Paradiese für Bienen und Schmetterlinge
Beim Tag der offenen Gartentür spazieren die Besucher durch den Schulgarten in Inchenhofen und erkunden das private Reich voller Blumen und alter Heilpflanzen von Antonia Peters in Aichach. Bei Führungen gibt es auch Tipps
Aichach/Inchenhofen Kinder betrachten die bunte Blumenwiese, toben durch den Seilgarten der Grundschule in Inchenhofen, sausen über den Fußballrasen oder spielen zwischen den verschiedenen Blühflächen Fangen und Verstecken – und das, obwohl es Wochenende ist. Am Sonntag, dem Tag der offenen Gartentür, bestand nun zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren die Gelegenheit, das reich bepflanzte und wundervoll angelegte Schulgelände zu besichtigen. Und nicht nur dort konnten Besucher ins Grüne eintauchen: In Aichach öffnete Antonia Peters den Besuchern ihren Garten im Oberbernbacher Weg.
Die Gartenbesitzerin Peters bot sogar einen Rundgang mit einschlägiger Erläuterung der Botanik an. Im Zuge der Hochwasserfreilegung erhielt das Gartengrundstück eine 80 Zentimeter hohe Schutzmauer, was den 900 Quadratmeter großen Gartenraum enorm aufwertete. Die Rasenfläche ist klein, dafür der Blumenund Sträucherbereich groß.
Empfangen wird man am Eingang des Gartens von einem 26 Jahre alten Lindenbaum. An der Glasfassade von Antonia Peters’ Handweberei dominiert der gelbe Alant, den man im Mittelalter zu den Heilkräutern zählte. Die Heimat der Pflanze ist Klein- und Zentralasien.
Auf ihre Moschus-Malve mit hellrosa Blüten ist Peters besonders stolz. „Eigentlich nenne ich sie ,Schotten-Malve‘, weil ich mir in Schottland einen Ableger mitgenommen habe“, sagt sie und freut sich, dass die Malve angewachsen ist. Die Moschus-Malve wird auch Indische Hibiscus-Malve genannt. Sie gehört zu den alten Heilpflanzen, die vor einigen Jahrhunderten bewusst von den Menschen eingeführt wurden.
Ins Auge stechen weiter der Fe- dermohn, die gelben Nachtkerzen, Taglilien, Schafgarben, das Mutterkraut, verschiedene Buschrosen und blau blühende Hortensien. Außerdem findet man viele mediterrane Staudenpflanzen an der Mauer.
Für Anneliese und Peter Praus aus Dasing ist der Tag der offenen Gartentür etwas Besonderes: „Wir fahren jedes Jahr zu den Gärten, um uns Anregungen zu holen für den eigenen Garten“, sagt Peter Praus. Die vielfältigen Pflanzenarten im Garten von Antonia Peters sind Lebensraum für eine ganze Reihe von Schmetterlingen und andere Tierarten.
Ähnliches lässt sich in Inchenhofen beobachten. Der ehemalige Lehrer, Anton Moll, pflegt und bepflanzt dort bereits seit etwa 30 Jahren – zuerst als Lehrer und zusam- mit einer Schul-AG, später als Pensionär angestellt von der Gemeinde – das Schulgelände. Er hat ein wahres Paradies fürs Auge und Herz geschaffen. Ein Paradies aber auch für Insekten, vor allem Wildbienen, denen seit einigen Jahren Molls Augenmerk gilt.
So sorgen verschiedene Bereiche auf dem Gelände für Brut-, Nistund Überwinterungsplätze: Man findet Altholzstapel, Sand- und Steinhaufen oder ein Insektenhaus, das die Leahada Gartenforscher als Projekt befüllen.
Seit etwa 30 Jahren gibt es auch einen Folienteich an der Schule, der zwar durch die vielen trockenen Vegetationszeiten langsam verlandet, aber auch eine bei Insekten beliebte Pflanzenwelt bietet, genauso wie der Magertrockenrasen daneben oder der Hummelhang neben den Treppen zum Hartplatz hoch.
Am Rand des Fußballplatzes bleibt ein Streifen von einem Meter ungemäht, sodass sich die Wiese dort entfalten kann. Daneben gibt es auch extra mit „Insektenfutter“bepflanzte Bereiche, wie die von den Gartenforschern angesäte Insektenwiese unten neben der Rutsche oder die Stauden-, Kräuter- und Sommerblumenbeete oben am Hang. Hier herrscht eine bunte Vielfalt, die das Auge erfreut. Aber auch hier dürfen blühende Wildpflanzen wachsen, wenn sie das Gesamtbild nicht stören. Eine ähnliche Funktion haben die bepflanzen Baumscheiben bei den Obstbäumen, bei denen in Kronenbreite unterschiedliche Sträucher und Blumen wachsen.
Das ganze Schulgelände sei so anmen gelegt, dass jeder Betrachter Ideen finden könne für den eigenen Privatgarten, um dem Insektensterben im Kleinen entgegenzuwirken, erklärte Moll bei seinen Führungen. In vielen Gesprächen wurde über den richtigen Umgang mit Naturwiesen und diversen Pflanzen diskutiert und Tipps ausgetauscht.
Vor allem nachmittags war das Gelände gut besucht, sodass die Schüler der Kombiklassen 1/2 und 3/4 ihre Gesangs- und Tanzdarbietungen vor zahlreichem Publikum vorführen konnten und viel Applaus ernteten. Bei Snacks vom Gartenbauverein nutzten viele die aufgestellten Sitzgelegenheiten zum gemütlichen Verweilen, nachdem sie das weitläufige Gelände sowie die Ausstellung von Schülerarbeiten in der Aula besichtigt hatten.