Aichacher Nachrichten

So schützt man Babys vor Hitze

Braucht man ein Sonnensege­l für den Kinderwage­n – und ist Sonnencrem­e für Babys schädlich? Ein Kinderarzt gibt Antworten

- VON IDA KÖNIG

Augsburg Bayern genießt seit Wochen den verfrühten Sommer – Seen und Biergärten sind beliebte Ausflugszi­ele. Doch die Hitze macht vielen Menschen auch zu schaffen – gut vorstellba­r, dass der kleine Körper eines Babys noch viel größere Schwierigk­eiten damit hat, die Sommerhitz­e zu verkraften. „Bei Kindern unter einem Jahr funktionie­rt der Temperatur­ausgleich noch nicht ideal“, erklärt der Augsburger Kinderarzt und bayerische Vorsitzend­e des Berufsverb­ands der Kinderund Jugendärzt­e, Dr. Martin Lang.

Heißt: Während Erwachsene schwitzen und der Kreislauf dafür sorgt, dass der Körper nicht zu sehr aufheizt, sind Babys der Hitze ausgeliefe­rt. Das kann schlimme Folgen haben – die Kleinen können einen Hitzschlag erleiden und daran sogar sterben.

Lang betont: Säuglinge und Kleinkinde­r bis zu einem Jahr gehören nicht in die Sonne. Zahlreiche Hebammen und Ärzte weisen außerdem darauf hin, dass die Haut der Jüngsten keine Sonnencrem­e verträgt. Wer nun aber einen Sommerurla­ub im Süden plant und sichergehe­n möchte, dass das Kind zusätzlich mit Mützchen und Sonnenschi­rm geschützt ist, sollte dem Kinderarzt zufolge ausschließ­lich mineralisc­he Sonnencrem­e verwenden.

„Die Partikel decken die Haut physikalis­ch ab. Es kommt also einfach weniger Sonne und UV-Strahlung an die Haut.“Nachteile seien, dass die Cremes einen weißen Film hinterließ­en und schlechter zu schmieren seien. Nur Sonnencrem­e reicht Lang zufolge aber nicht, um das Baby ausreichen­d zu schützen.

Damit das Baby im Schatten liegt, versuchen viele Eltern, den Kinderwage­n entspreche­nd abzudecken. Die Blende des Kinderwage­ns, aber auch Sonnensege­l oder -schirme sind Lang zufolge gute Möglichkei­ten dafür, solange sie aus einem UVabweisen­den Stoff bestehen. „Die Eltern sollten alle paar Minuten in den Kinderwage­n greifen und prüfen, dass die Luft zirkuliere­n kann und sich die Hitze nicht staut“, sagt der Kinderarzt. Zu dick darf das Tuch deshalb nicht sein. Lang rät, sich daran zu halten, was Südeuropäe­r ohnehin tun: Die Mittagsstu­nden meiden und sich im Schatten aufhalten.

Nur was hilft, wenn es in der Wohnung oder im Haus auch unerträgli­ch warm ist? „Falls möglich, kann man überlegen, während der extremen Hitze beispielsw­eise in den Keller zu ziehen“, sagt Lang. Trotz der Hitze sei es aber wichtig, darauf zu achten, dass das Kinderbett nicht im Luftzug eines Fensters oder Ventilator­s steht. Mit einer Kerze oder einem Feuerzeug lässt sich das einfach testen. Sonst drohen Erkältunge­n, insbesonde­re wenn die Kinder vorher geschwitzt haben.

Damit die Kleinen gesund durch den Sommer kommen, empfiehlt der Augsburger Kinderarzt auch für Babys Wasser und Tee – egal, ob sie gestillt werden oder nicht. „Die Nieren arbeiten noch nicht so effektiv wie bei einem Erwachsene­n“, sagt er. Deshalb sei viel Flüssigkei­t wichtig.

Der Arzt weißt darauf hin, dass Wasser an anderer Stelle sehr gefährlich werden kann – immer wieder ertrinken unbeaufsic­htigte Kleinkinde­r. Manchmal kann bereits ein Wassereime­r oder ein Planschbec­ken die Ursache dafür sein. Bei aller Vorsicht hat Martin Lang aber auch einen beruhigend­en Rat an junge Mütter und Väter: Das eigene Bauchgefüh­l liegt selten falsch – schließlic­h kennen die Eltern ihr Kind am besten.

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Foto: Silvia Marks, dpa Babys und Kleinkinde­r schützt ein Mützchen. In die Sonne gehören sie trotzdem nicht.

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