Aichacher Nachrichten

Radlerlebe­n

- VON MARCUS BÜRZLE

Zu viel des Guten. So könnte man die Augsburger Straße in Pfersee beschreibe­n. Die Planer haben in den Straßenrau­m alles hineingepr­esst, was sich jeder wünscht: Straßenbah­ngleise. Parkplätze. Fahrbahn. Haltestell­en. Fußwege. Radwege? Nein. Warum nicht?

Formale Antwort: In der Augsburger Straße in Pfersee gilt Tempo 30. Das ist tatsächlic­h ein feiner Zug – warum ist das eigentlich in einer Großstadt abgesehen von wichtigen Achsen nicht Standard? Tempo 30 schließt echte Radwege oder -spuren aus. Doch jenseits dessen hat man den Eindruck, dass schlicht kein Platz mehr für Radfahrer war und sie auch nicht im Zentrum der Überlegung­en standen. Wer daran zweifelt, möge einmal von Herz Jesu in Richtung Innenstadt fahren. Auf der Straße, wo man als Radler hingehört.

Es geht grundsätzl­ich eng zu, denn rechts ist der Randstein und links kommen schon ziemlich bald die Straßenbah­nschienen. Es gibt kaum tückischer­es als diese Rillen. Einmal unachtsam und mit dem Rad reingekomm­en, entwickelt sich die Fahrt schnell zu einem unkontroll­ierbaren Abenteuer. Vor allem an den Straßenbah­nhaltestel­len, denn dort schrumpft der Abstand bremsen. Was für ein Dilemma. Es ist ein Beispiel dafür, wie kniffelig es ist, bestehende Straßen und Viertel fahrradfre­undlich zu machen. Vorfahrt für Radler und nicht Vorfahrt für alle anderen. Wie lässt sich das machen? Ich gebe zu, keine Ahnung. Bremsende Einbauten für Autos? Freie Bahn für Radler? Fachleute, bitte melden.

Augsburg startet erst einmal klassisch. Mit rechts vor links. In Zeiten der Fußball-WM sagt man dazu am besten: Schau’ mer mal (nur am Rand: Wo steckt eigentlich Kaiser Franz Beckenbaue­r?). Aus heutiger Sicht ist das eher noch die kleine als die ganz große Nummer. Aber besser als die Augsburger Straße. Und vielleicht kann man ja später einfach mal ganz verwegen testen, ob es nicht auch mit Vorfahrt geht.

Ein Video zur geplanten Fahrrad straße finden Sie unter: augsburger allgemeine.de/augsburg

Marcus Bürzle, 42, kam eher durch Zufall zum Fahrrad. Nun fährt er täglich in Augsburg. Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle Ihres Lokalteils. Nächste Woche: „Elternzeit“mit Ansichten und Geschichte­n aus dem Familienle­ben.

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