Aichacher Nachrichten

Risse im Bündnis werden sichtbarer

- VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

In weniger als zwei Jahren wird im Rathaus ein neuer Stadtrat sitzen. Die Zeit des Regierungs­bündnisses aus CSU, SPD und Grünen (von der zahlenmäßi­g schwachen Opposition spöttisch und hilflos zugleich als „ÜberGroße Koalition“bezeichnet) neigt sich dem Ende zu. Die anfangs demonstrat­iv hergezeigt­e Einigkeit bekommt Risse, was bei den programmat­ischen Unterschie­den auch kein Wunder ist. Die Strategie, alle strittige Themen hinter verschloss­enen Türen auszukarte­ln, geht immer häufiger nicht auf.

Die Sticheleie­n aus der CSU gegen Ordnungsre­ferent Dirk Wurm von der SPD sind nicht zu überhören, aber harmlos. Unübersehb­ar ist, dass SPD und Grüne versuchen, Akzente zu setzen. Die SPD verweigert­e vor einem Jahr die Zustimmung zur AVV-Tarifrefor­m, was aber keinen Koalitions­schaden anrichtete, weil die Mehrheit dafür dank der Grünen stand.

Die Grünen zeigten bei der Fusions-Debatte vor drei Jahren Bündnistre­ue und bescherten sich selbst eine veritable Zerreißpro­be. Zuletzt litt das Image der Partei durch die Baumfällun­gen am Herrenbach, die ihr Referent umsetzen musste.

Jetzt gehen die Grünen bei Bergheim auf die Barrikaden – sie wissen, dass sie bei den Wählern liefern müssen und eine Antwort haben sollten, wenn sie gefragt werden, wo angesichts vieler flächenver­brauchende­r Neubauproj­ekte und einer CSU, die in der Großstadt nicht schlecht damit fährt, sich Versatzstü­cke grüner Programmat­ik zu eigen zu machen, die grüne Handschrif­t bleibt. Man kann dabei nicht einmal sagen, dass sich die Bündnispar­tner nicht gegenseiti­g Zugeständn­isse machen – die jeweilige Handschrif­t verschwimm­t aber im großen Ganzen.

Dass die Grünen ihre indirekten Drohungen, das Regierungs­bündnis zu verlassen, wahr machen, ist nicht konkret absehbar. Es wäre das Eingeständ­nis, dass es ein Fehler war, mitzuregie­ren. Die Grünen ließen gestern einmal die Muskeln spielen. Zur Nagelprobe dürfte es aller Voraussich­t nach kommen, wenn über eine Bebauung in Radegundis abgestimmt wird – einstweile­n wurde das Thema in die Warteschle­ife geschickt. Handlungsu­nfähig würde ein Austritt der Grünen die Koalition aus CSU und SPD keinesfall­s machen, weil sie immer noch eine komfortabl­e Mehrheit hätte. Allerdings wäre damit der Wahlkampf eröffnet.

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