äußern sich wesentlich zurückhalt­ender. Finnbogaso­n etwa. Der smarte Isländer erlebte eine Saison mit Höhen in der Vorrunde und Tiefen in der Rückrunde.

Wie schon in der vorangegan­genen Runde verpasste er unzählige Spiele wegen einer langwierig­en Verletzung. „Ich war zufrieden mit der Hinrunde. Dort konnte ich zeigen, was ich kann, wenn ich hundert Prozent fit bin“, sagte der 29-Jährige nach der abschließe­nden Niederlage in Freiburg. Elf seiner zwölf Treffer erzielte er in der ersten Saisonhälf­te. Er war froh, zumindest noch während der letzten vier Partien auf dem Rasen zu stehen.

Dass er unbedingt mit Island zur Weltmeiste­rschaft nach Russland reisen wollte, wirkte sich unmittelba­r aus. Statt sich zu schonen, arbeitete er auf eine schnelle Rückkehr im FCA-Trikot hin. Finnbogaso­n betont: „Wäre keine WM, hätte ich gewartet, bis ich hundert Prozent fit bin.“Manchmal müsse man ins Risiko gehen, meinte er. „Das ist gutgegange­n.“

Seine Gedanken kreisen jetzt um das große Turnier in knapp einem Monat. Ob er danach nach Augsburg zurückkehr­t, lässt er offen. In der Sportbild hatte er lediglich erklärt, in der Bundesliga bleiben zu wollen. Auch nach der Begegnung in Freiburg blieb er trotz eines Ver- trags bis Sommer 2020 im Vagen. „Ich spreche mit meinem Berater und frage ihn, was los ist. Wenn was los ist, dann müssen wir schauen“, erklärte Finnbogaso­n. Hoffenheim soll an einer Verpflicht­ung des Angreifers interessie­rt sein. Insgeheim hatten sich er und seine Mitspieler mehr erhofft als den Klassenerh­alt. Dies wurde nach Saisonschl­uss deutlich. Dass sich ein Finnbogaso­n Optionen offenhält, hängt mit der Ungewisshe­it zusammen, wie schlagkräf­tig die künftige FCAMannsch­aft aufgestell­t sein wird.

Finnbogaso­n meinte, es wäre schön, „zwei, drei gute Spieler zu bekommen“. Ähnlich schätzte Gouweleeuw die personelle Situation ein. Der umsichtige Abwehrchef scheint nach Hitz’ Abgang ins Grübeln gekommen zu sein. Der 26-Jährige wünscht sich Verstärkun­gen, um Ziele der Mannschaft, aber auch ganz persönlich­e, zu erreichen. „Wir müssen Qualität behalten und weitere dazubekomm­en. Dann können wir mehr schaffen“, sagte Gouweleeuw.

Dass ihn der Abstiegska­mpf auf Dauer nicht zufriedens­tellt, machte er deutlich. Bereits in der Winterpaus­e war er einer der wenigen, die öffentlich die Europa League anstrebten. Jetzt legt er nach: „Ich will nach oben und nicht jedes Jahr um den Klassenerh­alt spielen. Wir müssen mehr wollen.“Gouweleeuw­s Vertrag läuft bis Sommer 2022. Ob er ihn erfüllt? „Im Fußball weiß man nie“, sagt er ausweichen­d.

Vor allem wegen seiner Torvorlage­n hat Philipp Max bei anderen Klubs Begehrlich­keiten geweckt, Vereine aus ganz Europa sollen am Linksverte­idiger interessie­rt sein. Unter anderem Paris St. Germain, das künftig Thomas Tuchel trainiert. Max, dessen Kontrakt in vier Jahren endet, hatte im Winter lediglich erklärt, bis zum Sommer in Augsburg zu spielen. Weil der 24-Jährige Nationalsp­ieler werden möchte, liegt ein Wechsel nahe.

Die Sportliche Leitung, allen voran FCA-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter, stellt jetzt die Weichen für die kommende Saison. Reuter kündigte für die kommenden Wochen Gespräche und Entscheidu­ngen an. Gefragt nach möglichen Abgängen, wiederholt­e der 51-Jährige seine Standardau­ssage: „Wir wollen keine Qualität abgeben.“

Sollten sich in den Verträgen der Profis Ausstiegsk­lauseln befinden – heutzutage gängige Praxis –, müsste Reuter Spieler gegen eine bestimmte Ablösesumm­e ziehen lassen. Fehlen diese Klauseln, könnte Reuter Spieler halten. Oder hohe Ablösesumm­en herausschl­agen. Reuter ist bekannt dafür, ein harter Verhandlun­gspartner zu sein.

„Ich spreche mit meinem Berater. Wenn was los ist, dann müssen wir schauen.“Alfred Finnbogaso­n über seine Zukunft beim FCA

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 ??  ?? Immer nur für den Klassenerh­alt spielen? Alfred Finnbogaso­n (oben), Philipp Max (unten links) und Jeffrey Gouweleeuw (unten rechts) wollen mehr.
Immer nur für den Klassenerh­alt spielen? Alfred Finnbogaso­n (oben), Philipp Max (unten links) und Jeffrey Gouweleeuw (unten rechts) wollen mehr.
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