„Internet de luxe“für Thierhaupten
Glasfaser soll bis an die Haustür verlegt werden. Es ist Teil eines Pilotprojekts
Thierhaupten Bislang waren die Thierhauptener „mittelschnell“mit rund 30 bis 50 Mbit pro Sekunde im Internet unterwegs. Doch nun sollen sich die Bürger einen blitzschnellen „Anschluss de luxe“zulegen können. Das versprechen die Verantwortlichen der Lechwerke (LEW), die Thierhaupten als Pilotkommune ausgewählt haben. Insgesamt gibt es laut Auskunft des Unternehmens neun solcher Gemeinden in Bayerisch-Schwaben.
Das Besondere an dem neuen Highspeed-Anschluss: Bislang verfügen zwar viele Orte schon über Glasfaserleitungen, aber die sogenannte letzte Meile besteht aus Kupferdrähten. Das heißt, bis zum grauen Verteilerkasten, dem Kabelverzweiger, kommen die Daten aus dem Internet mit Highspeed an. Dann werden sie aber ausgebremst, weil sie noch die Kupferleitung bis zum Hausanschluss zurücklegen müssen. Je weiter beispielsweise ein Gebäude von dem Verteilerkasten weg ist, umso langsamer wird die Leitung. Oder wenn sich viele gleichzeitig im Internet tummeln, wird die Verbindung langsamer.
All das solle es bei Glasfaser bis zur Haustür nicht geben, verspricht Rainer Müller, Geschäftsführer der LEW Telnet. Vielmehr bekomme der Kunde Datenübertragungsraten von bis zu einem Gbit. Müller bezeichnet die Glasfaser als „zukunftssicheren Internetanschluss“– egal wie stark künftig der Bedarf an Übertragungskapazitäten noch steigen wird. Über diese Leitungen könne man künftig auch noch mehr Daten jagen. Bislang gebe es solche Verbindungen teilweise schon in Großstädten, doch kaum in ländlichen Gebieten.
Allerdings hat die Geschichte einen Haken: Es müssen sich genügend Interessierte dafür finden, damit die LEW das Projekt in Thierhaupten umsetzen kann. Außerdem nennt das Unternehmen derzeit noch keine Preise für den Anschluss, der auch Telefon- und auf Wunsch auch Fernsehpakete (IPTV) beinhaltet. Aus „Wettbewerbsgründen“wolle man damit bis Herbst warten, erklärte Müller, der aber „attraktive Konditionen“verspricht.
Im September will die Firma mit der Vermarktung beginnen. Am 12. und 26. September wird es Informationsveranstaltungen zu dem Thema im Herzog-Tassilo-Saal geben. Der Bau der Leitungen könnte dann Mitte 2019 starten. „Wir werden dann jede Straße aufreißen müssen“, sagt Müller. Es könnte auch sein, dass bei den einzelnen Bürgern Arbeiten im Garten stattfinden müssen. In den allermeisten Fällen könne das Kabel aber von der Straße bis zum Keller unterirdisch durchgebohrt werden.
Die Lechwerke sind vielen als Stromanbieter bekannt. Doch die LEW-Gruppe betreibt mit ihrem Tochterunternehmen LEW TelNet bereits jetzt das größte regionale Glasfasernetz zwischen Donauwörth und Schongau. Die Infrastruktur ist mittlerweile rund 3000 Kilometer lang – 1200 Kilometer wurden allein innerhalb der vergangenen fünf Jahre neu verlegt. Übrigens haben die LEW das Glasfasernetz schon in den 80er-Jahren aufgebaut.
Damals nutzte das Unternehmen diese Leitungen vor allem zur Steuerung der Stromanlagen. Was rund 40 Jahre später daraus werden sollte, konnte damals noch niemand abschätzen.