Baumfällungen am Herrenbach gehen weiter
Während die Stadt ihre Aktion fortsetzt, starten Bürger eine Petition dagegen. Politik fordert Ersatzpflanzungen
Am Herrenbach werden am Montag weitere Bäume gefällt. Wie berichtet, lässt die Stadt dort aktuell rund 34 Linden, Pappeln und Eschen entfernen. Die Befürchtung: Sie könnten bei Sturm umfallen, ein Loch in den Damm reißen und für Überschwemmungen in angrenzenden Wohngebieten sorgen. Anwohner haben bereits angekündigt, sich den Arbeitern im Rahmen einer Sitzblockade in den Weg zu stellen. Sie wollen sich am Montag ab 7 Uhr am Herrenbach treffen.
Für Unverständnis sorgt die Aktion vor allem, weil sie mitten in der Vogelbrutzeit stattfindet. Laut Stadtsprecher Richard Goerlich werden die Arbeiten deshalb durch Biologen und eine Fledermausexpertin begleitet. Mitarbeiter des Amtes für Grünordnung hatten die restlichen zu fällenden Bäume am Freitag untersucht, um festzustellen, ob Vögel darin brüten oder ob sie Wohnstätte für zum Beispiel Fledermäuse sind. Ist dies der Fall, bleiben diese Bäume vorerst noch stehen.
Die Aktion am Herrenbach wird voraussichtlich bis Ende der Woche dauern. So werden am Dienstag und Mittwoch zwei Pyramidenpappeln bis auf den Torso zurückgeschnitten. Alle Stammabschnitte mit Jungvögeln in Höhlen bleiben stehen. Diese Stümpfe werden laut Goerlich dann im Herbst entfernt. Auch im nächsten Jahr müssen Bäume weichen – nach Auskunft der Stadt sind es insgesamt 96 Stück.
Anwohner des Herrenbachs haben in der Zwischenzeit eine Online-Petition gegen die Fällungen gestartet. Sie fordern einen sofortigen Stopp der Abholzung, „damit alle Beteiligten Zeit bekommen, über sinnvolle Alternativen nachzudenken und einen demokratischen Prozess mit Bürgerbeteiligung zu starten“. Bis Sonntagabend hatte die Petition bereits rund 1000 Unterstützer, gesammelt wird noch bis Mitte der Woche.
Die Fraktionen von CSU und SPD haben am Wochenende einen gemeinsamen Antrag eingereicht. Sie fordern die Augsburger Stadtverwaltung darin auf, „im Anschluss an die dem Hochwasserschutz geschuldeten Baumfällungen am Herrenbach eine Wiederbepflanzung unter Einhaltung notwendiger Sicherheitsabstände zu dem Gewässer vorzunehmen“. Anwohner und interessierte Bürger sollen an dem Verfahren beteiligt werden, „indem rechtzeitig Planungen vorgestellt und Anregungen aus der Bürgerschaft berücksichtigt werden können“. Am Prozess sollen sowohl Referenten als auch externe Fachleute beteiligt werden.
Auch die ÖDP fordert in einem Antrag an Oberbürgermeister Kurt Gribl Ersatzpflanzungen am Herrenbach. „Ich bin nach wie vor noch nicht davon überzeugt, dass die Bäume tatsächlich alle gefällt werden mussten bzw. im Herbst weitere 62 Bäume fallen sollen“, so Stadtrat Christian Pettinger. Er glaubt, dass durch eine bauliche Ertüchtigung des Herrenbachs „zumindest ein Großteil der Bäume“hätte erhalten werden können. Pettinger fordert eine weitere Diskussion, in deren Rahmen sich eventuell andere Lösungen finden lassen könnten. Unabhängig davon fordert er eine sofortige Nachpflanzung an geeigneten Standorten im nahen Umkreis. Notfalls müssten dafür Flächen entsiegelt und renaturiert werden.