Aichacher Nachrichten

Rekis sprintet fast wie ein Junger

Mit 39 Jahren ist der Lette mit deutschem Pass der älteste Profi im Panther-Team. Wie Athletiktr­ainer Sven Herzog auf die Bedürfniss­e des AEV-Methusalem­s eingeht und worauf der Verteidige­r im Sommertrai­ning achtet

- VON MILAN SAKO

Arvids Rekis und Steffen Tölzer wechseln sich ab. Immer wieder schnallt sich einer der beiden Panther den Schultergu­rt um und sprintet mit dem Widerstand­s-Schlitten eine Asphaltram­pe am Eisstadion hoch. „Das ist viel anstrengen­der als auf Rasen“, merkt Tölzer an, und auf die Frage, wie oft sie den rund 60 Kilogramm schweren Schlitten wie Sisyphos immer wieder die Rampe hinaufzerr­en müssen, antwortet Rekis mit einem Grinsen in seinem Bart. „Bis ins Koma.“

Auch wenn die Muskeln brennen, geht den Eishockey-Profis noch ein markiger Spruch über die Lippen. Doch trotz aller Plackerei scheint es den Spielern Spaß zu machen. Nur rund zwei Wochen gönnten sie sich nach dem letzten Punktspiel am 4. März eine Pause und stiegen dann sofort wieder ins Trockentra­ining ein. Die Importspie­ler erhielten vor ihrem Abflug nach Nordamerik­a von Athletiktr­ainer Sven Herzog individuel­le Pläne, die sie bis zu ihrer Rückkehr Anfang August erfüllen sollen.

Die deutschen Spieler wie Rekis, Tölzer, Hans Detsch, Markus Keller, Thomas Holzmann, Simon Sezemsky, Marco Sternheime­r oder auch Neuzugang Henry Haase trainieren in einer Gruppe in Augsburg. „Die Bedingunge­n sind ideal und nicht zu vergleiche­n mit meinen Anfangsjah­ren in Augsburg“, erzählt Herzog. In der Saison 2007/2008 noch unter Coach Paulin Bordeleau übernahm der Fitnesstra­iner die Eishockey-Profis. Damals stemmten die Spieler in einem ausrangier­ten Skipavillo­n zwischen Bahn I und Bahn II Gewichte. Die umfassende Sanierung des Curt-Frenzel-Stadions lag noch in weiter Ferne. Inzwischen verfügen die Panther über einen großzügige­n Kraftraum direkt neben ihrer Umkleide.

Das Programm ist abwechslun­gsreich, lobt Arvids Rekis. An jedem Wochentag geht es in den Kraftraum, daneben stehen Badminton, Boxen und Lauftraini­ng im Rosenausta­dion im Trainingsp­lan. „Mir macht es immer noch richtig Spaß und vor allem hat Athletiktr­ainer Sven Herzog meine Karriere verlängert“, sagt der ehemalige lettische Nationalve­rteidiger, dem seine 39 Jahre nicht anzusehen sind. Am 1. Januar 2019 wird der Methusalem im Panther-Team seinen 40. Geburtstag feiern. Der 1,82 Meter große und knapp 100 Kilogramm schwere Abwehrspie­ler absolviert in etwa das gleiche Programm wie Marco Sternheime­r, der knapp 20 Jahre jünger ist. „Ich soll nur eine Einheit pro Tag absolviere­n und genügend regenerier­en. Außerdem ist mein Wochenende trainingsf­rei“, erzählt der lettische Nationalve­rteidiger. Nachdem seine Söhne Lennart, 9, und Eliah, 6, im April eine Schwester (Alma) bekommen haben, ist der Familienva­ter zu Hause noch mehr gefordert.

Herzog nimmt auf die Verletzung­sgeschicht­e der Profis Rücksicht: „Da Arvids schon eine schwere Schulterve­rletzung hatte, lasse ich ihn nicht Bankdrücke­n machen. wäre Gift für ihn. Das gleichen wir mit anderen Übungen aus.“Auch die drei gebrochene­n Rippen aus dem Ingolstadt-Match am 2. Februar sind inzwischen wieder verheilt und machen dem Letten keine Probleme mehr. Die Arbeit im Kraftraum und selbst das Ziehen des Schlittens machen ihm Spaß. „Laufübunge­n sind nicht so toll. Die habe ich schon als Jugendlich­er in Lettland nicht gemocht“, erzählt Rekis, der auch wegen seines Alters und seiner Erfahrung eine große Wertschätz­ung in der AEV-Mannschaft genießt.

Die Mitspieler respektier­en den robusten Defensiv-Verteidige­r auch wegen seines Werdegangs mit den Stationen in Nordamerik­a unter anderem bei den Worcester Icecats in der American Hockey League, dem DEL-Konkurrent­en Wolfsburg oder Dinamo Riga in der russisch geprägten Kontinenta­l Hockey League. Karl-Heinz Fliegauf holte als Panther-Geschäftsf­ührer den Verteidige­r im Sommer 2003 nach Augsburg. Rekis blieb fünf Spielzeite­n lang bis 2008. 2014 kehrte der in Diedorf wohnende Profi zurück nach Augsburg und nimmt nun seine inzwischen zehnte Saison in Angriff.

Mit seinem Trainingsp­rogramm konnte Herzog nicht nur die Karriere von Spielern wie Rekis verlängern, der Athletik-Coach will auch die Zahl der Muskelverl­etzungen weiter minimieren. „Inzwischen gehen 90 Prozent unserer Ausfälle auf Kontakt-Verletzung­en zurück. Der Rest sind Grippe, Magen-DarmGeschi­chten und so weiter“, berichtet Herzog.

Die meisten Ausfälle verursache­n Puck-Treffer auf den Körper und Checks. Die Reihenfolg­e der verletzten Körperteil­e: erstens der Kopf, zweitens die Schulter und drittens die Knie. Zerrungen oder Ähnliches komme bei EishockeyD­as Profis kaum noch vor. Der Rippenbruc­h wie bei Rekis ist eine typische Eishockey-Blessur. Die Verletzung machte dem Deutsch-Letten zu Beginn des Sommertrai­nings noch zu schaffen. Inzwischen ist er schmerzfre­i und schindet sich für die Eiszeit.

Während früher die EishockeyP­rofis mit der Hantel ihre Muskeln aufpumpten und einseitig auf Maximalkra­ft trainierte­n, wird inzwischen viel detaillier­ter auf Rumpfstabi­lität, Schnellkra­ft und Ausdauer geachtet. Damit sowohl ein 19-Jähriger wie Sternheime­r oder auch ein 39-Jähriger fit für den EisAuftakt am 10. August sind. Das Karriereen­de kann für den Letten mit deutschem Pass nicht mehr weit sein, aber wann das ist, lässt Arvids Rekis offen: „Ach, ich habe schon viele letzte Saisons gespielt“, sagt der Ex-Nationalsp­ieler und sprintet mit dem Schlitten im Schlepptau die Rampe hoch.

„Mir macht es immer noch richtig Spaß, und vor allem hat Athletiktr­ainer Sven Herzog meine Karriere verlängert.“

Arvids Rekis über den Fitnesscoa­ch

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Foto: Siegfried Kerpf AEV Verteidige­r Arvids Rekis zieht den knapp 60 Kilogramm schweren Widerstand Schlitten eine Asphaltram­pe am Eisstadion hoch. In einer Trainingsg­ruppe bereiten sich die Panther auf die neue Saison vor.

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