Events am Abend, doch nicht mal einen Kaffee am Tag
Die Situation der Gastronomie am Airport ist ungeklärt. Das stört die Betreiber, von Anwohnern kommt Kritik
Affing/Augsburg Cocktails, gemütliches Lounge-Mobiliar, coole Musik, nette Leute in einer lauen Sommernacht – all das auf einer Dachterrasse unterm Sternenhimmel. Die Gäste der Augsburger Flughafengastronomie sollen entspannt feiern bei ihren Rooftop-Nights. Nicht jeder findet die Events toll: Stichwort Lärm. Und hinter den Kulissen ist die Lage alles andere als entspannt.
Die Sache ist verzwickt: In Mühlhausen gibt es Anwohner, die sich in steter Regelmäßigkeit bei der Affinger Gemeindeverwaltung über die Veranstaltungen beschweren. Bei jedem Event muss die Kommune mit Auflagen versuchen, die Bedürfnisse von Anwohnern, Ansprüche der Veranstalter und die Sicherheit der Besucher unter einen Hut zu bringen. Die Tagesgastronomie selbst existiert derzeit nicht. Denn es gibt ein Problem mit der Gaststättenkonzession.
Seit einem Jahr ist Benjamin Jeloucan Geschäftsführer und Inhaber der FokusF Event Marketing und Management GmbH, die die Flughafengastronomie gepachtet hat. Sie verfügt zwar über eine vollumfängliche Gaststättenkonzession. Damit gilt theoretisch die gesetzliche Sperrzeit von 5 bis 6 Uhr. Das kollidiert aber mit dem Planfeststellungsbeschluss für den Flughafen, heißt es im Landratsamt in Aichach. Der sehe nur eine Gastronomie während der Flughafen-Betriebszeiten von 6 bis 22 Uhr vor. Als die Behörde die Konzession ausstellte, „war das nicht bekannt“, sagt Sprecher Wolfgang Müller.
Das Problem schlug auf, als die Jeloucans die Gaststätte unterverpachten wollten. Die Pächterin erhielt eine Erlaubnis von 7 bis 21 Uhr und auch die nur vorläufig. Denn laut Müller kann die Lage auf Dauer so nicht bleiben. Das Landratsamt sieht nur drei Möglichkeiten: Entweder wird die Konzession widerrufen, die Gesellschaft gibt sie zurück oder sie stellt einen Änderungsantrag. Das Thema Unterverpachtung ist für FokusF daher vom Tisch. Die Gesellschaft habe den Vertrag mit der Pächterin aufgelöst, sagt Jeloucan. Wegen des Fragezeichens bei der Konzession, muss er auf das Tagesgeschäft verzichten. Dabei sagt er: „Wir brennen darauf, da geht uns eine Menge Geld verloren.“Eine Einschränkung bis 21 Uhr habe aber keinen Sinn. Der Umsatz reiche nicht aus, er brauche das Abend- und Nachtgeschäft.
Vorerst bleibt es deshalb bei den einmaligen Events, die unabhängig von der Gaststättenkonzession sind. Acht sind laut Jeloucan im Sommer geplant. Die Rooftop-Night am 5. Mai allerdings hatte die Gemeinde Affing kurz vorher untersagt, nachdem die Baukontrolle des Landratsamtes sicherheitsrechtliche Mängel entdeckt hatte. Am Muttertagswochenende aber klappte es: Die Veranstalter hatten die Mängel behoben und die Gemeinde stimmte unter Auflagen zu: Beschränkung auf 400 Personen und Begrenzung der Musik-Lautstärke. Events abzulehnen, wie es Beschwerdeführer gefordert hatten, kommt für Bürgermeister Markus Winklhofer nicht infrage. Er will keine Schadenersatzklage der Veranstalter riskieren. Ohnehin ist ihm an einer Versachlichung des Themas gelegen, wie er betont.
Auch bei der Flughafengesellschaft selbst ist man mit der momentanen Lage nicht glücklich. Geschäftsführer Peter Bayer betont auf Anfrage: „Ich plädiere für eine Grundversorgung des Flughafens.“Ohne Tagesgastronomie ist die nicht gewährleistet. Nur Events aber seien nicht im Sinne des Flughafens. „Diese Art der Veranstaltung ist nicht die, wofür der Flughafen steht“, sagt Bayer.
Grund zur Beanstandung gab es zumindest am vergangenen Wochenende nicht. Die Lärmwerte passten – wo sie denn messbar waren. Denn in Mühlhausen war das laut Gemeinde gar nicht möglich: Das lag nicht am Veranstalter, sondern daran, dass Frösche und Straßenverkehr deutlich lauter waren, als die von Weitem leise vernehmbare Musik.