Klangforschung mit einer ominösen Kiste
„Kling Klang Gloria!“heißt das Mozartfest für Kinder. Es schafft spielerisch leicht Zugänge zur Musik
Kinder macht es einfach nur neugierig, Große erinnert es an die Werkstatt von Robbie und Tobi mit dem Fliewatüüt, wenn sie einen Theaterraum betreten und das Plingpolyplü Fantastiko mitten auf der Bühne steht: Eine große Holzkiste mit Griffen, durch die ein grüner Gartenschlauch führt und aus der Metallrohre ragen, auf dessen längstem ein blaues Licht blinkt. Obwohl es im Folgenden um Musik und nicht um Literatur gehen soll, steht das Blau weniger für den musikalischen Blues als die blaue Blume der Romantik für Erkenntnislust. Diese brachten am Donnerstag auch Kinder mit, die im Rahmen des kleinen Mozartfestes „Kling Klang Gloria!“das Kölner Gastspiel im Kulturhaus Abraxas sehen und hören durften.
Erkenntnis erhofft sich auch Ursula Marimba-Knaak vom Ministerium für Klangsicherheit (Ortrud Kegel), die anfangs gerufen wird, weil niemand sich mit der ominösen Kiste auskennt. Ein bisschen erinnert sie an Dolores Umbridge, die vom Zaubereiministerium entsandt in Hogwarts nach dem Rechten sehen soll. Und ebenso magisch wie in „Harry Potter“geht es auch bald rund um das Polyplü Fantastiko zu: Aus dem Ende des Gartenschlauchs ertönen Geräusche und, als Marimba-Knaak ihn in einen Eimer mit Wasser hält, Geblubbere nebst Luftblasen. Kleine Tierchen kriechen über den Boden. Zum Glück ruft all das Klanghilf Klotz vom Institut für Tonschutz (Johannes Voit) auf den Plan, um zu verhindern, dass die erschrockene MarimbaKnaak das Polyplü eliminiert.
Stattdessen erkunden die beiden Wissenschaftler es gemeinsam (Regie: Michael Miener): Zuerst klopfen sie es perkussionistisch auf sämtlichen Flächen und Extremitäten ab, um anschließend zwei Teile auseinanderzuschieben. Noch mehr bunt beleuchtet Rohre, Räder und ein altes Sonnenschirm-Gestell kommen zum Vorschein, was das Polyplü wie ein dadaistisches Kunstwerk dastehen lässt.
Stattdessen entpuppen sich alle Teile aber als Tonquellen – von alltäglich-simplen wie Glöckchen bis zu extravaganten wie Lotusflöten und einem elektromagnetisch reagierenden Theremin.
Es entfaltet sich ein Klangwunder, das mithilfe der jungen Zuschauer über den Bühnenraum hinaus tönte und das ganze Abraxas zu einem Plingpolyplü Fantastiko machte: Mit Bodypercussion oder Hühnerstall-Geräuschen ergänzten die Grundschüler die analogen und elektronischen Klänge aus der Kiste. Am Ende sangen alle gemeinsam ein Lied. Jubel und Zugabe-Wünsche bestätigten das Konzept der „Kling Klang Gloria!“-Veranstalterinnen von „Mehr Musik!“, dem „erwachsenen“Augsburger Mozartfest nicht nur ein Kinderkonzert, sondern eine ganze eigene Festivalwoche für den Nachwuchs anzuhängen und dabei neben Konzerten auch auf Klangforschung zu setzen.