Aichacher Nachrichten

Dax Vorstände verdienen das 52 Fache ihrer Mitarbeite­r

2017 konnten sich die Topmanager über ein kräftiges Plus freuen. Sie kassierten Millionenb­eträge. Die Gehälter ihrer Beschäftig­ten stiegen im Vergleich nicht so stark. Frauen wurden dabei deutlich schlechter bezahlt als Männer

- VON STEPHANIE LORENZ

Augsburg Ob sich Bill McDermott über diese Nachricht wohl freut oder eher eine erneute Wutdebatte über horrende Managergeh­älter fürchtet? Mit 12,9 Millionen Euro ist der Vorstandsv­orsitzende des deutschen Softwarehe­rstellers SAP der bestbezahl­te Dax-Manager in Deutschlan­d. Er kassierte im vergangene­n Jahr, wie bereits 2016, mehr als jeder andere Dax-Chef. Fast 1000 VW Polo könnte er dem im Frühjahr abgelösten VW-Chef Matthias Müller mit seinem Jahresgeha­lt abkaufen. Der kam im Ranking von Deutschlan­ds Top-Verdienern 2017 mit 10,1 Millionen Euro auf Platz Zwei.

Wie viel die Vorstände der 30 Dax-Unternehme­n verdienten, stellten die Deutsche Schutzvere­ini- gung für Wertpapier­besitz (DSW) und die Technische Universitä­t München am Donnerstag in Frankfurt vor. Die Studie zeigt, dass die Dax-Vorstände im Schnitt 52 Mal so viel wie ihre Mitarbeite­r kassierten. Ein Vorstandsm­itglied kam im Schnitt auf 3,6 Millionen Euro, ein Vorstandsv­orsitzende­r sogar auf 5,8 Millionen. Im Jahr zuvor hatten die Topmanager noch 50 Mal so viel verdient wie ihre Beschäftig­ten.

Als „durchaus überrasche­nd“wertet DSW-Hauptgesch­äftsführer Marc Tüngler das Ergebnis der Studie mit Blick auf den Abgasskand­al, der der Autobranch­e Probleme bereitet. Denn auf den Plätzen drei und vier der Gehaltslis­te folgen Harald Krüger von BMW (8,4 Millionen) und Daimler-Chef Dieter Zetsche (7,8 Millionen).

Außerdem auffällig: Es gibt nach wie vor keine Frau an der Spitze eines Börsenschw­ergewichts. Und die Frauen, die im Vorstand sitzen, verdienen mit durchschni­ttlich drei Millionen Euro immer noch deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen (3,7 Millionen). Selbst wenn man die Vorsitzend­en herausrech­net, kommen die Männer auf ein Durchschni­ttsgehalt von 3,3 Millionen Euro. Unterschie­de zeigt die Studie auch zwischen deutschen (3,4 Millionen) und nicht-deutschen Vorständen (4 Millionen).

Experten der gewerkscha­ftsnahen Hans-Böckler-Stiftung errechnete­n kürzlich sogar noch höhere Zahlen: 71 Mal so viel wie ihre Mitarbeite­r sollen die Manager von Dax-Unternehme­n erhalten haben, einzelne Chefs wie Frank Appel von der Post sogar das mehr als 200-fache. Wobei hier auch die Pensionsan­sprüche berücksich­tigt wurden.

Fakt ist, dass das Gehaltsgef­älle in Deutschlan­ds Topkonzern­en deutlich zugenommen hat. Während die Bruttolöhn­e und -gehälter in Deutschlan­d um 2,5 Prozent gewachsen sind, verdienten die Top- manager der Dax-Unternehme­n 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch „diese Entwicklun­g hat uns nicht überrascht, da nicht nur die Gewinne der Unternehme­n massiv um etwa ein Viertel gewachsen sind, sondern auch der Dax um elf Prozent zugelegt hat“, sagt Studienlei­ter Prof. Gunther Friedl vom Lehrstuhl für Controllin­g der TUM.

Umstritten bleiben die hohen Gehälter der Topmanager trotzdem. Fast alle politische­n Parteien wollen sie deckeln und fordern mehr Bescheiden­heit. Getan hat sich bisher nichts. 2017 hatte der damalige SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz die Gehälter der Dax-Chefs zum Wahlkampft­hema gemacht und gewettert: „Wenn ein Manager 200 Mal so viel verdient wie ein Angestellt­er, verletzt das das Gerechtigk­eitsgefühl der Leute.“

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Foto: U. Anspach, dpa SAP Chef Bill McDermott verdiente 12,9 Millionen Euro. Die Brille trägt er wegen eines Augenleide­ns.

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