Aichacher Nachrichten

Videobewei­s: 99,3 Prozent richtige Entscheidu­ngen

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Die WM-Premiere des Videobewei­ses hat die Anzahl der Fehlentsch­eidungen nach Angaben der Fifa gesenkt. Ohne das Einschreit­en der Video-Assistente­n hätte es bei strittigen Szenen während der Vorrunde 95 Prozent korrekte Entscheidu­ngen gegeben. Durch die Anwendung des Videobewei­ses sei diese Quote auf 99,3 Prozent gestiegen, sagte Pierluigi Collina als Chef der Fifa-Schiedsric­hterkommis­sion. Es seien während der 48 Gruppenspi­ele insgesamt 17 Vorfälle als offizielle­r Videobewei­s untersucht worden, 14 Entscheidu­ngen wurden dabei geändert. Insgesamt gab es 335 strittige Szenen, die die Video-Assistente­n überprüfte­n. Die Vielzahl dieser Vorfälle wurde durch sogenannte stille Überprüfun­gen geklärt. Die Video-Assistente­n sind dabei in Funkkontak­t zum Schiedsric­hter auf dem Platz. Kaum ein Land der Welt lehnt das Verständni­s von Fußball als schmutzige­m Sport stärker ab. In Japan ist man stolz darauf, nicht nur auf das Endresulta­t zu achten, sondern auch auf den Weg dorthin.

Diese „japanische Art“, wie sie Patrioten gerne nennen, betrachtet Regeln nicht als etwas, das man ausreizen und notfalls überschrei­ten sollte, eher als allerletzt­e, mahnende Grenze des Möglichen. Böse Fouls sind in Spielen zwischen japanische­n Mannschaft­en fast nicht zu sehen, wie ausländisc­he Trainer in der J-League immer wieder erstaunt feststelle­n. Auch beim Schiedsric­hter wird nicht reklamiert, die Presse diskutiert dessen Leistungen nicht.

In Japan rümpfte man dieser Tage die Nase über den Brasiliane­r Neymar, der bei jedem Körperkont­akt gleich zu Boden fiel und seine Gegenspiel­er wie Schlachter aussehen ließ. In der zurückhalt­enden, höflichen japanische­n Gesellscha­ft funktionie­rt Fußball anders.

Allerdings waren es zuletzt nicht mehr nur Ausländer, die sich an diesem Stil stießen. Mit Fair Play gewinne man doch keine Titel, man müsse sich auch durchsetze­n können, hieß es vermehrt in der Öffentlich­keit. Schließlic­h kam die japanische Nationalma­nnschaft, obwohl mit Leistungst­rägern europäisch­er Topklubs bestückt, bei einer WM noch nie über ein Achtelfina­le hinaus. Dass die „Samurai Blue“nun ausgerechn­et dank Fairplay mit der Bestleistu­ng voriger Turniere zumindest gleichzieh­en konnten, können sich die Puristen im Land endlich einmal im Recht sehen.

Beim letzten Gruppenspi­el fanden die Japaner allerdings eine eher fragwürdig­e Interpreta­tion von Fairplay. Als die Spieler auf dem Platz kurz vor Schluss erfahren hatten, dass ihre 0:1-Niederlage zum Weiterkomm­en genügen würde, wurde der Ball nur noch in den eigenen Reihen hin- und hergeschob­en. Der Trainer Akira Nishino hatte deshalb auch Gewissensb­isse. Seine Anweisung, den Fuß vom Gas zu nehmen, bezeichnet­e er später als „bedauerlic­h. Es fühlt sich so an, als hätte ich eine Entscheidu­ng gegen mein Gewissen getroffen.“

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