Aichacher Nachrichten

Illegale Baumfällun­g an der Deponie

Die Bürgerinit­iative Holzheim ist über die Aktion empört und erstattet Anzeige bei der Polizei. Was die Lech-Stahlwerke aus Herbertsho­fen zu den Vorwürfen der BI sagen

- VON MANUEL WENZEL

Holzheim Wer von Westen her nach Holzheim fährt, der kann einige hundert Meter vor dem Ortsschild rechter Hand rege Bautätigke­it beobachten. Die Lech-Stahlwerke (LSW) aus Herbertsho­fen sind gerade dabei, eine ehemalige Sandgrube so weit herzuricht­en, dass dort bald ihre Deponie für Elektroofe­nschlacke entstehen kann.

Doch dem Unternehme­n gehört nicht das ganze Gelände „Am Roten Brunnen“. Ein Flurstück, das unmittelba­r südlich an der für die Deponie vorgesehen­en Fläche angrenzt und auf dem auch die Kapelle „Maria Hilf“steht, ist im Besitz einer Käufergeme­inschaft – bestehend aus zwölf Privatpers­onen. Auf deren Grundstück wurden kürzlich mehrere Bäume gefällt. „Der Bereich um die Kapelle war umringt mit meterhohen Bäumen und voll bewachsen. Es gab einen regelrecht­en Kahlschlag“, ist Marianne Höß empört. Sie ist Vorsitzend­e der Bürgerinit­iative (BI) Holzheim, die zusammen mit den Gemeinden Holzheim und Münster jahrelang gegen die Schlackend­eponie gekämpft hatte.

Der BI liegen Fotos vor, auf denen ein Bagger auf dem Grundstück Käufergeme­inschaft zu sehen ist. Der Verantwort­liche für die Baumfällun­gen ist für die Deponiegeg­ner klar: die Lech-Stahlwerke. „Die haben da nichts zu suchen“, betont Höß. Die Firma habe einst vergessen, diesen Bereich zu kaufen. Der werde aber für die Umsetzung der Deponie benötigt.

Diese sei wie eine Wanne angedacht, erklärt Helmut Zeilinger, der ebenfalls der BI angehört. „Aber an der Südseite fehlt die Böschung, also sozusagen die Rückwand der Wanne.“Doch die Firma tue nun einfach so, als gehöre ihr diese Fläche auch und bereitet dort ebenfalls die Deponie vor. Laut Zeilinger die übliche Taktik von LSW-Chef Max Aicher: „Es werden zuerst Tatsachen geschaffen und dann gehofft, dass man damit durchkommt.“Auch Höß sieht hier ein weiteres Beispiel, dass sich die LSW nicht an Regeln halte. Sie fordert, dass die Genehmigun­g für die Deponie zurückgeno­mmen wird. „So ein Unternehme­r darf niemals Betreiber einer privaten Deponie sein. Das könnte in einer Umweltkata­strophe enden.“

Fakt ist, dass Mitglieder der Käufergeme­inschaft am Tag nach der Baumfällak­tion bei der Polizei in Rain Anzeige erstattet haben. Wie Inspektion­sleiter Ralf Schurius auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt, geht es in diesem Fall um Sachbeschä­digung: „Tatsache ist, dass auf einem fremden Grundstück Bäume umgemacht wurden.“Im Fokus der Beamten stehe dabei nicht der Baggerfahr­er, sondern das Stahlwerk aus Herbertsho­fen. „Ansprechpa­rtner für uns ist derjenige, der die Maßnahme angeschaff­t hat. Deswegen haben wir uns an die LechStahlw­erke gewandt“, so Schurius. Deren Rechtsabte­ilung habe sich des Themas angenommen. Die PI Rain habe jedenfalls die Sachbeschä­digung bei der Staatsanwa­ltschaft zur Anzeige gebracht.

Bei den Lech-Stahlwerke­n dagegen weist man jede Verantwort­ung und Kenntnis von sich. Man sei vom Landratsam­t über die Rodungsarb­eiten auf dem Teilstück informiert worden, teilt Unternehme­nssprecher Markus Kihm der NR mit. Die LSW hätten gegenüber der Kreisbeder hörde eine Stellungna­hme abgegeben und dabei klargestel­lt, „dass wir keinen Auftrag für Arbeiten auf diesem Teilstück erteilt haben. Dass es dort dennoch zu Rodungsarb­eiten gekommen ist, bedauern wir“.

Die Käufergeme­inschaft fordert neben der Aufklärung der Tat auch den Rückbau und die Neubepflan­zung mit Bäumen in der Höhe, wie sie zuvor im Bestand waren (rund acht Meter). Des Weiteren müsse der Wert des gerodeten Holzes erstattet werden. Der Arten- und Naturschut­z sei ebenfalls nicht beachtet worden. Deshalb wird auch eine Wiederansi­edlung der getöteten Tiervorkom­men verlangt.

„Es werden zuerst Tatsachen geschaffen und dann gehofft, dass man damit durchkommt.“Helmut Zeilinger von der Bürgerinit­iative

über Lech Stahlwerke Chef Max Aicher

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Foto: Höß Bis vor wenigen Wochen war auf dem betroffene­n Gelände, linkes Drittel dieses Bildes, noch dichter Bewuchs. Deshalb wurde Anzeige erstattet.

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