Wenn Hunde Wildtiere anfallen
Am Merchinger Schwanensee hat ein Vierbeiner zwei Küken totgebissen. Auch andere Fischerei- und Jagdverbände berichten von Problemen mit frei laufenden Hunden
Aichach Friedberg/Merching Papa, Mama und sieben Kinder. So sah die Schwanenfamilie am Merchinger Schwanensee Anfang vergangener Woche aus. Nun, sieben Tage später, sind drei der Küken tot. Wie Stefan Schopf, Vorsitzender der Fischergilde Merching berichtet, war ein Junges bereits Mitte der Woche gestorben, vermutlich hatte ein Hund es totgebissen. Bei zwei weiteren Küken steht die Todesursache fest: Ein Angler der Fischergilde Merching hat am Freitag beobachtet, wie ein frei laufender Hund die beiden Jungtiere angriff. Der Besitzer des Vierbeiners habe diesem noch Befehle zugerufen, um ihn zu stoppen. Allerdings ohne Erfolg. Die beiden Küken habe der Besitzer dann in die Büsche geworfen und seinen Spaziergang fortgesetzt. Als der Mann dann in sein Auto steigen wollte, habe der Angler ihn zur Rede gestellt und Fischereivorstand Stefan Schopf informiert.
„Ich habe dann die Personalien des Hundebesitzers aufgenommen“, berichtet Schopf unserer Zeitung. Er werde nun Bürgermeister Martin Walch informieren. „Hier am See nehmen solche Vorfälle immer mehr zu“, sagt er. Schopf findet, dass es zumindest zu Zeiten, in denen die Tiere brüten und ihre Jungen aufziehen, am Schwanensee eine Leinenpflicht geben sollte.
In Bayern kann jede Kommune selbst festlegen, auf welchen öffentlichen Anlagen Hunde an die Leine genommen werden oder gar einen Maulkorb tragen müssen. „Am Schwanensee sind viele seltene Tierund Vogelarten beheimatet. Wir wollen das Miteinander von Mensch und Tier hier so regeln, dass niemand zu Schaden kommt“, sagt Schopf. Diesbezüglich arbeite man eigentlich gut mit der Gemeinde zusammen.
Herbert Lipp ist Vorsitzender des Fischereivereins. Angriffe auf Wasservögel um die Flüsse, Bäche und Seen in der Stadt sind ihm in letzter Zeit nicht gemeldet worden. Man habe allerdings vor Kurzem einen totgebissenen Biber am Afrasee aufgefunden. „Das kann aber auch ein Fuchs gewesen sein“, erklärt Lipp. Beschwerden über Hunde hört er allerdings immer wieder. „Viele Leute melden sich, weil sie Angst vor den frei laufenden Vierbeinern haben und deshalb bestimmte Spazierstrecken meiden“, sagt Lipp.
Besonders häufig komme das in Ottmaring und entlang der Paar vor. „Die normalen Hundebesitzer machen dabei kaum Probleme.“Aber die Gegenden seien beliebt bei HunFriedberger desittern. Also Leute, die gegen Geld für die Besitzer der Vierbeiner deren Tiere ausführen. „Die haben dann immer mehrere Hunde dabei, von denen eigentlich keiner so richtig auf sie hört.“Doch nicht nur an Gewässern fallen Wildtiere den Vierbeinern zum Opfer. „Auch im Wald ist das ein großes Problem“, sagt Adi Schreier aus Mering. Er ist Zweiter Vorsitzender in der Kreisgruppe Friedberg des Bayerischen Jagdverbandes. „Gerade jetzt um diese Jahreszeit liegen die kleinen Rehkitze in den Wiesen. Die laufen nicht weg, wenn ein Hund auf sie zukommt“, weiß Schreier. Auch
„Wir wollen das Miteinander von Mensch und Tier hier so regeln, dass niemand zu Schaden kommt.“
Angler Stefan Schopf
„Vielen Besitzern ist es nicht klar, dass ihre Hunde schnell genug sind, um die scheuen Wildtiere zu erwischen.“
Jäger Adi Schreier
trächtige Rehe seien für große Vierbeiner eine mögliche Beute. „Vielen Besitzern ist es überhaupt nicht klar, dass ihre eigenen Hunde schnell genug sind, um die scheuen Wildtiere zu erwischen“, sagt er. „Deshalb versuchen wir Jäger, immer wieder an ihre Vernunft zu appellieren und zu sensibilisieren.“In bayerischen Wäldern herrscht im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern übrigens keine Leinenpflicht.
Wenn nun aber der Hund ein Wildtier gerissen hat, sei es wichtig, dass sich die Besitzer bei dem zuständigen Jäger oder einer Behörde melden. „Gerade wenn die Tiere noch nicht verendet sind, ist das notwendig, damit wir sie erlösen können und sie nicht unnötig leiden müssen“, sagt Schreier. „Für Vorfälle mit Hunden sind grundsätzlich die örtlichen Behörden zuständig“, ergänzt Markus Pettinger vom Sachbereich öffentliche Sicherheit am Landratsamt Aichach-Friedberg. „Die Gemeinden prüfen dann im Einzelfall, ob für einen Hund eine Leinen- oder Maulkorbpflicht angeordnet wird.“Für die Schwäne am Schwanensee in Merching brechen nun hoffentlich wieder ruhigere Zeiten an. Vor vier Jahren hatten Tierärzte bereits ein geschwächtes Vatertier einschläfern müssen.