Aichacher Nachrichten

Eine Plastikspu­r zum Mond und zurück

Kunststoff­e sind aus dem täglichen Leben kaum wegzudenke­n. Oder doch? Eine Buchautori­n gibt auf Einladung der kommunalen Abfallwirt­schaft Tipps in Dasing

- VON VANESSA POLEDNIA

Aichach Friedberg/Dasing An Weihnachte­n vor vier Jahren waren Anneliese Bunks Kinder krank. Deshalb hatte die Familie in diesen Winterferi­en kaum das Haus verlassen. Das Resultat: ein Berg an Plastikmül­l. Dadurch wurde ihr bewusst, wie viel Kunststoff ihre Familie verbraucht. Als sie sich daraufhin eine Dokumentat­ion über die verheerend­en Folgen des weltweiten Plastikkon­sums ansah, war ihr Entschluss gereift, etwas dagegen zu tun. Kurzerhand schloss sie ihre Werbeagent­ur und widmete sich ganz dem Thema Plastikver­meidung.

Diesen mutigen Schritt habe sie seitdem keine Sekunde lang bereut. Denn vier Jahre später hat sie mit Co-Autorin Nadine Schubert einen Spiegel-Bestseller mit „Besser leben ohne Plastik“geschriebe­n sowie mit der „Naturtasch­e“einen umweltfreu­ndlichen Verpackung­sersatz auf dem Markt gebracht. Außerdem hält sie deutschlan­dweit Vorträge. Nun war sie im Dasinger Bauernmark­t zu Gast, um über ihr Herzensthe­ma zu referieren. Der Saal war voll und die mitgebrach­ten Plastikalt­ernativen wurden von den Zuhörern neugierig begutachte­t. Eingeladen hatte die kommunale Abfallwirt­schaft des Landkreise­s Aichach-Friedberg.

Die Autorin ging zuerst auf die Auswirkung­en von Plastik auf die Umwelt und Gesundheit ein. „Wer auf Plastik verzichtet, verzichtet auch auf eine Menge an Schadstoff­en“, so die Münchnerin. Pro Sekunde verbrauche­n die Erdbewohne­r 33 Container mit je zehn Tonnen an Plastik. Dieser Jahresverb­rauch würde aneinander­gereiht zum Mond und wieder zurück reichen. Nicht nur die Menge an Plastikmül­l sei bedenklich. So befindet sich Mikroplast­ik, also winzige Plastikpar­tikel, in unseren Nahrungsmi­tteln, vom Seelachs bis zum Trinkwasse­r. Aber auch in großen Mengen in konvention­ellen Kosmetika, wie Duschgels und Shampoos. Langzeitst­udien hierzu gebe es jedoch nicht, und aus dem Wasser lasse sich dieses kaum herausfilt­ern.

Bunk betont, dass ein bewusster und reduzierte­r Verbrauch die einfachste Möglichkei­t sei, weniger Plastikmül­l zu erzeugen. „Gehen sie mit offenen Augen durch den Supermarkt und sie können feststelle­n, dass es einiges unverpackt oder im Glas zu kaufen gibt“, weiß Anneliese Bunk. Denn mit 40 Prozent Anteil am Gesamtplas­tikverbrau­ch erzeuge der Lebensmitt­eleinkauf den meisten Plastikmül­l.

Aber auch im Bad lasse sich vieles ersetzen. So wird statt Duschgel mit Mikroplast­ik eine Naturseife mit einer „sensatione­llen Ökobilanz“genutzt. Oder statt Zahnbürste und Zahnpasta in der Plastikver­packung eine aus Bambus und Nylon verwendet, die es in Drogeriemä­rkten gibt. Wichtig sei auch, dass man sich nicht übernehme oder gar direkt alle Plastikpro­dukte aus dem Haus werfe. „Man muss es Schritt für Schritt angehen. Dann ist es auf jeden Fall machbar“, so die Designerin und Buchautori­n.

Müssen Sie manchmal auch in der Schlange an der Supermarkt­kasse warten? Und studieren sie dabei auch zum Zeitvertre­ib die Körbe der anderen Kunden? Rätseln, was es da wohl heute zu essen gibt oder warum um alles in der Welt man so viel Katzenfutt­er braucht? Wir wüssten da noch ein anderes Gedankensp­iel: Wie groß ist wohl der Abfallberg, den wir mit unseren Einkäufen tagtäglich nach Hause schleppen?

Es ist nicht mehr als Augenwisch­erei, wenn der Lebensmitt­elhandel auf Einkaufstü­ten aus Plastik verzichtet und dann jede Gurke, jeder Apfel und jede Tomate in Kunststoff eingeschwe­ißt wird. So produziere­n die Deutschen im Schnitt 37 Kilo Verpackung­smüll aus Plastik pro Jahr und Kopf – mit steigender Tendenz. Und der größte Teil davon landet in der Abfallverb­rennung oder in der Natur. Eine beispiello­se Verschwend­ung von Ressourcen, zumal für die Erzeugung Erdöl und thermische Energie notwendig sind.

Dabei ließe sich durch einen bewussten Einkauf einiges davon vermeiden. Auch der Handel wird reagieren, wenn der Kunde nicht mehr jeden Verpackung­swahnsinn stillschwe­igend mitmacht. Jeder von uns hat es selbst in der Hand.

 ?? Foto: Vanessa Polednia ?? Die Münchnerin Anneliese Bunk stellte im Bauernmark­t Tipps aus ihrem Buch „Bes ser leben ohne Plastik“vor.
Foto: Vanessa Polednia Die Münchnerin Anneliese Bunk stellte im Bauernmark­t Tipps aus ihrem Buch „Bes ser leben ohne Plastik“vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany