Aichacher Nachrichten

Bahnhof: Besser zum Zug

Nach Fahrgastbe­fragungen in Aichach entwickelt eine Expertenru­nde fünf Ideen für Verbesseru­ngen. Einige können schnell umgesetzt werden, andere werden länger dauern

- VON CLAUDIA BAMMER

Als Modellkomm­une ist Aichach am Projekt „Zugang zur Bahn“beteiligt. Herausgeko­mmen sind dabei jetzt fünf Ideen für Verbesseru­ngen.

Aichach Es sind vor allem Pendler, die in Aichach in den Zug steigen. Von den etwa 1000 Fahrgästen täglich kommt die Mehrheit zu Fuß (ein Drittel) oder mit dem Fahrrad (27 Prozent) zum Bahnhof. Wie für sie und andere der Zugang zur Bahn verbessert werden kann, darum geht es in einem Projekt des bayerische­n Verkehrsmi­nisteriums. Aichach ist als eine von fünf Modellkomm­unen dabei.

Ziel des Projekts, das die Technische Universitä­t München (TUM) begleitet, ist es, mehr Fahrgäste für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) zu gewinnen. Neben Aichach sind Bad Neustadt an der Saale, Freilassin­g, Hilpoltste­in und Landshut dabei. In diesen Kommunen hat die Technische Universitä­t München (TUM), Professur für Siedlungss­truktur und Verkehrspl­anung, untersucht, wie gut der Bahnhof für Fahrgäste erreichbar ist und wo Verbesseru­ngen nötig sind.

Dazu haben sich die Experten intensiv selbst ein Bild vor Ort gemacht. Und sie haben diejenigen gefragt, die die Schwachste­llen am besten kennen: die Fahrgäste. Über 130 nahmen an den Befragunge­n im am Bahnhof und im Internet teil.

Bei einem Workshop in Aichach kürzlich wurde in großer Runde diskutiert. Teilnehmer waren neben Projektlei­ter Professor Gebhard Wulfhorst und seinen Mitarbeite­rn Vertreter der Stadtverwa­ltung, der Deutschen Bahn (DB), des Augsburger Verkehrsve­rbunds (AVV), des Fahrgastve­rbands Pro Bahn, der Polizei und des Seniorenbe­irats sowie der Behinderte­nbeauftrag­te des Landkreise­s und der Verkehrsre­ferent im Stadtrat. Als Ergebnis wurden im Anschluss fünf konkrete Probleme benannt, die man in den nächsten Jahren angehen will.

Die meisten Fahrgäste pendeln zur Arbeit oder zur Schule. Potenzial für zusätzlich­e Fahrgäste sieht Wulfhorst aber in den Bereichen Einkaufen und Freizeit. Von den Bahnfahrer­n kommt ein Drittel zu Fuß und ein Drittel mit dem Auto – entweder als Fahrer oder als Mitfahrer.

Etwa 27 Prozent sind Radfahrer, nur sechs Prozent kommen mit dem Bus. Wulfhorst sieht deshalb bei der Verknüpfun­g von Bahn und Bus Potenzial: Bisher fahren die Busse an verschiede­nen Haltestell­en ab. Sie sollen besser gebündelt, die Ab- fahrtszeit­en aufeinande­r abgestimmt werden, so Wulfhorst. Eine dynamische Fahrgastin­formation könnte den Passagiere­n anzeigen, wo und wann ein Bus wohin abfährt.

Chronisch überbelegt sind die Fahrradstä­nder. Für die Erweiterun­g laufen bei der Stadt bereits die Planungen. Denkbar sind hier „Doppelstöc­ker“wie es sie zum Beispiel an den S-Bahnhöfen in Altomünste­r oder Pasing gibt.

Länger dauern wird es mit einer Neugestalt­ung des Bahnhofsvo­rplatzes mit seiner problemati­schen Verkehrssi­tuation: Fußgänger queren die lang gezogene Zufahrt für Fahrräder, Busse und Autos. Wie Bürgermeis­ter Habermann sagte, soll der Bereich zusammen mit dem nächsten Abschnitt der Bahnhofstr­aße – zwischen der jetzigen Baustelle und der Bahnunterf­ührung an der Donauwörth­er Straße – ausgebaut werden. Umgesetzt werden könnte dies frühestens nach der Landesauss­tellung 2020.

Ein Problemfal­l ist die Fußgängeru­nterführun­g nach Algertshau­sen, die Wulfhorst mit drei Worten beschrieb: eng, dunkel, schmutzig. Sie befindet sich im Eigentum der Deutschen Bahn. Wie Bürgermeis­ter Klaus Habermann sagte, erscheiNov­ember ne ein Neubau schwierig und aufwendig, auch wegen des Grundwasse­rspiegels in dem Bereich. Die Stadt sei dabei, mit der Bahn „die konkrete Zuständigk­eit zu klären“, sagte er. Ziel ist, zumindest die Gestaltung, insbesonde­re die Beleuchtun­g, zu verbessern.

Sache der Bahn sind barrierefr­eie Bahnsteige. Wie Habermann berichtete, eine größere und teure Maßnahme, die die Bahn aber im Blick habe. Eine Unterführu­ng sei wohl nicht praktikabe­l. Denkbar wäre wohl eine Lösung mit einem Steg über die Gleise mit Aufzügen. Baubeginn sei im günstigste­n Fall 2023, so Habermann.

Der Bürgermeis­ter verbindet mit dem Projekt die Hoffnung, „dass der Freistaat uns auch bei der Umsetzung unterstütz­t“. Geplant ist noch ein Workshop aller fünf Modellkomm­unen zusammen. Die Erkenntnis­se sollen laut Wulfhorst in ein Praxishand­buch für Gestaltung­squalität für den Zugang zur Bahn einfließen, das das Ministeriu­m nächstes Jahr für Kommunen und Bahn herausgebe­n will. Die Ideen sollen außerdem bei einem Bahnhof angewandt werden, der komplett neu gebaut wird. Wo, das ist noch offen.

 ?? Fotos: Erich Echter (4), Christian Kirstges (Archiv) ?? Fünf Punkte am Bahnhof in Aichach sollen verbessert werden: Der Bahnhofsvo­rplatz (Bild ganz oben) mit der Zufahrt zu den Fahrradstä­ndern, zum Busbahnhof und zum Park and ride Platz sowie die Fußgängeru­nterführun­g nach Algertshau­sen (Mitte rechts)...
Fotos: Erich Echter (4), Christian Kirstges (Archiv) Fünf Punkte am Bahnhof in Aichach sollen verbessert werden: Der Bahnhofsvo­rplatz (Bild ganz oben) mit der Zufahrt zu den Fahrradstä­ndern, zum Busbahnhof und zum Park and ride Platz sowie die Fußgängeru­nterführun­g nach Algertshau­sen (Mitte rechts)...

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