Millionen für den Brandschutz
Sanierung Schulen, Sportstätten, Verwaltungsgebäude: Auf die Stadt kommen Millionen-Ausgaben zu. Auch für das Rathaus macht ein Gutachten Druck. Warum mehr Mängel festgestellt werden und das alles so teuer ist
Für die Stadt stehen in den kommenden Jahren zwei- bis dreistellige Millionenausgaben an, um ihre Gebäude auf aktuellen Stand beim Brandschutz zu bringen. Allein beim laufenden 300-Millionen-Euro-Schulsanierungsprogramm geht das Schulverwaltungsamt davon aus, dass ein Drittel der Ausgaben in den Brandschutz geht. Die JohannStrauß-Grundschule in Haunstetten muss sogar deswegen frühzeitig abgerissen werden, weil die Feuerwehr unter anderem mit dem offenen Treppenhaus so viel Probleme sieht, dass eine geplante vorläufige Weiterführung des Betriebs um fünf bis zehn Jahre – erst dann war ein Neubau im Zuge des Neubauviertels Haunstetten-Südwest geplant – nicht möglich ist. Zum Beginn des Jahres 2020 muss zugesperrt werden. Die Stadt bemüht sich nun, eine Lösung mit Fertigmodulen hinzubekommen. Kostenpunkt: acht Millionen Euro.
Auch bei anderen Immobilien der Stadt wie Sportstätten und Verwaltungsgebäuden gibt es Handlungsbedarf. Exemplarisch dafür steht das Rathaus als zentrales Gebäude der Verwaltung. Schon vor vier Jahren wurden Brandmeldesystem und Löschwasserleitungen erneuert, im Frühjahr musste der Souvenirshop im Erdgeschoss schließen, weil die Situation dem Brandschutz nicht mehr genügte. Dieses Jahr und 2019 müssen 1,4 Millionen Euro in das Gebäude gesteckt werden, um es überhaupt weiter nutzen zu können.
Ein Gutachten empfiehlt der Stadt dringend, zügig mit Bauarbeiten zu beginnen oder die Nutzung (außer Ratskeller) so einzuschränken, dass bei einem Brand alle Anwesenden mit der Drehleiter gerettet werden können – faktisch bleibt damit keine andere Wahl als zu bauen, weil allein bei den monatlichen Stadtratssitzungen mehr als 70 Personen im Sitzungssaal dabei sind, von Besuchern des Goldenen Saals und Fraktionsmitarbeitern gar nicht zu sprechen.
Nun geht es darum, die beiden Treppenhäuser mit rauchdichten Türen auszustatten, um auf diese Weise zwei voneinander unabhängige Fluchtwege zu schaffen. Start der Bauarbeiten soll im August sein (bis März 2019). Ab 2021 wird das Rathaus dann sogar vorübergehend geschlossen werden, um die Haustechnik auf Stand des Brandschutzes zu bringen. Dafür muss das Mauerwerk geöffnet werden, was laut Diese Arbeiten sollen mit einer Modernisierung der Sitzungssäle und einer Asbestsanierung zusammengefasst werden.
Wie viel Geld in den vergangenen Jahren in den Brandschutz geflossen ist, ist schwierig zu beziffern. Meist geht es dabei um zusätzliche Fluchtwege, Rauchklappen und Brandmeldeanlagen. Baureferent Gerd Merkle (CSU) verweist darauf, dass Brandschutzsanierungen häufig im Zusammenspiel mit weiteren Baumaßnahmen kommen.
Das kostspieligste Beispiel ist das Theater, dessen Generalsanierung und Erweiterung insgesamt knapp 200 Millionen Euro verschlingen wird und das wegen Mängeln beim Brandschutz früher als geplant schließen musste. Auch bei der Kongresshalle sorgte der Mangel an Fluchtwegen für eine Besucherbegrenzung – die Stadt sanierte den Bau daraufhin komplett für 21 Millionen Euro, bevor er 2012 wieder eröffnen konnte. Die Sanierung des Schulzentrums von FOS/BOS/RWS
Warum immer mehr Mängel festgestellt werden
noch teurer. Der Komplex muss in den kommenden Jahren für mindestens 75 Millionen Euro saniert werden. Anlass für die Generalerneuerung ist auch hier der Brandschutz.
Es sei schwierig, die Kosten für den Brandschutz bei solchen Generalsanierungen getrennt auszuweisen, so Merkle. „Es ist jedoch davon auszugehen, dass in den vergangenen Jahren ein zweistelliger Millionenbetrag für den Brandschutz an städtischen Gebäuden ausgegeben worden ist.“Während bei Neubauten für den Brandschutz rund zehn Prozent der Kosten ausgegeben werden, liegt dieser Anteil bei Sanierungen oft deutlich höher. Teils müssen ganze Zwischendecken und Türen ausgewechselt werden oder mehrstöckige Treppenhäuser als Fluchtweg angebaut werden. „Diewird. se Arbeiten sind sehr kostenintensiv und lösen oft flankierende Maßnahmen wie die Erneuerung der Beleuchtung aus“, so Merkle.
Bei wie vielen Gebäuden aktuell Mängel beim Brandschutz bestehen, ist in keiner Übersicht festgehalten. Alle öffentlichen Gebäude würden aber regelmäßig von der Feuerwehr begutachtet, so die Stadt. Ein weiterer Schwerpunkt bei den Sanierungen sind die Sportstätten. Am Haunstetter Hallenbad/Sporthalle laufen aktuell kleinere Umbauarbeiten, nachdem dort seit Jahren eine Begrenzung der Zuschauerzahl gilt. In der für 3000 Besucher konzipierten Erhard-Wunderlich-Sporthalle am Wittelsbacher Park dürfen sich seit Jahren maximal 200 Personen im Erdgeschoss aufhalten, voraussichtlich ab Ende 2019 können wieder Zuschauer auf die Tribünen. Die Arbeiten dauern seit Jahren.
Dass in den vergangenen Jahren deutlich mehr Mängel festgestellt werden, liegt nur zum Teil daran, dass die Technik etwa bei Brandwird meldern in die Jahre gekommen ist. Mit den Jahren sind die Anforderungen nach oben geschraubt worden. Zudem schauen Behörden und Planer genauer hin, auch verursacht durch Großbrände wie das Inferno am Düsseldorfer Flughafen vor 22 Jahren. „Teilweise“, so Merkle, „werden brandschutztechnische Auflagen aus der Bauzeit vergangener Jahrzehnte inzwischen anders bewertet und müssen deshalb nachgebessert »Kommentar werden.“