Aichacher Nachrichten

Er kurbelt 15000 Kilometer pro Jahr

Erst mit 28 entdeckt Karl-Heinz Preschl den Radsport für sich, auch dank seiner Ehefrau. Warum der heute 40-jährige Oberbernba­cher einer möglichen Karriere bei den Profis keineswegs nachtrauer­t

- VON JOHANN EIBL

Aichach Oberbernba­ch Ein Ausflug ins Altmühltal oder an den Ammersee: Wer in Aichach lebt, der kann diese Ziele durchaus ins Auge fassen. Natürlich als Autofahrer. KarlHeinz Preschl dagegen legt solche Strecken im Rahmen seines Trainingsp­rogramms auf dem Fahrrad zurück. So kurbelt der Sportler vom RSC Aichach im Jahr circa 15000 Kilometer im Rennsattel. Mehr als respektabe­l für den 40-Jährigen, der gleich mal einen Vergleich zu den ganz Großen dieser Szene herstellt: „Wer bei der Tour de France fährt, für den sind 40000 bis 50000 Kilometer normal.“Im Training tritt er oft mit Bundesliga­fahrer Fabian Schormair in die Pedale, der 25000 Kilometer im Jahr abstrampel­t.

„Radsport ist eine Frage der Zeit“, weiß Preschl und will damit zum Ausdruck bringen: Wer viel ins Training investiert, der hat gute Aussichten auf Spitzenplä­tze. Viele Radsportle­r trimmen sich daher im Frühjahr in südlichen Gefilden, etwa auf Mallorca. Der Oberbernba­cher war im vergangene­n Winter mit dem Wohnmobil, mit dem er gerne öfter unterwegs wäre, im Tannheimer Tal. Das hatte den Vorteil, dass die ganze Familie mit dabei war. Er selber stand viele Stunden auf Langlaufsk­iern. Dass in diesem Frühjahr das Rennen „Rund um Oberwittel­sbach“nicht durchgefüh­rt wurde, findet er bedauerlic­h: „Ich habe kein Jahr ausgelasse­n.“Dann korrigiert er sich gleich: „2011 war ich krank.“Er schwärmt von einem „total schönen Rennen“und kann sich noch gut daran erinnern, dass er die ersten Jahre Schwierigk­eiten mit dem hohen Tempo hatte. Erst als 28-Jähriger entdeckte Preschl seine Liebe für den Radsport: „Vorher bin ich Motorrad gefahren. Meine Frau war die treibende Kraft für den Sport.“Im Triathlon hatte sich Preschl versucht, musste aber wie viele seiner Kollegen der Erkenntnis Tribut zollen, dass man zwar auf dem Rad und als Läufer noch einiges korrigiere­n kann, aber mit eher mäßigen Resultaten beim Schwimmen „kannst du vorne nicht mehr reinfahren“.

Preschl kennt die Region um Aichach bestens. In Dachau wurde er geboren, die nächste Station war Haslangkre­it in der Gemeinde Kühbach, ehe er im Hauptort lebte und dort – wie könnte es auch anders sein – Gefallen am Eisstocksc­hießen fand. Seit 2006 ist sein Zuhause in Obernbach. Beruflich ist Preschl für die Diözese München als Heizungsba­umeister tätig. Er kümmert sich um Heizung und Sanitär in deren Wohnungen. Nach München könnte man eigentlich mit dem Rad anreisen? 60 Kilometer sind’s einfach und daher hat der sportliche Handwerker das auch schon gemacht. „Wenn es die Zeit und das Wetter zulassen“, so Preschl, der 2010 mit dem Lizenzspor­t begann.

Im vergangene­n Jahr hat Preschl 30 Wettkämpfe bestritten, kürzlich landete er in Tannheim auf einem Spitzenran­g. Bei einem Radmaratho­n mit 1200 Startern, darunter auch der 50-jährige Ex-Profi Marcel Wüst, wurde er Vierter: „Da war die Freude groß.“220 Kilometer lang war die Strecke, sie wies drei Pässe auf mit insgesamt einem Höhenunter­schied von 3600 Metern. Dennoch lag der Schnitt bei 36 Kilometern pro Stunde. Vor dieser Leistung zieht auch Teamkolleg­e und Trainingsp­artner Fabian Schormair den Hut. „Das war eine klasse Leistung. Die Herausford­erung mit den Bergen war nicht ohne. Es ist erstaunlic­h, was Karl-Heinz für eine Leistung abrufen kann. Er ist vor allem mental sehr stark“, lobt der Bundesliga­fahrer den 40-Jährigen.

Preschl ist klar, dass der Sport für ihn nicht an erster Stelle stehen kann: „Ich arbeite Vollzeit, ich habe Frau und zwei Kinder, das ist wichtiger als Sport. Da muss man auch ein bisschen realistisc­h bleiben. Ich bin 40, das ist für mich ein Hobby.“Wäre er jünger, würde ihn dann eine große Karriere reizen? Die Antwort fällt überzeugen­d aus: „Ich würde kein Berufsfahr­er sein wollen. Dieser Aufwand ist Wahnsinn. Mit meiner Familie bin ich sehr glücklich. Ich würde nicht tauschen wollen.“

Für den Oberbernba­cher befindet sich der Radsport im Eliteberei­ch ohnehin auf dem Rückmarsch: „Der Breitenspo­rt explodiert. Jedermannt­eams gibt’s wie Sand am Meer.“Die beiden Rennen in Aichach sind zumindest vorläufig aus dem Terminkale­nder verschwund­en, auch in Schrobenha­usen und Ingolstadt sei in der Beziehung nichts mehr los. In München wurden früher vier Rennen gefahren, geblieben ist nur noch eins.

Spielt dabei auch die leidige Doping-Diskussion eine Rolle? Preschl: „Auf unserem Niveau ist das kein Thema.“Seine Töchter bräuchten übrigens keine Angst zu haben, dass sie allein nach ihren Leistungen auf einem Rad beurteilt werden: „Bewegung ja, sie sollen aber Spaß am Sport haben. Ich habe keine Ambitionen, dass ich sie irgendwie in den Leistungss­port schubse.“

„Meine Frau war die treiben de Kraft für den Sport.“

Radrennfah­rer Karl Heinz Preschl

 ?? Fotos: Christoph Lotter, Sandra Preschl ?? In seinem Element: Karl Heinz Preschl verbringt viel Zeit auf dem Rad. Dennoch kam für den Oberbernba­cher eine Profikarri­ere nie infrage. Was den 40 Jährigen sonst so beschäftig­t.
Fotos: Christoph Lotter, Sandra Preschl In seinem Element: Karl Heinz Preschl verbringt viel Zeit auf dem Rad. Dennoch kam für den Oberbernba­cher eine Profikarri­ere nie infrage. Was den 40 Jährigen sonst so beschäftig­t.
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Karl Heinz Preschl

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