Kreißsaal-Krise in Aichach
Mehr als 30 Geburtsstationen haben bayernweit in den vergangenen zehn Jahren dichtgemacht. Und das, obwohl die Geburtenzahlen steigen. Dieser Trend macht auch vor der Nachbarschaft nicht halt: 2016 kam beispielsweise das Aus für die Geburtshilfe am Krankenhaus in Schrobenhausen, weil auch die letzten verbliebenen Hebammen abgesprungen waren. Dass in Aichach immer mehr Babys geboren werden, liegt nicht zuletzt auch daran. Denn so manche Schwangere aus dem Raum Schrobenhausen fährt seitdem zur Entbindung nach Aichach.
Was aber, wenn sich auch die Geburtshilfestation in Aichach nicht auf Dauer halten lässt? Ist es Frauen in den Wehen zuzumuten, immer weitere Wege in Kauf zu nehmen? Werden Babys künftig auch mal am Straßenrand geboren – weil die werdenden Mütter es doch nicht mehr rechtzeitig geschafft haben? Es besteht Grund zur Sorge. Panik ist zum jetzigen Zeitpunkt in Aichach aber noch nicht angebracht. Die Klinikleitung hat sich klar dafür ausgesprochen, die Abteilung erhalten zu wollen. Fieberhaft suchen jetzt alle Beteiligten nach Hebammen-Nachwuchs, um den sich abzeichnenden personellen Engpass noch abwenden zu können. Es besteht eine Chance, dass dies auch gelingt.
Dass der Hebammen-Markt allerdings wie leer gefegt ist, steht auf einem anderen Blatt. Seit Jahren schon ächzen Geburtshelferinnen unter ständig steigenden Haftpflichtprämien und schwierigen Arbeitsbedingungen. Viele geben deshalb ihren Beruf auf oder bieten nur noch Vor- und Nachsorge an.
Seit Jahren schon zeichnen sich das Aussterben der Geburtshelferinnen und damit auch die Kreißsaal-Krise ab, auf die das Land zusteuert. Wenn die Politik für das Problem nicht endlich Lösungen findet, dann sind personelle Engpässe wie nun in Aichach künftig nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Mit Folgen, die sich jetzt schon beobachten lassen – in Schrobenhausen wie anderswo.