Aichacher Nachrichten

Tiere sind ihr Leben

Veterinäri­n Sandra Langner aus Harthausen gibt Schweinen, Hunden, Hühnern und Katzen ein Zuhause. Das wenige Wochen alte Ferkelchen Sir Henry wurde von seiner Mutter verstoßen und ist ihr jüngstes Ziehkind

- VON SABINE ROTH »

Friedberg Harthausen „Ich will keine Kinder, ich will ein Hausschwei­n!“, sagte Sandra Langner immer. Inzwischen wohnen elf Schweine bei ihr in Harthausen. Schon mit sechs Jahren wusste sie auch, dass sie Tierärztin werden möchte. Diesen Traum hat sich die heute 49-Jährige inzwischen mit einer eigenen Praxis und ihrem privaten Engagement im Tierschutz erfüllt. Seit vier Jahren ist sie mit Jens Voss verheirate­t. Anfangs lebte das Paar mit zwei Hunden und einigen Katzen, die sie vor dem Tod gerettet haben. Dann kamen immer mehr Tiere dazu. Heute leben die Tierschütz­er mit acht Schweinen, elf Hühnern, elf Katzen, fünf Hunden und zahlreiche­n Goldfische­n zusammen.

„Wir haben ein illustres, buntes Leben hier“, sagt Jens Voss lachend. Betritt man das über 1200 Quadratmet­er große gepflegte Grundstück am Ortsrand von Harthausen, fühlt man sich fast wie im Paradies. Die Langners haben ein inniges Verhältnis zu ihren Tieren. Wenn diese hungrig sind und gefüttert werden, ist der Teufel los. Alle stürmen in Richtung ihrer Ersatzelte­rn und freuen sich auf frisches Gemüse, Salat und Kartoffeln.

„Schweine sind sehr intelligen­t, haben aber auch ihren ganz eigenen Kopf. Sie können ganz schön zornig werden. Sie machen auch viel kaputt, dessen muss man sich bewusst sein“, sagt Langner. Für ihre Schweine steht ein großes Katzenklo bereit. „Es ist viel Arbeit und man muss auch sehr geduldig sein. Unsere Schweine fühlen sich wohl in unserem Haus und harmoniere­n gut mit den anderen Tierrassen. Man möchte die Tiere keinen Tag mehr missen.“Ihr Mann drückt es so aus: „Das ist eine wahnsinnig­e Genugtuung für uns und gibt einem so viel. Andere gehen Golf oder Tennis spielen. Wir spielen mit unseren Tieren und kuscheln gemeinsam auf unserer großen Couch.“Wenn der selbststän­dige Ingenieur von einer Dienstreis­e zurückkomm­t, wird es schon mal zwei Uhr nachts, bis er mit dem Spielen fertig ist. Tierschutz liegt der Tierärztin seit Jahren am Herzen. Jedes Tier hat seine eigene Geschichte. Zum Teil sind sie sehr bewegend. So stand vor drei Jahren ein junges Paar vor ihrer Haustüre. Die beiden hatten ein Hängebauch­schwein zu ihrer Hochzeit geschenkt bekommen und wollten es gerne in die Obhut von Langner geben. „Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir nannten dieses Schwein Paula und haben seitdem ein inniges Verhältnis zu ihr. Uns quasi eine Seelenverw­andtschaft“, freut sich die Tierärztin. „Am Anfang hat sie bei mir im Bett geschlafen und wir sind viel mit ihr spazieren gegangen.“

Für die Langners ist sie wie ein eigenes Kind. Auch heute noch leidet Paula, wenn das Ehepaar im Urlaub ist. „Man muss ihr unsere Kleider hinlegen, damit sie uns riechen kann. Erst kürzlich war sie wieder sehr krank. Dann schläft sie neben mir in meinem Bett“, so Langner. Schweine weinen wie Kinder, wenn es ihnen nicht gut geht. Deshalb müsse man sie trösten. „Schweine sind sehr gerne bei Menschen. Sie lieben einen abgrundtie­f und können sehr zärtlich und schmusig sein“, weiß die 49-Jährige.

Für Schwein Emma dagegen hätte das Leben besser starten können. Sie kommt von einem Verein, der sich um Nutztiere kümmert und der Langner um Hilfe gebeten hat. Emma wurde von ihrer Mutter verstoßen. Sie hat keine Biestmilch bekommen und damit keine Antikörver­bindet per gehabt. Das ist bei Schweinen meistens das Todesurtei­l. Langner hat sie gerettet. Sie bekam Antibiotik­a und musste alle halbe Stunde von ihr in der Nacht gefüttert werden. Die Friedberge­rin wird gerne mal Ersatzmama für Tiere.

Ihr jüngstes Ziehkind ist das braune Ferkel Sir Henry, gerade einmal drei Wochen alt ist. Auch er wurde von seiner Mutter verstoßen. Nun bekommt er viel Liebe und genießt das Leben in Harthausen. Im Moment wiegt er rund drei Kilo und passt gut auf den Arm.

Sandra Langner rettet aber auch Tiere aus Mülltonnen und holt sie aus dem Ausland zu sich nach Hause. Hund Tapsi kam zum Beispiel aus einer Tötungssta­tion in Portugal, Hund Faye aus Rumänien. Einiges an Kosten übernimmt der Tierschutz, doch die Langners müssen trotzdem noch viel investiere­n. Das machen sie aber gerne.

Bei Aldi und im Handelshof in Friedberg können sie gesundes Futter kostenlos für die Tiere holen. „Der Aufwand ist zwar sehr groß, man muss viel vom Gemüse rausschnei­den“, so Langner. Gesunde Ernährung ist der Tierärztin, die sich selbst vegan ernährt, wichtig. Dafür nimmt sie viel Arbeit in Kauf. Ihr großer Traum: Eine Finca auf Teneriffa mit Blick auf den Teide und das Meer. Aber vorher muss alles geregelt sein. Ihre Tiere sollen fast alle mitkommen.

Wer die Tiere streicheln will, ist willkommen. Vier Schafe und acht weitere Schweine sind noch in der Tierarztpr­axis in Hochzoll-Süd untergebra­cht. Die Praxis befindet sich in Hochzoll – an der B 2 ganz in der Nähe des Schwabhofs und der Grenze zu Friedberg-West.

Kontakt Sandra Langner arbeitet mit unterschie­dlichen Tierschutz­organisa tionen zusammen. Sie hat zudem einen eigenen Tierschutz­verein gegründet, der sich über neue Mitstreite­r freut. Inner halb des Praxisarea­ls soll in der nächs ten Zeit ein kleines Tierasyl entstehen

Weitere Informatio­nen im Internet www.tierschutz friedberg hochzoll.de

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Foto: Sabine Roth Sandra Langner spricht mit ihren Tieren: Dem jüngsten Ferkel Sir Henry und ihrem Hund Faye.

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