In den Wolken fühlt er sich wohl
Sportporträt Stefan Langer gehört zu den besten Segelfliegern Deutschlands. Der Gachenbacher kommt aus einer flugverrückten Familie. Warum für den 25-Jährigen nicht nur Erfolge zählen und ihn die Sportart so fasziniert
Gachenbach Die wunderschöne Landschaft und der etwas andere Blick auf die Welt, das gefällt Stefan Langer so am Segelfliegen. Der Gachenbacher hebt, wann immer es die Zeit zulässt, ab und dabei auch noch erfolgreich. Bei den Junioren war er in der Weltrangliste stets vorne zu finden und holte 2017 bei den Nachwuchsweltmeisterschaften in Litauen Bronze. Auch bei den Erwachsenen qualifizierte sich der 25-Jährige für die Titelkämpfe in Deutschland.
Zum Segelfliegen kam Langer in erster Linie über Bruder Sebastian und Vater Hans-Thilo. „Ich bin schon als kleines Kind im Motorflugzeug mitgeflogen“, erinnert er sich. Zunächst faszinierten ihn Modellflieger, vor rund zehn Jahren kam er dann zum Segelfliegen. „Das hat mich nicht mehr losgelassen.“Mittlerweile gehört Stefan Langer zu den besten Piloten Deutschlands. Vor rund einem Monat nahm er an seinem ersten Wettbewerb in der Klasse „Grand Prix“teil. Dort gilt es für die Piloten, eine vorgegebene Strecke so schnell wie möglich zurückzulegen. Die Distanz variiert zwischen 150 und 360 Kilometern. Der Unterschied zu Langers bisheriger Disziplin, der „Clubklasse“, ist dabei, dass alle gleichzeitig beginnen. Bisher konnte sich Langer bei den Wettbewerben meist auf sich und seine Maschine konzentrieren. „Eigentlich ist es so interessanter, weil alle die gleichen Wind-Bedingungen haben. Du hast den direkten Vergleich und kannst noch etwas lernen.“Langer möchte künftig mehr Wettbewerbe dieser Art bestreiten, allerdings bräuchte er dafür ein neues Flugzeug. Denn seine 45 Jahre alte Maschine hat nur eine Spannweite von rund 15 Metern, in der Grand-Prix-Klasse geht es aber bei 18 Metern los. „Eine neue Maschine kann ich mir natürlich nicht leisten, aber ich kenne ein paar Leute und darf mir bestimmt eine ausleihen“, so der studierte Maschinenbauer, der sich nach dem Studium in der Segelfliegerbranche selbstständig gemacht hat. Angefangen hat Gachenbacher mit dem Segelfliegen in Augsburg, mittlerweile fliegt er in der Bundesliga für die Segelfluggruppe Monheim-Donauwörth. Von dort aus geht es für den 25-Jährigen auch meist in die Lüfte.
Dazu muss aber auch das Wetter mitspielen. Essentiell ist der Aufwind, ohne den geht für Langer und Co. gar nichts. Gewitter sind auch für die Segelflieger schlecht. „Dann gibt es keine Thermik. Am besten ist es, wenn es an einem Tag möglichst häufig einen Temperaturanstiegund abfall gibt.“Besonders gut ist der Aufwind direkt unter den Wolken, weshalb ein blauer Himmel auch nicht unbedingt optimal ist. Langer ist mit seinen 25 Jahren bereits erfahren genug. 1600 Flugstunden hat der Gachenbacher bereits zurückgelegt.
Die Faszination hat ihn aber schnell gepackt. „Man spürt die Kräfte der Natur, die Energie der Luft. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wenn man merkt, wie die Maschine vom Aufwind nach oben gedrückt wird, ist das faszinierend.“Hinzu kommt natürlich der Ausblick. „Man bekommt auch einen ganz anderen Blick. Manche Stellen sind für Wanderer gar nicht erreichbar und von hier oben hat man einfach die beste Sicht auf die schöne Natur.“Wer aber glaubt, Segelflieder gen ist nur etwas für entspannte Beobachter, der täuscht sich. Solche Flüge können sehr anstrengend sein, zumal die Sportler bis zu zehn Stunden in der Luft sind. „Man muss ständig konzentriert sein. Ich habe immer alles im Auge, um zu sehen, wo der Aufwind ist. Außerdem wirken auch starke Kräfte auf Maschine und Körper, mit denen muss man klarkommen.“Dafür hält sich Langer mit seiner zweiten Leidenschaft, dem Radfahren fit.
1150 Kilometer, das war bisher die längste Strecke, die der 25-Jährige im Flieger an einem Stück zurückgelegt hat. Für den Gachenbacher geht es aber nicht nur darum, möglichst viele Kilometer zurückzulegen. „Man steigt nicht einfach nach oben, sondern versucht, die perfekte Linie zu erwischen. Es ist immer eine Herausforderung. Man hat so viele Optionen, und trotz aller Vorbereitung ist es am Ende eine spontane Entscheidung, welche Linie man wählt.“Diese ist auch bei den Wettbewerben wichtig. Langers Ziel ist in diesem Jahr die Qualifikation für die deutsche Meisterschaft der Senioren in der Clubklasse und die Weltmeisterschaft in der Grand-Prix-Klasse. Erfolge sind dem 25-Jährigen aber nicht das Wichtigste. Er möchte noch öfters im Ausland fliegen. 2016 war er in Namibia, doch seine Traumziele sind Neuseeland und Chile. „Weil beide Länder eine sehr abwechslungsreiche Landschaft haben.“
Der Gachenbacher filmt jeden Flug aus seinem Cockpit mit und hat auch einen eigenen Kanal auf der Videoplattform Youtube. „Ich möchte mehr Menschen für diese tolle Sportart begeistern. Ich hoffe so, ihnen das atemberaubende Gefühl beim Segelfliegen näherbringen zu können.“ Videos von Stefan Langer finden Sie unter www.youtube.com/user/ SLsoaring