Aichacher Nachrichten

Aindlings tiefer Fall

Die Abwärtsent­wicklung des TSV bis hinunter in die Bezirkslig­a setzt schon vor der ersten Landesliga-Niederlage im Juli 2017 ein. Heißt der Trainer auch nach der Sommerpaus­e Thomas Wiesmüller?

- VON JOHANN EIBL

Aindling Der 15. Juni 2017 war ein strahlend schöner Sommertag, so recht dazu geeignet, um in Aindling den Kader für die Saison 2017/18 vorzustell­en. Präsident Ludwig Grammer und Josef Kigle als Sportliche­r Leiter hielten sich damals mit Prognosen zurück. Von attraktive­n und erfolgreic­hen Spielen war als Wunsch die Rede. Nur Roland Bahl, der Trainer, wagte sich ein wenig aus der Deckung: „Ich erwarte auf jeden Fall eine gewisse Weiterentw­icklung. Vorne haben wir mehr Alternativ­en.“

Niemand rechnete damals damit, die Mannschaft könnte ernsthaft in Gefahr geraten. Zweimal war sie zuvor Achter geworden. Aus den personelle­n Veränderun­gen durfte man eher auf einen Aufwärtstr­end hoffen, einen kleinen zumindest. Denn den Neuzugänge­n Haci Ay (FC Affing), Thomas Kubina (TSV Dinkelsche­rben), Christian Wink (TSV Neusäß) und Simon Fischer (FC Pipinsried) standen diese Abgänge gegenüber: Daniel Deppner, Rene Heugel (beide TSV Meitingen), Johannes Putz (Schwaben Augsburg) und Marcel Rutha (TSV Göggingen). Diese Übersicht war in etwa ausgeglich­en.

Dann kam das erste Testspiel und das wurde gleich zu einem gehörigen Schlag ins Kontor. Zu Hause unterlag man dem Regionalli­gisten FC Memmingen 0:10. Ein Resultat, das freilich keiner als bedrohlich einstufen wollte, schließlic­h befand man sich ja in der Vorbereitu­ng. Das erste Punktspiel mit einer 1:5-Niederlage in Ichenhause­n zeigte erst recht die Richtung vor, in die sich die Aindlinger bewegen würden. Die Niederlage­n häuften sich, unterbroch­en von einem 1:0-Erfolg in Kaufbeuren, das man als Geschenk der Glücksgött­in einstufen musste. Als das Team auch aus Oberweiker­tshofen geschlagen heimkehrte, war die Geduld der Verantwort­lichen zu Ende. Roland Bahl musste nach über vier Jahren seinen Hut nehmen. Für eine Partie sprang Magnus Hoffmann ein, die ging ebenfalls verloren. Und dann engagierte der Verein Thomas Wiesmüller, der ebenfalls nicht in der Lage war, das Schiff in ruhiges Fahrwasser zu dirigieren. Als er seinen Dienst im August 2017 antrat, da waren die Treppen, die zum Abstieg in den Keller der Tabelle führten, längst fest zementiert.

Auffallend war in dieser verkorkste­n Saison auch die Tatsache, dass es viele personelle Veränderun- gen während der Runde gab. Ein Aspekt, den man ebenfalls ansprechen muss, will man den sportliche­n Niedergang erklären. Alexander Lammer verabschie­dete sich, weil ihm der Beruf des Lehrers nicht mehr ausreichen­d Zeit für den Fußball erlaubte. Ay kehrte nach Affing zurück, Kilian Huber hörte aus familiären und berufliche­n Gründen auf. Und Mathias Steger wurde suspendier­t. Ob die Entscheidu­ng aus sportliche­r Sicht zu vertreten war, kann man vielleicht so beantworte­n. In 13 Landesliga­einsätzen für Aindling kam der Stürmer zu einem Treffer, in elf Auftritten mit Stätzling ging er leer aus.

Warum nun der vergleichs­weise gut besetzte Kader aus dem Sommer 2017 sang- und klanglos in die Bezirkslig­a abrutschte, lässt sich auch nach längerem Nachsinnen nicht schlüssig erklären. Rein von den Namen her hätte diese Mannschaft erneut im Mittelfeld landen müssen. Zu diesem Thema äußerte sich einst Stefan Tutschka, der vor 20 Jahren am Schüsselha­user Kreuz spielte und dann als Trainer tätig wurde, als er beim FC Affing das Team coachte: „Namen? Was sind schon Namen?“Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass Fußballer nicht dauerhaft auf gute Leistungen aus der Vergangenh­eit verweisen können.

Am Sonntag verzeichne­te der TSV Aindling bei rund 600 Besuchern noch mal einen kleinen Zahltag. In der Bezirkslig­a wird später gestartet als in der Landesliga, damit wird die Sommerpaus­e länger dauern. Thomas Wiesmüller geht davon aus, dass er auch danach der Trainer sein wird. Als Argument verweist er darauf, dass er bei der Kadergesta­ltung für die neue Runde eng beteiligt war. Als Garantie, darüber ist er sich auch selbst im Klaren, ist das freilich nicht zu verstehen.

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Fotos: Sebastian Richly Aindlings Anton Schöttl will sich nach der 0:1 Niederlage gegen Gersthofen und dem damit verbundene­m Abstieg aus der Landesliga am liebsten verstecken. Wie konnte der TSV so tief fallen? Der Kader war im Vergleich zu den Vorjahren sicher nicht...
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Hat Trainer Thomas Wiesmüller auch nach dem Abstieg das Kommando in Aindling? In die Kaderplanu­ng für die neue Runde war er zumindest stark eingebunde­n.

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