Aichacher Nachrichten

Bleibt Conny Höß am Ball?

Der ehemalige Präsident des FC Pipinsried liebäugelt mit einem Engagement beim SC Fürstenfel­dbruck. Warum der 76-Jährige die Entwicklun­g beim FCP kritisch sieht und dennoch versöhnlic­he Worte findet

- VON SEBASTIAN RICHLY

Altomünste­r Pipinsried Ganz Pipinsried war beim sogenannte­n „Spiel des Lebens“im Stadion. 7000 Zuschauer verfolgten das Spiel gegen die großen Löwen. Ganz Pipinsried? Nein, einer fehlte. Nicht irgendeine­r: Ex-Präsident Konrad Höß wurde vermisst. Viele fragten sich, warum ausgerechn­et „Mister Pipinsried“beim Duell mit dem TSV 1860 München nicht vor Ort war.

Seit Höß sein Amt Anfang Februar an Roland Küspert übergeben hat, knirscht es zwischen dem Vereinsgrü­nder und seinen Nachfolger­n. „Es war richtig, aus gesundheit­lichen Gründen kürzerzutr­eten. Aber wie das Ganze gelaufen ist, hat mir nicht gepasst“, so Höß, der Küspert als Präsidente­n vorgeschla­gen hatte. „Ich habe lange nach dem richtigen Nachfolger gesucht. Roland Küspert ist eigentlich ein guter Mann, das hat man ja beim LöwenSpiel gesehen. Alles war gut organisier­t.“Und dennoch blieb Höß dem Spiel fern. „Es ging ja schon auf der Jahreshaup­tversammlu­ng mit dem Ausschluss der Presse los. Man hätte mich auch danach mehr mit einbeziehe­n können, aber Küspert hat nicht einmal mit mir gesprochen. So geht man mit verdienten Leuten nicht um.“Er hätte sich mehr Dankbarkei­t gewünscht. „Ich und meine Frau Kathi hätten wenigstens einen Händedruck verdient gehabt.“Höß hätte sich auch gerne weiterhin engagiert, doch dazu kam es nicht. „Es ist mein Herzensver­ein. Ich kann von der Macht loslassen, aber nicht vom FCP. Vielleicht habe ich dafür den falschen Nachfolger gewählt.“Kein Wunder also, dass Höß und sein langjährig­er Stellvertr­eter nur noch selten miteinande­r sprechen. Küspert selbst beschreibt das Verhältnis als „abgekühlt.“Eine Ehrung für Höß stellt er aber in Aussicht: „Wir planen einen größeren Ehrenabend. Dort sollen Konrad und Kathi Höß geehrt werden und noch weitere Helfer, die über die Jahre für den FCP tätig waren.“

Anders ist das Verhältnis zwischen Höß und Manager Roman Plesche. „Das ist völlig in Ordnung. Wir reden öfters über sportliche Belange. Roman Plesche ist ein fähiger Mann, wenn nicht sogar der entscheide­nde Mann, wenn es um den künftigen Erfolg des FCP geht.“Das gute Verhältnis bestätigt auch den Höß vor rund zwei Jahren zum Manager gemacht und mit der Kaderplanu­ng beauftragt hat. „Wir tauschen uns aus und stehen in Kontakt. Das ist in Ordnung.“Und dennoch sieht der ExPräsiden­t die Entwicklun­g beim Dorfklub kritisch. „Ich sage nicht, dass schlecht gearbeitet wird, aber mir gefällt das Gesamtkonz­ept nicht. Es geht um immer mehr Geld, alles wird immer profession­eller. Ich habe das Gefühl, das passt alles nicht zum FCP. Das ist nicht der Verein, der er 51 Jahre lang war. Ich habe die Befürchtun­g, dass mein DorfPlesch­e, verein verschwind­et.“Die Fußballabt­eilung wird demnächst ausgeglied­ert und eine GmbH gegründet werden. Für Höß nicht der richtige Weg. „Das entfremdet die Mitglieder vom Verein. Der eine oder andere hat sich schon abgewendet. Wenn zu viele auswärtige Leute das Sagen haben, ist das nicht gut für das Klima. Ich habe das Gefühl, dass sich das Dorf vom Verein entfernt. Unsere Stärke war immer das Bodenständ­ige, das fürchte ich, geht so verloren.“Roman Plesche sieht das anders. „Es ist der gemeinsame Weg der neuen Führung. Wir müssen uns ganz einfach profession­eller aufstellen, anders können wir in der Regionalli­ga nicht mithalten. Die Gemeinscha­ft im Dorf und im Verein leidet darunter keineswegs. Das Spiel gegen die Löwen hat doch gezeigt, dass alle zusammenhe­lfen.“

Trotz der Differenze­n zeigt Höß sich mittlerwei­le versöhnlic­her und will „keine schmutzige Wäsche waschen.“Vielmehr blickt er nach vorne. Gut möglich, dass der 76-Jährige schon bald eine Aufgabe beginnt – und zwar beim SC Fürstenfel­dbruck. „Präsident Jakob Ettner (Vater vom bisherigen Pipinsried­er Spieler Maximilian Ettner) hat bei mir angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dort einen Posten zu übernehmen. Das freut mich natürlich.“Ob Höß wirklich beim SCF anheuert, steht noch nicht fest. „Wir müssen erst einmal abwarten. Natürlich würde mich das reizen. Fürstenfel­dbruck ist ein schlafende­r Riese und hat ganz andere Voraussetz­ungen als der FC Pipinsried.“Gespräche gab es laut Höß auch schon mit Fürstenfel­dbrucks Bürgermeis­ter Erich Raff. Derzeit steckt der SCF, der in der Bezirkslig­a Süd Oberbayern spielt, in einem vorläufige­n Insolvenzv­erfahren. Welche Funktion Höß übernehmen solle, stehe noch nicht fest. „Das müssen wir sehen. Ich werde nicht so viel machen wie beim FCP. Vielleicht den Aufgabenbe­reich, den Plesche in Pipinsried hat. Es wäre nochmals ein Abenteuer für mich.“

Auch wenn Höß bald in Fürstenfel­dbruck sein Fußballwis­sen einsetzen könnte, so ist und bleibt er mit Pipinsried verbunden. Er spricht immer noch von „wir“, wenn er über den FCP redet. Ob er es bereut, dass er sein Amt zur Verfügung gestellt hat? „Nein. Ich fühle mich wohler, weil der ganz große Druck nicht mehr da ist. Ich bin jeden Tag in der Natur und genieße das.“Deshalb bestehe auch keine Gefahr, dass „Mister Pipinsried“bei den nächsten Wahlen wieder als Präsident antrete. „Als Mitglied des FC Pipinsried werde ich vorbeikomm­en, aber sicher nicht mehr kandidiere­n.“

 ?? Archivfoto: Appel ?? Konrad Höß verfolgt nach wie vor die Geschehnis­se beim FC Pipinsried. Der ehemalige FCP Präsident ist nicht ganz glücklich über die Entwicklun­g, gibt sich aber dennoch versöhnlic­h. Zieht es den 76 Jährigen jetzt zum SC Fürstenfel­dbruck?
Archivfoto: Appel Konrad Höß verfolgt nach wie vor die Geschehnis­se beim FC Pipinsried. Der ehemalige FCP Präsident ist nicht ganz glücklich über die Entwicklun­g, gibt sich aber dennoch versöhnlic­h. Zieht es den 76 Jährigen jetzt zum SC Fürstenfel­dbruck?

Newspapers in German

Newspapers from Germany