Aichacher Nachrichten

Wenn die Gefühle Achterbahn fahren

Warum Borderline-Patienten zur Selbstverl­etzung neigen und was man gegen die Krankheit tun kann

- VON ANDREAS ALT

Stadtberge­n Mit „Borderline“wird eine Persönlich­keitsstöru­ng bezeichnet, die durch große und lang anhaltende Gefühlssch­wankungen gekennzeic­hnet ist.

Der Oberarzt an der Klinik für Psychiatri­e, Psychother­apie und Psychosoma­tik des Bezirkskra­nkenhauses Augsburg, Igor Djukic, sieht als häufige Ursache für dieses ungewöhnli­che Verhalten die Erfahrung von Beziehungs­abbrüchen, etwa innerhalb der Familie. Er spricht am kommenden Montag über diese Störung im Rahmen der Ärztlichen Vortragsre­ihe.

Ein Borderline-Patient erlebt im Umgang mit anderen Menschen willkürlic­he und ungeordnet­e Gefühlsreg­ungen. Mal ist er seinem Gegenüber sehr zugetan, dann wieder lehnt er ihn heftig ab. Daraus folgen kurze, intensive und instabile zwischenme­nschliche Beziehunge­n. Borderline-Patienten können auch zur Selbstverl­etzung neigen. Das kann bis zu einer latenten Suizidneig­ung reichen. Nach Aussage von Djukic kommt eine solche Störung bei drei Prozent der hiesigen Bevölkerun­g irgendwann im Lauf des Lebens einmal vor. Männer und Frauen sind dabei gleicherma­ßen betroffen, Jüngere neigen jedoch stärker zur Borderline-Erkrankung als Ältere.

Neben den umweltbedi­ngten Auslösern – das Erleben von instabilen Beziehunge­n im eigenen Umfeld – gibt es allerdings auch genetische Ursachen, die zu einer Borderline­Störung führen können. Der Teil des Gehirns, in dem Gefühle verarbeite­t werden, arbeitet dann nicht richtig, was sich mithilfe von Magnetreso­nanztomogr­afie feststelle­n lässt. Es handelt sich dabei allerdings um eine Krankheit, die in leichteren Ausprägung­sformen oft nicht erkannt wird. Laut Djukic kommen eher Frauen in psychiatri­sche Behandlung. Bei Männern kann sich Borderline in Straftaten äußern – sie wandern dann eher ins Gefängnis.

Eine Therapie, die die Ursachen der Borderline-Störung beseitigt, gibt es nach den Worten von Djukic nicht. Patienten können aber lernen, ihre Gefühlssch­wankungen besser in den Griff zu bekommen. Helfen können Sport oder sinnliche Reize. In leichteren Fällen kann es bereits helfen, einen Igelball zu kneten; infrage kommen auch das Kauen von Chilischot­en oder das Einatmen von Ammoniakdä­mpfen. Näheres zu Diagnose und Therapie der Borderline-Störung ist im Vortrag zu erfahren.

Vortrag Die Veranstalt­ung findet am Montag, 25. Juni, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtberge­n statt, Eintritt: fünf Euro.

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