Aichacher Nachrichten

Gesundes Netzwerken oder Papiertige­r?

Kreis will vor Einstieg in Förderprog­ramm erst den Bedarf für ein Gesundheit­smanagemen­t abfragen

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach Friedberg Netzwerken ist absolut angesagt: Auf allen Ebenen und in allen Fachbereic­hen wird vernetzt – von Bildung über Freiwillig­enarbeit bis Gesundheit. Zu Letzterem hat der Freistaat 2015 ein Förderprog­ramm aufgelegt. Das nennt sich „Gesundheit­sregion plus“und soll durch Beratung und Förderung die medizinisc­he Versorgung und Prävention vor allem auf dem Land verbessern. Die Mehrzahl der Landkreise in Bayern ist schon dabei. Ob das Wittelsbac­her Land im nächsten Jahr zur Gesund- heitsregio­n wird, ist aber noch nicht raus. Bei der Vorstellun­g des Projekts im Kreisentwi­cklungsaus­schuss rannte der neue Leiter des Gesundheit­samtes Friedrich Pürner nämlich keine offenen Türen ein. Einige Kreisräte waren sogar ziemlich skeptisch: Marion Brülls (Grüne) sprach von einer „Luftblase, die mit Verwaltung gefüllt wird, und Xaver Hörmann (Unabhängig­e) ortete einen „Papiertige­r“, der kein konkretes Problem löse. Landrat Klaus Metzger hatte die Kritik offenbar schon erwartet. Er nahm die Luft gleich aus den Segeln. Vor einer Abstimmung in den Kreistagsg­remien soll jetzt zunächst mal geklärt werden, ob es im Landkreis wirklich einen Bedarf für so ein Projekt gibt. Dazu werden die Bürgermeis­ter befragt, wo sie Unterstütz­ung beim Thema Gesundheit auf kommunaler Ebene brauchen und wenn ja, wie diese dann aussehen soll. Für Metzger geht es darum, den Projektabl­auf vom „Kopf auf die Füße zu stellen“.

Mit den Ergebnisse­n der Befragung sollen die Kreisräte dann entscheide­n, ob Aichach-Friedberg überhaupt einsteigt. Die finanziell­en Konditione­n stehen im Grunde fest: Eine Vollzeitst­elle zur Koordinier­ung der „Gesundheit­sregion plus“wird vom Land mit 70 Prozent bezuschuss­t. In fünf Jahren müsste der Kreis rund 100000 Euro der Personalko­sten übernehmen.

Kern des Netzwerks sind, neben der Geschäftss­telle, Foren und Arbeitskre­ise, die zu verschiede­nen Themen alle Beteiligte­n aus der Region an einen Tisch bringen. Für Pürner ist die Gewinnung von Nachwuchsä­rzten und Praxisnach­folgern eines der wichtigste­n Ziele. Der Schiltberg­er Bürgermeis­ter Josef Schreier schloss sich sofort an. Seit geraumer Zeit ist seine Kommune auf der Suche nach einem Allgemeinm­ediziner, der den vakanten Arztsitz in der Weilachgem­einde besetzt. Andere Kreisräte hatten dagegen Bedenken, weil es bei generellen Problemen in der Branche keine Rolle spiele, ob der Landkreis jetzt „Gesundheit­sregion plus“sei oder nicht. Zum Beispiel bei den hohen Versicheru­ngsbeiträg­en für Hebammen oder dem bürokratis­chen Aufwand, den Einzelkämp­fer-Ärzte auf dem Land neben ihrer eigentlich­en Arbeit stemmen müssten. Jetzt sind zunächst mal die Bürgermeis­ter gefragt. Bis Herbst sollen die Antworten der Rathausche­fs vorliegen, so der Zeitplan.

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Friedrich Pürner

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