Wer kauft den Plastikkram?
Selbstoptimierung ist ja längst Pflicht. Man könnte von Zwang sprechen. Schließlich werden die selbst ernannten Experten nicht müde, uns in einer Flut von Ratgebern zu erklären, wie unser Alltag effizienter, unsere Arbeit erfolgreicher, unser Selbst perfekt wird. Glaubt man all den Gurus, ist es eine Sache des positiven Denkens, des richtigen Coachens – und schon klappt es mit dem idealen Menschen. Alles machbar, alles ganz einfach. Merkwürdig nur, dass der Einzelne offenbar immer wieder am Konflikt zwischen Wollen und Handeln feststeckt, ja scheitert.
Bestes Beispiel: die Berge an Plastikmüll. Glaubt man ersten Umfragen, so ist eine Mehrheit für ein Verbot von Plastik. Wunderbar, denkt man. Denn so ein europaweites Verbot von sinnfreiem Plastikgruscht wie Plastikbechern, Plastikstrohhalmen oder Plastikbesteck ist überfällig. Noch besser wäre ein weltweites Verbot. Allerdings stellt sich doch die naheliegende Frage: Wenn so viele Menschen gegen Plastik sind, warum kaufen dann so viele all den Kram? Die katastrophalen Konsequenzen sind längst bekannt. Bilder wie am Wochenende von einem sterbenden Wal, der an acht Kilo Plastikmüll qualvoll verendet ist, sind nicht neu.
Braucht der Mensch also wirklich Verbote, um so zu handeln, dass er seine eigene Lebensgrundlage nicht zerstört? Ist es die Verführbarkeit durch den Handel, der mit immer neuem Schnickschnack im Sonderangebot einen größeren Genuss des Lebens vorgaukelt? Ist die Bequemlichkeit das Problem? Oder haben viele schon resigniert? Nach dem Motto: Alles ohnehin schrecklich, aber an mir allein kann die Welt schließlich nicht genesen – also her mit Einweggrill und Einwegbesteck, nach mir die Sintflut.
Die Plastikvermüllung zeigt, dass der ganze Selbstoptimierungswahn an den wahren Problemen vorbeigeht und eine Lösung für den Konflikt zwischen Wollen und Handeln offensichtlich noch fehlt.