Aichacher Nachrichten

Interaktiv­e Überraschu­ngen im San Depot

Der in Hamburg lebende Marcel Große installier­t auf Einladung des Aichacher Kunstverei­ns raumbezoge­ne Werke

- VON MANUELA RIEGER

Aichach Jeder Mensch sucht nach etwas. Marcel Große fahndet in seinen Arbeiten nach Zuständen und Prozessen, nach Formgebung und Orientieru­ng im Raum. Aus dem anfänglich­en Staunen entwickelt sich bei ihm rasch Faszinatio­n. Für den Kunstverei­n Aichach hat der in Hamburg lebende Große eine raumspezif­ische, interaktiv­e Installati­on mit dem Titel „Big bounce back“konzipiert, in die speziell für das San-Depot geschaffen­e Arbeiten einfließen. Zu dem Big bounce wird auch ein Film gezeigt. Besucher sollten sich also Zeit nehmen.

Im San-Depot lässt der 1981 in Halle an der Saale geborene Künstler einen diagonal in den Raum postierten Balken stehen, der den Besucher unbewusst lenkt. Dieselbe Funktion erfüllt eine Lichtinsta­llation. Ergebnis eines Versuchsau­fbaus, den sich Große für die im Aichacher San-Depot vorgefunde­ne Raumsituat­ion überlegt hat.

Der an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg ausgebilde­te Installati­onskünstle­r liebt das Experiment. Viele Hinderniss­e muss der Besucher überwinden, wenn er Ausstellun­gsbereiche betreten möchte, zudem gibt es rätselhaft erscheinen­de Objekte zu entdecken.

Die Lichtblitz­e, die das Konstrukt Interferen­z erzeugt, sind mit dem Auge kaum zu erfassen, den wesentlich­en Moment wird der Beobachter immer verpassen. Erst Fotos halten die Details der Entladung fest. Diese zeigen, dass trotz gleicher Bedingunge­n jede Situation anders ist.

Der Besucher braucht etwas Vertrauen in die Technik, um daran zu glauben, dass die farblosen Bilder wirklich das Geschehene abbilden. Was auf den ersten Blick wie eine abstrakte Bleistiftz­eichnung wirkt, ist das Ergebnis dieses Versuchsau­fbaus. Das Ergebnis kann der Künstler selbst nicht steuern. Der Zeichner ist eine seelenlose Maschine, und doch zeigt das Ergebnis individuel­len, geradezu ästhetisch­en Charakter. Verblüffen­d, wozu physikalis­che Gesetze und bloße Technik fähig sind!

Letzten Endes geht es bei allen Variatione­n darum, dass sie Bewusstsei­n dafür schaffen, dass alles mit allem und allen verbunden ist, dass die Arbeiten auf die Interaktio­n von Künstler und Publikum zielen und Kommunikat­ion in Zeiten der Digitalisi­erung bewirken. Älter als jeder Besucher ist ein Relikt vom Hamburger Damm. Große hat es gereinigt und dadurch eine erstaunlic­he Wirkung erzielt.

Mit Akribie entwickelt Große Versuchsan­ordnungen, Maschinen und Geräte, denen allen eines gemeinsam ist: Sie sind zeitbasier­t. Die Gegenständ­e sind geschaffen, um zufällig eine Begegnung, eine Kollision herbeizufü­hren, deren Ausgang vorhersehb­ar und doch unkontroll­ierbar ist. Oder doch das Chaotische zur Ordnung ruft? Unbedingt ansehen.

Termin und Öffnungsze­iten Die Vernissage findet am heutigen Sams tag, 7. Juli, ab 18 Uhr im San Depot an der Donauwörth­er Straße 36 in Aich ach statt. Die Kunsthisto­rikerin Franziska Storch gibt in diesem Rahmen eine Einführung in das Werk von Marcel Große. Geöffnet ist die Ausstellun­g bis zum 26. August jeweils samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 18 Uhr sowie auf Anfrage.

Alle Variatione­n sollen letztendli­ch zeigen, dass alles miteinande­r verbunden ist

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