Ants sind für die Raptors nur ein kleiner Happen
Warum die geplante Fusion zwischen den beiden Vereinen geplatzt ist und warum die Augsburger jetzt im Derby in der Bayernliga beim 57:0-Kantersieg klar dominierten
Das Maskottchen der Augsburg Raptors war in seinem blauen RaubDinosaurier-Kostüm nach dem Abpfiff am Spielfeldrand vom Jubeln völlig erschöpft. Kein Wunder: Im Lokalderby der Football-Bayernliga hatten die Gastgeber den Königsbrunn Ants beim 57:0 (14:0, 27:0, 10:0, 6:0) nicht den Hauch einer Chance gelassen. Die Ameisen aus der Nachbarstadt waren am Muttertag auf der Anlage der TSG Augsburg nur ein kleiner Happen.
„Für uns war das ein Pflichtsieg. Wir sind einfach in dieser Saison die bessere Mannschaft“, sagt RaptorsVorstand Daniel Metzler ohne große Schadenfreude. Dabei hatte das Duell noch mehr Brisanz als sonst. Es war das erste Aufeinandertreffen, nachdem die Fusions-Pläne beider Vereine am Veto der Mitglieder der Königsbrunner Ants Ende Oktober 2017 gescheitert waren.
Monatelang hatte Metzler mit seinem damaligen Vorstandskollegen der Königsbrunner Ants, Christian Bertmann, den Zusammenschluss vorbereitet, doch bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Ants war die Fraktion der Fusionsgegner klar in der Mehrheit. Folge: Der Zusammenschluss wurde abgelehnt, Bertmann trat zurück. Peter Neuner, Gründungsmitglied der Ants und langjähriger Vorsitzender, sprang in die Bresche und führt jetzt den Verein. „Die Ants wären der große Verlierer der Fusion gewesen“, sagt der altgediente Football-Funktionär.
Augsburg wäre der Spielort gewesen. Die Königsbrunner hatten Angst, dass ihr Vereinsgelände, das vor kurzem mit eigenem Vereinsheim einen Kunstrasen-Trainingsplatz und Naturrasen-Hauptspielfeld für einem Millionenbetrag durch die Stadt Königsbrunn auf Bundesliga-Niveau gebracht wurde, verwaist wäre. „Wir haben Voraussetzungen, die die meisten Erstligisten nicht haben. Wir haben 30 Jahre gebraucht, um dorthin zu kommen. Warum hätten wir das jetzt alles hinschmeißen sollen?“, fragt Neuner rhetorisch.
Allerdings liefen den Ants durch die monatelange Hängepartie viele Spieler weg. Das war im Derby unübersehbar. Die Raptors und die Ants spielen in dieser Saison zwar in einer Liga, aber ein Klassenunterschied wurde mehr als deutlich. „Wir sind in einem Übergangsjahr. Es wird schwierig, aber ich denke wir werden die Klasse halten“, sagt Neuner. „Auf die Schnelle Spieler zu finden, war nicht einfach. Aber viele haben uns schon versprochen: Wenn ihr drin bleibt, kommen wir nächste Saison zurück.“Allerdings mussten die Ants das Heimspiel am Sonntag gegen Tabellenführer Munich Cowboys II wegen Spielermangel erst einmal absagen. Neuners Blick geht eigentlich schon weiter in die Zukunft. Da baut er insbesondere auf den eigenen Nachwuchs: „Unser Jugendarbeit wird bald Früchte tragen“, sagt er.
Er ist überzeugt, dass die Region auch zwei Football-Vereine verträgt. „Beide Klubs nehmen sich nichts. Wir haben kein Problem mit den Raptors und es wäre schön gewesen, wenn sie zu uns rübergekommen wären.“Eine Fusion, in der die Augsburger die Federführung übernommen hätten, war für die Mehrzahl der Mitglieder im 35. Gründungsjahr aber nicht vorstellbar.
Jahrelang waren die Ants in der Region das Football-Aushängeschild, spielten sogar in der 2. Liga, ehe es nach unten ging und die früher belächelten Augsburger aufholten. In Augsburg stieg mit jedem sportlichen Erfolg das Selbstbewusstsein. Darum ist Daniel Metzler immer noch überzeugt, dass die Fusion der richtige Weg gewesen wäre. Aber eben unter dem Dach der Raptors „Es wäre ein größerer Verein geworden, mit größeren Einflussmöglichkeiten auf die Football-Region. Wir hätten alles verdoppelt, die Anzahl der Spieler, die Anzahl der Trainer, aber auch die der Funktionäre. Die rationalen Gründe haben dafür gesprochen, aber die Gegner in Königsbrunn haben auf emotionaler Ebene gepunktet.“Jetzt werde man alleine den Weg nach oben gehen.
Die Play-Offs sind in dieser Saison das Ziel. Die jeweils ersten beiden aus der Bayernliga Süd und Nord spielen über Kreuz den einen Aufsteiger in die Regionalliga, der dritthöchsten Liga in Deutschland, aus. Der Raptors-Kader ist mit 70 Spielern gut besetzt. Allerdings haben die Raptors in der Sechser-Liga gegen die Bundesliga-Reserve der Munich Cowboys schon beide Spiele verloren und liegen mit 6:4 Punkten auf Platz zwei. „Ich muss zugeben, wir haben die Cowboys II einfach unterschätzt“, sagt Metzler. Die Münchner werden sich die Tabellenführung nicht mehr nehmen lassen. Die Raptors, die jetzt aufgrund des Spielplanes vier Wochen Punktspielpause haben, werden sich wohl mit dem Erding Bulls (derzeit 4:0 Punkte) um Platz zwei balgen.
Der Regionalliga-Aufstieg ist mittelfristig Pflicht. Potenzial ist da. Im Schnitt verfolgen rund 400 Zuschauer die Spiele, viele Fußball-Bayern, oder Landesligisten würden sich die Finger nach solchen Zuschauerzahlen abschlecken.
Inzwischen dürfen die Raptors sogar auf dem Hauptfeld auf der Anlage der TSG Augsburg auflaufen. Der blaue Plastik-Raptor vorneweg. Der „Raptorex“, der zur Zeit der Unterkreide im Gebiet der Volksrepublik China lebte, gehört übrigens zur Gattung der Raubsaurier. Die Ants bekamen das im Derby schmerzhaft zu spüren.