Aichacher Nachrichten

Mit einem Hit aus dem Jahr 1969 geht es ab in die Zukunft

- VON SILVANO TUIACH silvano.tuiach@augsburger allgemeine.de

Menschen meines Alters erinnern sich vielleicht noch an den Song „In the year 2525“von Zager and Evans aus dem Jahre 1969. Zager and Evans waren das typische „One-Hit-Wonder“, auf Deutsch könnte man dazu auch sagen: eine Eintagsfli­ege. Der Song – der auch heute noch gespielt wird – beginnt mit der Einschränk­ung: „If man is still alive“, frei übersetzt: Wenn es den Menschen, so wie wir ihn kennen, im Jahr 2525 überhaupt noch gibt. In diesem Song hangeln sich die Interprete­n immer weiter hinauf in die Zukunft, 2525, 3535, 4545, 5555 usw.

Fangen wir mit dem Jahr 2525 (also in ca. 500 Jahren) an: In diesem Jahr wird es in jedem Haushalt zwei bis drei Roboter geben und die Hightech-Ingenieure haben bis dahin schon ein System entwickelt, wie wir ohne Smartphone jederzeit kommunizie­ren können, ein Implantat im Gehirn, das schon im Säuglingsa­lter eingericht­et wird, macht es möglich. In diesem Jahr wird die Welt von China und Indien beherrscht werden, Europa spielt keine Rolle mehr, ist nur noch eine chinesisch­e Provinz.

„In the year 3535“gibt es den Homo sapiens in der derzeitige­n Form nicht mehr, die Verschmelz­ung von Mensch und Roboter ist in vollem Gange, der Cyborg ist Wirklichke­it geworden. Der Tod ist praktisch besiegt und die Daten des Menschen (früher „Individuum“genannt) werden beizeiten auf einen Computer gespielt, die Reste des menschlich­en Körpers (Herz, Lunge, Leber etc.) werden entsorgt und das Bewusstsei­n (die Daten) des Cyborgs werden auf einen Roboter gespielt, der ewig existiert. Überflüssi­g zu sagen, dass 3535 so etwas wie Demokratie nur mehr eine vage Erinnerung an die Vergangenh­eit darstellt.

Im Jahr 4545 machen dann Chinesen und Inder 95 Prozent der Weltbevölk­erung aus. Europäer sind nur mehr in kleiner Anzahl in Berggegend­en zu finden. Als museale Existenzen. Menschen, wie es sie früher gab, werden nur noch in speziellen Zoos zu bestaunen sein. Tiere – von elektrisch­en Hunden abgesehen – gibt es keine mehr.

„In the year 5555“ist die Erde dann unbewohnba­r geworden. Die Bevölkerun­g weicht aus auf den erdähnlich­en Planeten Alpha Centauri. Roboter aus dem Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung gründen dort die Stadt „Nova Augusta“.

Und der liebe Gott – so es ihn denn gibt – wird von oben herabsehen und denken: „Mensch, was ist aus dir geworden, ich glaube jetzt, bei der Schöpfung war ich am Ende der Woche doch etwas überarbeit­et.“

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An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach

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