Friedenspreis für das Ehepaar Assmann
Der Buchhandel zeichnet die beiden Wissenschaftler für ihre Arbeiten zum kulturellen Gedächtnis aus
Frankfurt am Main Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht 2018 an die Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann. Dies gab der Börsenverein – die Dachorganisation der Buchbranche – am Dienstag bekannt. Das Ehepaar habe ein zweistimmiges Werk geschaffen, „das für die zeitgenössischen Debatten und im Besonderen für ein friedliches Zusammenleben auf der Welt von großer Bedeutung ist“, begründete der Stiftungsrat seine Vergabe. Die renommierte, mit 25000 Euro dotierte Auszeichnung wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober in der Paulskirche verliehen.
Das vielfach wissenschaftlich ausgezeichnete Ehepaar Assmann, das in Konstanz lebt, ist das zweite Paar, das den Preis bekommt. 1970 erhielten die beiden schwedischen Friedensforscher Alva und Gunnar Myrdal die Auszeichnung.
Die Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann, 71, hat sich mit Studien zur Erinnerungskultur einen Namen gemacht. „Angesichts einer wachsenden politischen Instrumentalisierung der jüngeren deutschen Geschichte leistet sie in hohem Maße Aufklärung zu Fragen eines kulturellen Gedächtnisses einer Nation“, stellt der Stiftungsrat fest. „Ihr Werk weist darauf hin, dass ein offener und ehrlicher Umgang mit der Vergangenheit grundlegende Bedingung für ein friedliches Miteinander ist.“
Der Ägyptologe Jan Assmann, 79, hat mit seinem umfangreichen wissenschaftlichen Werk internationale Debatten zu kulturellen und religiösen Grundfragen unserer Zeit angestoßen. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch habe er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen in der Weltgesellschaft geleistet, heißt es in der Begründung weiter. Jan Assmann ist vor allem mit seinen Thesen zum Monotheismus bekannt geworden. In dem 2016 erschienenen Buch „Totale Religion. Ursprünge und Formen puritanischer Verschärfung“schlägt Jan Assmann einen Bogen zur aktuellen Diskussion und problematisiert das Gewaltpotenzial monotheistisch geprägter Gesellschaften.
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gehört zu den bedeutendsten Kulturauszeichnungen des Landes. Mit dem Preis werden seit 1950 Schriftsteller, Philosophen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland geehrt. Der Friedenspreis geht seinem Statut zufolge an Persönlichkeiten, „die in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen“haben.
Mehr über Aleida und Jan Assmann und ihre Arbeit lesen Sie im Porträt auf Seite 2.