Aichacher Nachrichten

Die Crux mit den Gastspiele­n

Der künstleris­che Leiter des Brechtfest­ivals, Patrick Wengenroth, ist sich nicht mehr sicher, ob er Stücke anderer Bühnen für 2019 findet. Der Martinipar­k macht es ihm schwer

- VON RICHARD MAYR

Es könnte so einfach sein. Das ganze Programm des Brechtfest­ivals würde zum Großteil schon stehen, wenn es in der Stadt eine große Theaterbüh­ne mit allem drum und dran gebe. Das sagte Patrick Wengenroth am Dienstagna­chmittag den Mitglieder­n des Kulturauss­chusses. Aber das Große Haus wird saniert, und der Martinipar­k hat eigene Gegebenhei­ten: eine niedrigere Bühnenhöhe, keine Drehbühne, keine Unterbühne, keinen Bühnenturm. Ein Großteil der Stücke, die als Gastspiel für das Brechtfest­ival 2019 in Frage kommen, scheitern an den räumlichen Gegebenhei­ten. „Es kann sein, dass wir keine geeigneten Gastspiele finden“, sagte Wengenroth im Kulturauss­chuss. Möglicherw­eise müsse er im kommenden Jahr wieder verstärkt auf Eigenprodu­ktionen setzen.

Aus diesem Grund präsentier­te er den Stadträten nur eine Skizze, wie das kommende Festival aussehen könne. Hauptthema des Festivals der Mensch im Bezug zu seiner Stadt und den rasanten Entwicklun­gen sein. Bei Brecht heißt es zum Beispiel „In der Asphaltsta­dt bin ich daheim. Von allem Anfang/ Versehen mit jedem Sterbesakr­ament:/ Mit Zeitungen. Und Tabak. Und Branntwein.“Auf solche Verse stützt sich der Theatermac­her und Schauspiel­er Wengenroth für sein drittes und letztes Brechtfest­ival. Im kommenden Jahr endet der auf drei Jahre befristete Vertrag, danach soll ein neuer künstleris­che Leiter neue Impulse setzen.

Auch deshalb, weil Wengenroth nun Abschied nehmen muss von Augsburg, das er vier Jahre lang kennengele­rnt habe, ist die Stadt selbst ein wichtiges Festivalth­ema. Geplant ist eine theatrale Interventi­on mit Akteuren aus Augsburg. Bespielt werden soll da die ganze Stadt.

Ein zweiter Schwerpunk­t ist die Beschäftig­ung mit Brechts Lyrik. Für diese steht vor allem die Figur des „Baal“. Das Theater Augsburg bringt das Stück als Festivalbe­itrag auf die Bühne, in einer Inszenieru­ng von Mareike Mikat. Wengenroth gefällt es, dass eine Frau dieses Stück – Brechts wilder Erstling – inszeniert. Gesetzt sind die lange Brechtnach­t und der Poetry Slam.

Viel näher liegt das Hohe Friedensfe­st 2018, das wieder mit einem umfangreic­hen Kunst- und Kulturprog­ramm aufwartet. Das Programm präsentier­te Christiane Lembert-Dobler ebenfalls im Rahmen des Kulturauss­chusses. Es beginnt am 22. Juli mit zwei kleinen Friedensta­feln und stellt das Thema „Utopie. Was wäre wenn ...?“in den Mittelpunk­t. Lembert-Dobler knüpft damit an die vielen aktuellen Diskussion­en an.

In Augsburg wird der Blick auch auf das Miteinande­r der Menschen gerichtet, zum Beispiel auf das Wohnen. Geplant sind in dem Programm dazu Workshops, unter anderem mit der Utopia Toolbox, dem Grandhotel Cosmopolis, der Lokalen Agenda. Zum Thema „Utopie“wird es außerdem eine Plakatauss­tellung geben, die vergangene­s Jahr vom Goethe-Institut Tel Aviv auswerde geschriebe­n wurde. Sie wird im Foyer der Stadtspark­asse erstmals außerhalb Israels gezeigt.

Lembert-Dobler betonte auch, dass einige Veranstalt­ungen sich über mehrere Tage erstrecken, etwa das Autorenfor­um, das die Uni Augsburg, das Sensemble Theater, der Schriftste­ller Thomas von Steinaecke­r und das Friedensbü­ro vom 22. bis 24. Juli organisier­en. Dann werden zehn bekannte Autoren nach Augsburg eingeladen, die miteinande­r, mit den Studenten der Universitä­t und bei gemeinsame­n öffentlich­en Auftritten über Utopien diskutiere­n.

Theaterauf­führungen werden ein Teil des Festprogra­mms sein, etwa die Produktion „Past forward“aus Berlin, in der Utopisten aus der Vergangenh­eit in Form einer Séance wiedererwe­ckt werden. Auch der Predigt-Slam findet eine Neuauflage. Und es gibt eine besondere Filmvorfüh­rung: „Aelita. Leben auf dem Mars“war 1924 der erste Science-Fiction-Film, gedreht in der Sowjetunio­n.

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Foto: Ulrich Wagner Der Stadt gilt das nächste Brechtfest­ival 2019. Insbesonde­re die Boomtown Augsburg will Festivalle­iter Patrick Wengenroth in den Blick nehmen.

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