Er möchte den Kontakt zur „Basis“behalten
Hans Friedrich Stock leitet seit dem Halbjahr die Wittelsbacher Realschule in Aichach und hat sich besondere Ziele gesetzt. Die Nähe zu den Schülern ist dem 53-Jährigen, der vorher in Geisenfeld war, aber auch weiterhin wichtig
Aichach Hans Friedrich Stock war nicht immer schon ein Schulmensch. Er hat zunächst Betriebswirtschaftslehre studiert und ist erst dann auf Lehramt umgestiegen. Auch war er in seinen beruflichen Anfangsjahren eine Zeit lang als „Trainer und Consultant“in einem Software-Unternehmen in Erlangen tätig. „Eine völlig andere Welt“, sagt er. Damals habe er gemerkt, dass er doch lieber mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten möchte. Also entschied sich Hans Friedrich Stock für die Schullaufbahn. Mit Erfolg: Seit dem Halbjahr ist er neuer Schulleiter an der Wittelsbacher Realschule in Aichach.
Eine Entscheidung, eine „Weichenstellung“, die ihn gleichwohl lange beschäftigt habe, sagt der 53-Jährige. Denn nicht nur lasse sich in der freien Wirtschaft mehr Geld verdienen. Die Entscheidung bedeutete für den gebürtigen Nürnberger damals auch, die fränkische Heimat zu verlassen. Und das fiel ihm nicht leicht. „Ich bin ein Franke“, sagt er auch Jahre später noch mit einem Schmunzeln, während er sich fürs Gespräch auf seinem Stuhl im Büro in Aichach zurücklehnt. Sein Weg führte ihn zunächst über Riedenburg und Schrobenhausen nach Geisenfeld, wo er die vergangenen Jahre als Konrektor tätig war. Aichach kannte Stock bereits aus dem privaten Umfeld. Und auch mit seinem Amtsvorgänger Detlef Kraze war er bereits persönlich bekannt: Kraze war vor seiner Zeit als Schulleiter in Aichach ebenfalls an der Schule in Schrobenhausen tätig gewesen. Als dessen Stelle ausgeschrieben war, bewarb sich der Nürnberger darauf.
Nun ist er hier angekommen, an der Wittelsbacher Realschule in Aichach – wie auch in der Rolle des Schulleiters. „Es gefällt mir gut hier und ich bin froh über diese Entscheidung.“Mit seinen beiden Stellvertretern, der erweiterten Schulleitung und allen anderen Kollegen habe er ein starkes Team an seiner Seite und auch das Lehrerkollegium sei toll. Die Arbeit gestalte sich dadurch sehr angenehm, freut sich der 53-Jährige. Und genug zu tun gebe es ja gerade in diesen „turbulenten ersten Monaten“genug.
Da ist das laufende Geschäft, das er zum Halbjahr, also mittendrin, übernommen hat: die Unterrichts- der Lehrer, die er beurteilen muss. Die Unterrichtsplanung schon fürs nächste Schuljahr, Infoabende für Neueinschreibungen. Da ist die geplante Sanierung der Mittelschule, für die er Zahlenmaterial zusammenstellt. Da sind die vielen Gespräche, die es zu führen gibt. „Ein bisschen wie ein Managerjob ist das schon“, sagt Stock. Die Erfahrungen aus der freien Wirtschaft seien da hilfreich für ihn, da habe er viel gelernt, was etwa Personalführung angeht. Multitaskingfähig müsse ein Schulleiter sein und gute Nerven haben. Und schnell umschalten können, wenn der Schulleiter wieder in die Rolle des Lehrers schlüpft. Denn der 53-Jährige gibt auch weiterhin Unterricht: sechs Wochenstunden in Erdkunde und Wirtschafts- und Rechtslehre.
Die Nähe zu den Schülern ist ihm wichtig, es ist der Kontakt zur „Basis“, wie er sagt. Dieser hilft ihm auch bei der einen oder anderen Entscheidung, „denn nur so weiß ich ja, was das dann für einen Lehrer bedeutet“. Auch früher schon hat er gerne mit jungen Menschen zusammengearbeitet – lange hat sich Stock etwa in der evangelischen Jugend engagiert. Überhaupt genießt der 53-Jährige das Zusammensein mit anderen: mit Freunden nach einem langen Arbeitstag etwa. Vor allem aber mit seiner Familie. Stock ist verheiratet und hat zwei Kinder, die erst zehn und elf Jahre alt sind. Die Familie lebt bei Ingolstadt, Stock pendelt täglich zur Arbeit.
In Aichach hat er als neuer Schulleiter „klare Strukturen“vorgefunden, wie er sagt. Kraze habe die Schule sehr gut geführt. Vieles möchte Stock beibehalten, etwa die Klassenfahrten und Austauschprojekte über das EU-Programm Erasmus-Plus. Ausbauen will Stock den digitalen Unterricht: Statt bisher einer soll es im kommenden Schuljahr drei iPad-Klassen geben. Besonders wichtig ist ihm noch ein weiteres Thema: „Ich möchte das Profil Inklusion an unserer Schule schärfen“, sagt Stock. Zwölf Inklusionsschüler hat die Schule im Moment, im kommenden Schuljahr verdoppelt sich die Zahl.
Überhaupt gibt es wieder mehr Neueinschreibungen, was Hans Friedrich Stock sehr freut. Nachdem die Zahl in den vergangenen Jahren stark rückläufig war, starten knapp 150 Fünftklässler im September an der Wittelsbacher Realschubesuche le. 110 sind es zum Ende dieses Schuljahres. „Das ist ein großer Erfolg“, sagt der Schulleiter. Und in seinen Augen auch ein Verdienst der Lehrer an der Wittelsbacher Realschule, „die gute Arbeit leisten“.