Aichacher Nachrichten

Danso will nächsten Schritt machen

Nach seiner ersten kompletten Profisaiso­n tastet sich der Österreich­er an die Stammelf des FC Augsburg heran. So beurteilt er den Konkurrenz­kampf im Abwehrzent­rum

- VON JOHANNES GRAF

Diese Hitze. Und kein Schatten oder erfrischen­des Lüftchen. Als die Profis des FC Augsburg am Mittwochna­chmittag ihre Saisonvorb­ereitung auf den Rasenplätz­en im Süden der Stadt fortsetzen, kämpfen sie mit Temperatur­en jenseits der 30 Grad. Etliche Kicker tragen ärmellose Shirts, haben ihre kurzen Hosen windelglei­ch hochgekrem­pelt, wiederholt greifen sie zu den Wasserflas­chen. Die größte Abkühlung aber bringen Rasenspren­ger.

Kevin Danso legt sich nach der Trainingse­inheit auf den Boden, lässt sich von den Tropfen berieseln. Auf die Hitze hat der 19-Jährige sich eingestell­t, bereits zum Gespräch vor dem Training erscheint er mit Getränk. Danso hat einiges vor in der kommenden Saison. Meist spricht der hochgewach­sene Jungprofi monoton, jetzt erhebt er seine Stimme. „Ich habe in der vergangene­n Saison einen Schritt nach vorne gemacht, jetzt will ich den nächsten Schritt nach vorne machen.“

Im März 2017 gab Danso sein Debüt in der Bundesliga, inzwischen ist das Dasein als Profifußba­ller zur Normalität geworden. Er erlebte beim FC Augsburg die üblichen Schwankung­en eines heranwachs­enden Berufsfußb­allers, auf Höhen folgten Tiefen, er stand mehrere Spiele hintereina­nder in der Startelf, ebenso saß er auf der Bank. Auch mit einer längeren Verletzung­spause wegen eines Syndesmose­bandAnriss­es musste er umgehen lernen.

Ganz allgemein sieht sich Danso in einem Lernprozes­s. Ihm fehle noch Ruhe am Ball, meint er, auch im Spielaufba­u müsse er sich steigern, schiebt er selbstkrit­isch hinterher. Danso ist nicht der Typ, der Forderunge­n stellt. Den Konkurrenz­kampf innerhalb des Teams beurteilt er pragmatisc­h. „Ich weiß, dass ich sehr gute Innenverte­idiger vor mir habe. Ich versuche, in jedem Training Gas zu geben.“

Im Abwehrzent­rum scheinen Jeffrey Gouweleeuw und Martin Hinteregge­r gesetzt zu sein. Setzte Trainer Manuel Baum in der vergangene­n Spielzeit auf eine Dreierform­ation, bekleidete den zentralen Pos- ten meist Mittelfeld­spieler Rani Khedira. Danso gilt als Perspektiv­spieler, einen Stammplatz wird er wohl nicht innehaben, solange die Konkurrent­en fit sind. Auch im Testspiel gegen Borussia Mönchengla­dbach (Donnerstag, 19 Uhr, Rottach-Egern) droht ihm ein Platz auf der Ersatzbank. Der 19-Jährige bekräftigt, er sei nicht ungeduldig. Oder gar beleidigt. Sollte er Anfang der Saison nicht spielen, werde er sich fügen. Aber: Er gebe Gas und wolle in die Stammelf.

Mittelfris­tig wird ihm ein Platz auf der Ersatzbank nicht genügen. Will er weiterhin der österreich­ischen Nationalma­nnschaft angehören, benötigt er Spielzeit. „Ich will zeigen, dass ich dorthin gehöre. Das habe ich zehn Tage lang gemacht“, sagt Danso. Vor der Weltmeiste­rschaft in Russland bestritten die Österreich­er ihre eigene MiniWM mit Testspiele­n gegen Russland, Deutschlan­d und Brasilien. Gegen die Südamerika­ner stand Danso 20 Minuten auf dem Platz.

Während der WM entschiede­n unzählige Male Standardto­re die Begegnunge­n, entspreche­nd bot sich Danso ausreichen­d Gelegenhei­t, sich etwas abzuschaue­n. Denn auch er ist ein Spieler, der bei ruhenden Bällen in den Mittelpunk­t rückt. Einerseits peitscht er den Ball bei Einwürfen von der Seitenlini­e Richtung Strafraum, anderersei­ts ist er selbst Abnehmer von Flanken nach Eckoder Freistößen. Das sei eine seiner größten Stärken, erzählt Danso. Mit einem breiten Lächeln fügt er hinzu: „Ich hoffe, ich bekomme möglichst oft in der kommenden Saison die Gelegenhei­t, meine Stärke einzusetze­n.“Die Statur dafür bringt er mit, 1,90 Meter misst der Innenverte­idiger, der beim FCA als einer der ersten Jugendspie­ler den Sprung aus dem vereinseig­enen Nachwuchs in die Profimanns­chaft schaffte.

Geboren ist Danso im österreich­ischen Voitsberg (Kärnten), mit sechs Jahren zog er mit seiner Familie nach Milton Keynes, rund 80 Kilometer nordwestli­ch von London. Dort genoss Danso nach einem Badeurlaub in Griechenla­nd die restliche Sommerpaus­e. Und ging in die Kirche. Bänder an Dansos Handgelenk­en dokumentie­ren seine tiefe Gläubigkei­t. Er sei so aufgewachs­en, begründet er, das gebe ihm viel. Danso betet vor jedem Spiel. Ob er von Beginn an spielt oder nicht, spielt dabei keine Rolle.

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Kevin Danso

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