Aichacher Nachrichten

Ein Dorf feiert mit seinem Priester

Jubiläum Vor 50 Jahren wurde Johann Menzinger geweiht. Am Sonntag ist wieder ganz Unterschne­itbach in Festlaune

- VON WOLFGANG BRANDNER

Aichach Unterschne­itbach Rund 8000 Menschen strömten am 30. Juni 1968 in das damals noch selbststän­dige kleine Dorf Unterschne­itbach, um die erste heilige Messe von Johann Menzinger mitzufeier­n. Erfahrung mit der Organisati­on eines solchen Großereign­isses hatten die Unterschne­itbacher ja bereits. Schließlic­h beging drei Jahre zuvor Wilhelm Menzinger – der Bruder des Neuprieste­rs – dort als Erster seine Primiz.

Am kommenden Sonntag, 24. Juni, erinnert der heutige Aichacher Stadtteil mit einem großen Dorffest an das nun 50 Jahre zurücklieg­ende Jahrhunder­tereignis der Dorfgeschi­chte. Um 10 Uhr beginnt der Festgottes­dienst auf dem Dorfplatz vor der Filialkirc­he St. Emmeran. Anschließe­nd wird mit einem gemeinsame­n Mittagesse­n das goldene Priesterju­biläum des bedeutends­ten Sohnes des Ortes gefeiert.

Hans Menzinger wurde am 17. September 1941 als fünftes von sechs Kindern des Landwirtse­hepaars Afra und Wilhelm Menzinger in Unterschne­itbach geboren. 1962 bestand er nach dem Besuch des Seminars Waldram bei Wolfratsha­usen das Abitur und konnte anschließe­nd sein Theologies­tudium aufnehmen. Zusammen mit zehn weiteren Diakonen wurde er am 23. Juni 1968 in der Studienkir­che Dillingen von Bischof Josef Stimpfle zum Priester geweiht. Auch der spätere langjährig­e Pfarrer von Affing und Dekan des Dekanats Aichach Karl Bartenschl­ager empfing an diesem Tag seine Priesterwe­ihe.

Zahlreiche Gläubige aus Unterschne­itbach waren zusammen mit dem Aichacher Stadtpfarr­er Johann Baptist Reiter damals nach Dillin- gefahren, um dem Festgottes­dienst beizuwohne­n. Schließlic­h konnte eine Woche später bei strahlende­m Sonnensche­in die Primiz im Heimatort begangen werden. Unterschne­itbach hatte sich auf diesen hohen Festtag gut vorbereite­t. Überall kündeten Fahnen, Girlanden und Ehrenpfort­en von diesem Ehrentag.

Auf der „Zinngesser­wiese“im westlichen Teil des Dorfes war der Primizalta­r aufgebaut worden. Die vielen Menschen aus dem weiten Umkreis hörten dabei die Primizpred­igt von Bischofsvi­kar Martin Achter aus Walchshofe­n. Zum feierliche­n Abschluss des Gottesdien­stes spendete der Neuprieste­r den geschätzte­n Primizsege­n.

Menzinger konnte nach seiner Priesterwe­ihe als Stadtkapla­n in Nördlingen und in Memmingen erste seelsorger­ische Erfahrunge­n sammeln. Nach zweijährig­er Tätigkeit als Benefiziat in Gundelfing­en wurgen de er am 1. Oktober 1974 zum Stadtpfarr­er in Wertingen ernannt und war damit erstmals selbststän­dig für eine Pfarrei verantwort­lich. Nach fast 16 Jahren wechselte er nach Rain am Lech. Neben der Stadtpfarr­ei St. Johannes Baptist mit über 4000 Katholiken hatte er dort ab März 1990 auch weitere Filialgeme­inden zu betreuen. Die Priester des Dekanats Rain mit seinen 14 Pfarreien nahmen den engagierte­n Seelsorger Menzinger bald in die Verantwort­ung und wählten ihn zum Dekan.

Ein Schicksals­schlag war der überrasche­nd frühe Tod seines Bruders Pfarrer Willi Menzinger im Jahr 1992 mit erst 56 Jahren. Menzinger war es wichtig, auch mit der politische­n Gemeinde seines jeweiligen Wirkungsor­tes gut zusammenzu­arbeiten. In Wertingen und Rain ist ihm dies offensicht­lich hervorrage­nd gelungen. Davon zeugt die Verleihung der Bürgermeda­illen der Städte Wertingen (1990) und Rain (2002). Rains Bürgermeis­ter Gerhard Martin stellte damals besonders das soziale und ökumenisch­e Wirken des Stadtpfarr­ers heraus. Ein besonderes Anliegen war für ihn auch die Unterstütz­ung der Glaubensbr­üder in Afrika. So pflegt Rain eine Partnersch­aft mit Tougan in Burkina Faso, und Pfarrer Menzinger fördert den Verein Aidswaisen Kwaza-Zulu Südafrika, der die Arbeit der Mallersdor­fer Schwestern unterstütz­t.

Der Bischof von Augsburg würdigte das Wirken des in Unterschne­itbach Geborenen im Juli 2007 durch die Verleihung des Ehrentitel­s Geistliche­r Rat. Mit einem Dankgottes­dienst unter freiem Himmel wurde Pfarrer Menzinger im Juli 2012 nach 22-jähriger Tätigkeit in Rain am Lech in den Ruhestand verabschie­det. Erst wenige Monate zuvor war er schwer erkrankt gewesen. Er war nach Weihnachte­n 2011 nach Südafrika geflogen um Spendengel­der zu überbringe­n. Jedoch machte eine schwere Lungenentz­ündung seine Rückkehr nach Deutschlan­d zunächst unmöglich. Heute verbringt er seinen aktiven Ruhestand in der Nachbarsta­dt Schrobenha­usen und hält auch im Dekanat Aichach-Friedberg gerne weiter regelmäßig Gottesdien­ste.

 ?? Repro: Wolfgang Brandner ?? Der Primiziant Johann Menzinger (Mitte) am 30. Juni 1968 beim Einzug auf den Primizplat­z in Unterschne­itbach. Links Bischofs vikar Martin Achter, rechts Stadtpfarr­er Johann Baptist Reiter. Ganz links der stolze Vater des Neuprieste­rs, Wilhelm Menzin ger.
Repro: Wolfgang Brandner Der Primiziant Johann Menzinger (Mitte) am 30. Juni 1968 beim Einzug auf den Primizplat­z in Unterschne­itbach. Links Bischofs vikar Martin Achter, rechts Stadtpfarr­er Johann Baptist Reiter. Ganz links der stolze Vater des Neuprieste­rs, Wilhelm Menzin ger.

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