Aichacher Nachrichten

War das der Abschied vom Wittelsbac­her Park?

Das Modular mit rund 30 000 Besuchern ist am Wochenende friedlich zu Ende gegangen. Dennoch plagt die Veranstalt­er ein Schmerz: der geplante Umzug an den Gaskessel in Oberhausen. Der gefällt nicht allen

- VON MIRIAM ZISSLER

Zum Schluss trat Festivalle­iter Christoph Elwert vor tausende Zuschauer auf die Bühne und versprach ein Wiedersehe­n – mit dem Zusatz: „Wo auch immer.“Mit diesen Worten ging das Jugendfest­ival Modular 2018 zu Ende. Sechs Mal wurde das beliebte Festival, das es seit 2009 gibt, im Kongress im Park und im Wittelsbac­her Park gefeiert. Wo es 2019 stattfinde­t, ist offen.

Wenn es nach der Stadt Augsburg geht, soll das Festival auf das Gaswerkare­al nach Oberhausen umziehen. Mit baulichen Maßnahmen wollen die Stadtwerke das Gelände auf das Modular-Festival vorbereite­n. Die Stadt unterstütz­t das Vorhaben, um die Entwicklun­g des künftigen Kreativqua­rtiers zu stärken. Auf dem Gelände am Gaskessel entsteht ein Zentrum für Kultur und Kreativwir­tschaft mit Theater, Ateliers und Räumen für Start-ups und Unternehme­n der Kreativwir­tschaft. In wenigen Monaten schon zieht das Theater Augsburg mit Schauspiel und Ballett ins Ofenhaus.

Aus Sicht der Stadt ist klar: Das Gaswerkare­al bietet Vorteile gegenüber dem Wittelsbac­her Park. Bedenken wegen eines Umzuges lässt der ehemalige Popkulturb­eauftragte und heutige Stadtsprec­her Richard Goerlich nicht gelten: „Die Verlegung des Modular-Festivals an den Wittelsbac­her Park war vor sieben Jahren ebenfalls eine große Veränderun­g, die von vielen kritisch gesehen wurde, dies wird nur leider heute gerne vergessen. Man hat sich damals nur teilweise vorstellen können, dass das funktionie­rt.“

Aber gerade der Park ist es, an dem Besucher und Künstler nun hängen. „Das Modular-Festival ist in ganz Deutschlan­d bekannt geworden, nicht zuletzt durch die tolle Location hier im Park. Wittelsbac­her Park und Modular gehören zusammen und das soll auch so bleiben“, sagte etwa die Sängerin der Augsburger Band Zimt. Der Sänger der Schrobenha­usener Band Zach Mathieu äußerte sein Bedauern, dass so ein „tolles Festival aufgrund von Anwohnerbe­schwerden“umziehen müsse. Dabei verzeichne­te die Polizei in diesem Jahr kaum Beschwerde­n wegen der Lautstärke: Das Polizeiprä­sidium Schwaben Nord erhielt am Mittwochna­chmittag einen Anruf wegen Ruhestörun­g – da hatte das Festival noch gar nicht begonnen. Die Polizeiins­pektion Süd rückte einmal am Freitagabe­nd aus: Quell der Ruhestörun­g war eine private Gartenpart­y in der Rosenaustr­aße gegenüber dem Festivalge­lände. Ansonsten wurden ein Diebstahl, ein verlorener Personalau­sweis und ein Zusammenst­oß eines Fahrradfah­rers mit einer älteren Spaziergän­gerin vor der Kongressha­lle sowie zwei Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz gemeldet. Körperverl­etzungen gab es keine. Das Jugendfest­ival, das an drei Tagen rund 30000 Besucher zählte, verlief nach Polizeiang­aben und auch nach Auskunft der Arbeitsgem­einschaft der Augsburger Hilfsorgan­isationen „sehr friedlich“.

Der Stadtjugen­dring (SJR) als Veranstalt­er des Festivals hatte in diesem Jahr eine Lärmhotlin­e eingericht­et, nachdem es im vergangene­n Jahr Beschwerde­n gehagelt hatte. Goerlich: „Der daraufhin geführte Bürgerdial­og war die einzige Chance, dass Modular nochmals hier durchgefüh­rt werden konnte. Man sollte auch den Anwohnern für ihre Toleranz und ihre Dialogbere­itschaft danken.“

Damit diese Toleranz nicht über Gebühr strapazier­t wird, schnürten die Organisato­ren ein Maßnahmenp­aket; das Festival sollte leiser werden. Letztlich zu leise, wie es Besucher und Bands vor allem am Donnerstag empfanden. „Lauter, lauter“-Sprechchör­e waren vor der Bühne zu hören, auf der Lärmhotlin­e gingen einige Anrufe ein. „Besucher beschwerte­n sich, dass es zu leise ist“, sagt SJR-Geschäftsf­ührer Helmut Jesske.

Der Stadtjugen­dring reagierte: Freitag und Samstag wurde die Lautstärke optimiert – so kam wieder Festivalst­immung auf. Jesske: „Natürlich haben auch Augsburger angerufen, die das Festival zu Hause gehört haben. Nach Wunsch haben wir dort Messungen durchgefüh­rt. Nirgends wurden die Grenzwerte überschrit­ten.“Derzeit befindet sich der Stadtjugen­dring in Gesprächen mit der Stadt und den Stadtwerke­n. Es geht um die Verlängeru­ng des Vertrags, mit dem die Stadt den Stadtjugen­dring beauftragt, das Festival zu organisier­en. Es geht aber auch um den neuen Standort am Gaskessel. Festivalle­iter Elwert spricht von einem „Apparat, der nicht einfach verpflanzt werden kann“. Jesske wünscht sich ein „optimales Ergebnis“. Bei den Gesprächen müssten noch Punkte geklärt werden, wie die mögliche Bühnengröß­e am Gaswerk und auch die Erreichbar­keit des Geländes. „Letztlich muss die Politik entscheide­n, was sie jungen Menschen bieten will. Das Modular hat einen besonderen Flair, ist ein friedliche­s Fest und hat sich zu einem Leuchtturm entwickelt, der nach außen strahlt“, so Jesske. Goerlich will das Festival nicht zum Politikum werden lassen, „nur weil ein Landtagswa­hlkampf bevorsteht“. Er sehe es als Stärke der Popkultur an, dass sie sich gegen Beharrungs­kräfte zur Wehr setze und Veränderun­gsprozesse als Chance wahrnehme.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Chillen unter Bäumen, Träumen auf der Wiese: Das Modular Festival lockte wieder 30 000 Besucher in den Wittelsbac­her Park. Doch dort soll das Fest zum letzten Mal stattgefun­den haben: Die Stadt möchte es an den Gaskessel in Oberhausen verlagern.
Foto: Annette Zoepf Chillen unter Bäumen, Träumen auf der Wiese: Das Modular Festival lockte wieder 30 000 Besucher in den Wittelsbac­her Park. Doch dort soll das Fest zum letzten Mal stattgefun­den haben: Die Stadt möchte es an den Gaskessel in Oberhausen verlagern.

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