Wenn die Gefühle Achterbahn fahren
Warum Borderline-Patienten zur Selbstverletzung neigen und was man gegen die Krankheit tun kann
Stadtbergen Mit „Borderline“wird eine Persönlichkeitsstörung bezeichnet, die durch große und lang anhaltende Gefühlsschwankungen gekennzeichnet ist.
Der Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Bezirkskrankenhauses Augsburg, Igor Djukic, sieht als häufige Ursache für dieses ungewöhnliche Verhalten die Erfahrung von Beziehungsabbrüchen, etwa innerhalb der Familie. Er spricht am kommenden Montag über diese Störung im Rahmen der Ärztlichen Vortragsreihe.
Ein Borderline-Patient erlebt im Umgang mit anderen Menschen willkürliche und ungeordnete Gefühlsregungen. Mal ist er seinem Gegenüber sehr zugetan, dann wieder lehnt er ihn heftig ab. Daraus folgen kurze, intensive und instabile zwischenmenschliche Beziehungen. Borderline-Patienten können auch zur Selbstverletzung neigen. Das kann bis zu einer latenten Suizidneigung reichen. Nach Aussage von Djukic kommt eine solche Störung bei drei Prozent der hiesigen Bevölkerung irgendwann im Lauf des Lebens einmal vor. Männer und Frauen sind dabei gleichermaßen betroffen, Jüngere neigen jedoch stärker zur Borderline-Erkrankung als Ältere.
Neben den umweltbedingten Auslösern – das Erleben von instabilen Beziehungen im eigenen Umfeld – gibt es allerdings auch genetische Ursachen, die zu einer BorderlineStörung führen können. Der Teil des Gehirns, in dem Gefühle verarbeitet werden, arbeitet dann nicht richtig, was sich mithilfe von Magnetresonanztomografie feststellen lässt. Es handelt sich dabei allerdings um eine Krankheit, die in leichteren Ausprägungsformen oft nicht erkannt wird. Laut Djukic kommen eher Frauen in psychiatrische Behandlung. Bei Männern kann sich Borderline in Straftaten äußern – sie wandern dann eher ins Gefängnis.
Eine Therapie, die die Ursachen der Borderline-Störung beseitigt, gibt es nach den Worten von Djukic nicht. Patienten können aber lernen, ihre Gefühlsschwankungen besser in den Griff zu bekommen. Helfen können Sport oder sinnliche Reize. In leichteren Fällen kann es bereits helfen, einen Igelball zu kneten; infrage kommen auch das Kauen von Chilischoten oder das Einatmen von Ammoniakdämpfen. Näheres zu Diagnose und Therapie der Borderline-Störung ist im Vortrag zu erfahren.
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Vortrag Die Veranstaltung findet am Montag, 25. Juni, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt, Eintritt: fünf Euro.