Bespielen
Was machen Künstler mit Museen? Sie bespielen sie. Wo es Ausstellungen gibt, wird bespielt. Es ist ein klassischer Topos des Feuilletons. „Ai Weiwei bespielt mehrere Museen in Lausanne“. Anne Imhof bespielte 2017 mit „Faust“den deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Aber auch Museen bespielen Museen. Zum Beispiel das Pariser Centre Pompidou. Es „bespielt“seinen Ableger in Brüssel. Die Kultur ist ein einziger Platz zum Bespieltwerden. So wird ganz Neuruppin 2019 „von Fontanes Wort(er)findungen bespielt“. Kein Ort, der unbespielbar wäre. Es soll sogar welche geben, die auf mehreren Etagen auf spielerische Art bespielt werden. Bühnen sowieso, die werden sogar nach Spielplan bespielt.
Unbespielbarkeit gibt es hingegen im Fußball. Das bezieht sich auf den Platz, den Rasen, der entweder bespielbar ist oder unbespielbar. Dass auch Mannschaften bespielt werden, ist eine neue Erkenntnis. Wir verdanken sie dem Nationalspieler Toni Kroos, der in einem Interview mit dieser Zeitung gesagt hat, jeder Gegner unserer Elf müsse das Gefühl bekommen: „Deutschland ist schwer zu bespielen.“Konsequenterweise hätte er sagen müssen: Deutschland ist unbespielbar (was nach ungenießbar, wenn nicht gar unbesiegbar klänge). Das Verspielte in der Nationalmannschaft in Gestalt von Leroy Sané hat Bundestrainer Jogi Löw ja schon ausrangiert. Es wird in jedem Fall interessante Duelle bei der WM in Russland geben. Es spielt nicht Mexiko gegen Deutschland im ersten Gruppenspiel – sondern Mexiko wird Deutschland zu bespielen haben, den Spielverderber, den zu bekämpfen kein Kinderspiel wird. Vielleicht bespielt ja auch der Spanier Sergio Ramos seine Gegner wieder schwer.
Dies allerdings sollte man wissen: Was bespielt ist, verliert an Wert. Sammler von altem Spielzeug kennen das. Der höchste Wert wird dem zugemessen, was unbespielt ist. Alles Weitere am 15. Juli. Da ist das WM-Endspiel. Bespielt wird ganz sicher der Rasen im Luschniki-Stadion in Moskau. Und vielleicht auch Deutschland?