Hilfe Telefon bei schweren Unglücken
Bei Katastrophen wie zuletzt dem Zugunglück auf dem Bahnhof in Aichach oder dem Tornado in Affing entlastet neues Angebot der Telefonseelsorge Augsburg ab sofort den Katastrophenschutz, die Leitstelle und die Polizei
Aichach Friedberg Es war ein Unglücksszenario, wie es Aichach noch nicht erlebt hatte, als Anfang Mai ein Triebwagen der Bayerischen Regiobahn (BRB) am Aichacher Bahnhof in einen stehenden Güterzug prallte. Es gab zwei Tote und zahlreiche Verletzte. Rund 240 Einsatzkräfte waren vor Ort. Die Versorgung der Verletzten hatte oberste Priorität. Die Kriseninterventionsteams des Landkreises kümmerten sich um Betroffene und ihre Angehörigen. Unterstützung bekommt das Kriseninterventionsteam des Wittelsbacher Landes künftig von der Telefonseelsorge Augsburg. Sie bietet bei größeren Unglücken im Landkreis ein Krisentelefon an. Neu ist auch ein ganzjähriges telefonisches Angebot für Einsatzkräfte, um Erlebnisse psychologisch verarbeiten zu können.
Außergewöhnliche, belastende Ereignisse wie Unfälle, Gewalttaten oder Katastrophen, aber auch der plötzliche Tod einer nahestehenden Person rufen bei vielen Menschen vorübergehend starke Reaktionen Gefühle hervor. Davon können auch Augenzeugen und Helfer sowie Hinterbliebene betroffen sein. Als Ergänzung zu bestehenden Hilfsangeboten wird im Katastrophenfall oder bei größeren Unglücken die Telefonseelsorge Augsburg künftig ein Krisentelefon anbieten. Es läuft über eine Festnetznummer, die im Notfall freigeschaltet und in Absprache mit dem Katastrophenschutz bekannt gegeben wird. Neben München ist es die zweite Hotline dieser Art in Bayern.
Um zu gewährleisten, dass sie im Krisenfall schnell bereit ist, schaffte die Telefonseelsorge mithilfe von Spendengeldern eine neue Telefonanlage an. Damit können mehrere Leitungen parallel geschaltet werden. In Schulungen lernten die ehrenamtlichen Mitarbeiter, wie das System des Katastrophenschutzes funktioniert, und übten vor allem die Gesprächsführung für diese speziellen Situationen.
Franz Schütz betont: „Die unterscheidet sich grundlegend von denen der Telefonseelsorge.“Es gehe unter anderem darum, panische Menschen zu beruhigen und ihnen Situation zu erklären. Wie zum Beispiel der Anruferin, die während des Amoklaufs am Olympiaeinkaufszentrum in München auf der Toilette war und draußen die Schüsse hörte.
Der Amoklauf in München und die guten Erfahrungen mit dem Krisentelefon waren der Anstoß für die Telefonseelsorge Augsburg, hier in der Region ebenfalls ein Krisenteleund fon einzurichten. Damit die ehrenamtlichen Mitarbeiter Auskunft geben können, bekamen sie bei der Schulung Einblicke in die Zusammenarbeit der einzelnen Hilfs- und Rettungssysteme. Außerdem seien sie geschult in den Standards der sogenannten Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV), sagt Michaela Grimminger, Fach- und Ausbildungsreferentin bei der Telefondie seelsorge. Insgesamt arbeiten rund 80 Ehrenamtliche in der Telefonseelsorge. Etwa 75 von ihnen wurden speziell für den Einsatz am Krisentelefon geschult. Schütz sagt: „Wir haben damit genügend Ressourcen, um im Notfall in der Akutphase über mehrere Tage die erforderlichen Telefonleitungen besetzen zu können.“
Das Krisentelefon ist nur im Krisenfall (Amoklauf, Großschadenslage, Katastrophenfall) aktiviert. Es soll dann den Katastrophenschutz, die Leitstelle, das Bürgertelefon und die Polizei spürbar entlasten. Im Krisenfall arbeiten die Abteilungen Katastrophenschutz, Sicherheitsangelegenheiten und öffentliche Sicherheit am Landratsamt eng mit der Telefonseelsorge zusammen. Ab heute freigeschaltet ist eine zweite Telefonnummer bei der Telefonseelsorge, an die sich Helfer vor Ort wenden können, wenn sie Hilfe bei der psychologischen Verarbeitung wünschen.
Weitere Informationen zur Telefonseelsorge im Internet unter www.krisentelefon augsburg.de