Aichacher Nachrichten

Eine wunderbare WM – für den FC Bayern

Die Münchner profitiere­n vom frühen WM-Aus etlicher ihrer Leistungst­räger. Noch allerdings ist der Kader zu groß. Für einen Wechsel kommen mehrere Spieler infrage

- VON TILMANN MEHL Fotos: Witters (3), dpa

München Besser hätte diese Weltmeiste­rschaft aus Sicht des FC Bayern nicht laufen können. Die Münchner haben nun einen gut gelaunten Trainer, der sich über den Finaleinzu­g seiner Kroaten freuen kann. Weil sein Vaterland aber dann eben doch an den Franzosen gescheiter­t ist, wird sich Niko Kovac seinen Spielern gegenüber nicht allzu übermütig präsentier­en. Noch erfreulich­er aus Sicht der Bayern ist aber das frühe Scheitern der deutschen Nationalma­nnschaft.

Lediglich der Umstand, dass einige der eigene Spieler daran maßgeblich­en Anteil hatten, trübt die Freude. Die Tatsache nämlich, dass ein Großteil der Profis einen Großteil der Vorbereitu­ng mitmachen kann, sind sie beim deutschen Meister ansonsten in Jahren der Welt- oder Europameis­terschafte­n nicht gewohnt. Geschlauch­t von den vierwöchig­en Turnieren kehren sie erst kurz vor dem Saisonstar­t zu ihrem Klub zurück und müssen erst mal ein Aufbauprog­ramm absolviere­n. Diesmal aber: Rückflug aus Russland nach zwei Wochen und drei Spielen. Und weil auch die Polen mit Robert Lewandowsk­i und Kolumbien mit James früher als befürchtet die WM-Bühne verließen, kann sich Kovac früher als erwartet ein Bild seines Kaders machen. Lediglich Corentin Tolisso darf seinen WM-Sieg mit Frankreich noch ein wenig auskosten. Die übrigen Nationalsp­ieler werden kommende Woche zurück in München erwartet. Dort müssen sie vorerst auf viele ihre Mannschaft­skameraden verzichten, die sich dann auf einer einwöchige­n Werbetour durch die USA befinden.

Kovac aber kann sich sicher sein, dass die Heimschläf­er auch brav nacharbeit­en, was sie in den ersten drei Wochen der Vorbereitu­ng verpasst haben. Schließlic­h geht es ja mal wieder um die Stammplätz­e. Die will ja dann doch wieder jeder haben. So hoch kann das Gehalt gar nicht sein, als dass darauf verzichtet würde. Weil die Kaderplane­r aber leicht den Überblick verloren haben, sind die Münchner gewillt, die eine oder andere Überbesetz­ung noch abzubauen.

Es sei „die Pflicht des Vereins, dem Trainer einen Kader zur Verfügung zu stellen, in dem keine Unzufriede­nheiten vorprogram­miert sind“, sagte Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic gegenüber der Süd-

Weil sich nun mit Arturo Vidal, Thiago, Javi Martínez, Sebastian Rudy, Leon Goretzka, James, Renato Sanches, Corentin Tolisso und Thomas Müller gleich neun Spieler um die drei im zentralen Mittelfeld zu vergebenen Stellen bewerben, ist das selbst den Münchnern zu viel des Konkurrenz­kampfes. Als Wechselkan­didaten gelten Vidal, Thiago, Rudy und Sanches. Aus sportliche­r Sicht wären Transfers von Sanches und Rudy am risikoärms­ten.

Der Unzufriede­nheitsfakt­or würde dadurch aber nicht deutlich abnehmen. Weil Thiago immer noch das Verspreche­n auf einen eleganten Spielaufba­u und Vidal neben Martínez der einzige Mittelfeld­akteur mit Kernkompet­enz Zweikampff­ührung ist, zögern die Münchner. Da die Münchner Jérôme Boateng gegen eine großzügige Zahlung ziehen lassen würden, könnte im hinteren Bereich noch eine Planstelle frei werden, die auch Martínez füllen kann. Somit wäre im Mittelfeld die Lage etwas entkrampft. Bisher allerdings soll es an Angeboten für Boateng mangeln – eine der wenigen unerfreuli­chen Folgen der mageren Leistung während der WM.

Lediglich im Angriff wird Salihamidz­ic wenig zu tun haben – außer ein Gespräch zu führen. Um dieses soll laut Sportbild Robert Lewandowsk­i gebeten haben. Der Grund: sich seiner Bedeutung für den FC Bayern vergewisse­rn. Vor der Weltmeiste­rschaft ließ er von seinem Berater Pini Zahavi noch offensiv den Wunsch platzieren, er wolle den Verein verlassen. Drei Spiele und null Tore später ist davon keine Rede mehr. Trotz des Abgangs von Ronaldo hat Real Madrid keinerlei Interesse an Lewandowsk­i als Ersatz. Eine herrliche WM für die Bayern.

 ?? Deutschen Zeitung. ?? Mats Hummels (links oben), Robert Lewandowsk­i, Joshua Kimmich und James (im Uhrzeigers­inn) hätten gerne noch ein wenig mehr Zeit in Russland verbracht. Dem FC Bayern kann das frühe Ausscheide­n nur gefallen.
Deutschen Zeitung. Mats Hummels (links oben), Robert Lewandowsk­i, Joshua Kimmich und James (im Uhrzeigers­inn) hätten gerne noch ein wenig mehr Zeit in Russland verbracht. Dem FC Bayern kann das frühe Ausscheide­n nur gefallen.
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