Ex Aindlinger auf dem Weg der Besserung
Wie es dem ehemaligen TSV-Trainer Stefan Anderl nach seiner lebensbedrohlichen Krankheit geht
Aichach Friedberg Stefan Anderl war früher Trainer bei den Bayernligafußballern des TSV Aindling, für die er selbst zwei Spielzeiten die Schuhe schnürte. Weitere Trainerstationen Anderls waren unter anderem der SSV Ulm und der FC Memmingen. Seit dieser Saison trainiert der Gundelfinger den Regionalligisten FV Illertissen. Vor einigen Wochenerkrankte der 52-Jährige schwer. Im Interview verrät der Lehrer, wie es ihm heute geht.
Hallo Herr Anderl. Wie geht es Ihnen? Anderl: Danke, schon wieder ganz gut. Wenn ich zwei bis drei Wochen zurückdenke ...
...woran sind Sie denn erkrankt? Anderl: Ich hatte eine bakterielle Meningitis, also eine Hirnhautentzündung. Ich hatte mich damals schon ein paar Tage lang nicht wirklich gut gefühlt, ich habe aber trotzdem zunächst noch als Lehrer in der Berufsschule gearbeitet. Im Unterricht bekam ich dann starke Gelenkund Muskelschmerzen und bin nach Hause gegangen. Wenige Stunden später kam starkes Fieber dazu und ich musste mich ständig übergeben. Meine Frau hat darauf bestanden, dass sie mich zum Arzt fährt. Andernfalls würden wir dieses Gespräch jetzt vermutlich nicht mehr führen.
Fußball war in dieser Situation wahrscheinlich zunächst mal Nebensache? Anderl: Ich wurde vom Arzt sofort ins Krankenhaus eingewiesen, ich lag in Quarantäne auf der Intensivstation und ich hing an mehreren Schläuchen, aus denen literweise Antibiotika in meinen Körper flossen. Die Ärzte haben gehofft, dass eines dieser Medikamente anschlägt und glücklicherweise war das der Fall, ansonsten kann diese Krankheit auch tödlich enden. In dieser Phase denkt man an gar nichts. Nicht an Familie, nicht an den Beruf und nicht an Fußball. Man vegetiert eher so vor sich hin. In diesem Zustand war ich etwa eine Woche lang.
Inzwischen wissen Sie ja wahrscheinlich, wie es in dieser Zeit beim FV Illertissen weiter gelaufen ist?
Anderl: Das war für alle Beteiligten eine schwierige Situation. Aber die Mannschaft hat in dieser Zeit toll mitgezogen und die Vereinsführung hat mit großer Gelassenheit und Professionalität reagiert. Das war für mich eine enorme Hilfe. Ich habe nie den Druck gespürt, dass ich nun ganz schnell und auf Gedeih und Verderb zurückkommen muss. Ich wusste, dass ich die Zeit habe, die ich brauche, um mich zu erholen.
Konnten Sie in dieser Phase Einfluss auf das Training nehmen?
Anderl: Ich habe oft mit meinen Trainerkollegen telefoniert. Hin und wieder haben die mich auch im Krankenhaus besucht. Trotzdem ist das alles andere als optimal. Ich bin ein Trainer, der eine Idee davon hat, wie er spielen lassen will und nur in der Theorie lässt sich so etwas nicht vermitteln. Insgesamt würde ich sagen, dass die Mannschaft des FV Illertissen nicht in der optimalen Verfassung in die Saison startet.
Sind Sie beim Saisonstart am Freitag in Schweinfurt dabei?
Anderl: Ich werde mitfahren und mir die Arbeit mit Hubert Renzhofer teilen. Ich habe noch nicht so viel Energie wie vor meiner Krankheit. Und laut schreien kann ich auch noch nicht. Weder auf dem Platz, noch in der Kabine.
Die Fragen stellte Pit Meier.