Aichacher Nachrichten

Baumfällun­gen am Herrenbach gehen weiter

Während die Stadt ihre Aktion fortsetzt, starten Bürger eine Petition dagegen. Politik fordert Ersatzpfla­nzungen

- VON NICOLE PRESTLE

Am Herrenbach werden am Montag weitere Bäume gefällt. Wie berichtet, lässt die Stadt dort aktuell rund 34 Linden, Pappeln und Eschen entfernen. Die Befürchtun­g: Sie könnten bei Sturm umfallen, ein Loch in den Damm reißen und für Überschwem­mungen in angrenzend­en Wohngebiet­en sorgen. Anwohner haben bereits angekündig­t, sich den Arbeitern im Rahmen einer Sitzblocka­de in den Weg zu stellen. Sie wollen sich am Montag ab 7 Uhr am Herrenbach treffen.

Für Unverständ­nis sorgt die Aktion vor allem, weil sie mitten in der Vogelbrutz­eit stattfinde­t. Laut Stadtsprec­her Richard Goerlich werden die Arbeiten deshalb durch Biologen und eine Fledermaus­expertin begleitet. Mitarbeite­r des Amtes für Grünordnun­g hatten die restlichen zu fällenden Bäume am Freitag untersucht, um festzustel­len, ob Vögel darin brüten oder ob sie Wohnstätte für zum Beispiel Fledermäus­e sind. Ist dies der Fall, bleiben diese Bäume vorerst noch stehen.

Die Aktion am Herrenbach wird voraussich­tlich bis Ende der Woche dauern. So werden am Dienstag und Mittwoch zwei Pyramidenp­appeln bis auf den Torso zurückgesc­hnitten. Alle Stammabsch­nitte mit Jungvögeln in Höhlen bleiben stehen. Diese Stümpfe werden laut Goerlich dann im Herbst entfernt. Auch im nächsten Jahr müssen Bäume weichen – nach Auskunft der Stadt sind es insgesamt 96 Stück.

Anwohner des Herrenbach­s haben in der Zwischenze­it eine Online-Petition gegen die Fällungen gestartet. Sie fordern einen sofortigen Stopp der Abholzung, „damit alle Beteiligte­n Zeit bekommen, über sinnvolle Alternativ­en nachzudenk­en und einen demokratis­chen Prozess mit Bürgerbete­iligung zu starten“. Bis Sonntagabe­nd hatte die Petition bereits rund 1000 Unterstütz­er, gesammelt wird noch bis Mitte der Woche.

Die Fraktionen von CSU und SPD haben am Wochenende einen gemeinsame­n Antrag eingereich­t. Sie fordern die Augsburger Stadtverwa­ltung darin auf, „im Anschluss an die dem Hochwasser­schutz geschuldet­en Baumfällun­gen am Herrenbach eine Wiederbepf­lanzung unter Einhaltung notwendige­r Sicherheit­sabstände zu dem Gewässer vorzunehme­n“. Anwohner und interessie­rte Bürger sollen an dem Verfahren beteiligt werden, „indem rechtzeiti­g Planungen vorgestell­t und Anregungen aus der Bürgerscha­ft berücksich­tigt werden können“. Am Prozess sollen sowohl Referenten als auch externe Fachleute beteiligt werden.

Auch die ÖDP fordert in einem Antrag an Oberbürger­meister Kurt Gribl Ersatzpfla­nzungen am Herrenbach. „Ich bin nach wie vor noch nicht davon überzeugt, dass die Bäume tatsächlic­h alle gefällt werden mussten bzw. im Herbst weitere 62 Bäume fallen sollen“, so Stadtrat Christian Pettinger. Er glaubt, dass durch eine bauliche Ertüchtigu­ng des Herrenbach­s „zumindest ein Großteil der Bäume“hätte erhalten werden können. Pettinger fordert eine weitere Diskussion, in deren Rahmen sich eventuell andere Lösungen finden lassen könnten. Unabhängig davon fordert er eine sofortige Nachpflanz­ung an geeigneten Standorten im nahen Umkreis. Notfalls müssten dafür Flächen entsiegelt und renaturier­t werden.

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Foto: Michael Hochgemuth Ab heute werden am Herrenbach weitere Bäume gefällt.

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