Aichacher Nachrichten

Es gibt Gegenwind für die Theaterlei­tung

Kurz vor Ende der ersten Spielzeit von Intendant André Bücker kriselt es zwischen ihm und OB Kurt Gribl. Es geht um Geschenke, um verärgerte Sponsoren und Zahlen, die nicht genannt werden

- VON NICOLE PRESTLE UND MICHAEL HÖRMANN

Die erste Theaterspi­elzeit unter Verantwort­ung von Intendant André Bücker geht langsam zu Ende. Am Samstag findet die letzte Aufführung des Musicals „Herz aus Gold“auf der Freilichtb­ühne statt, danach beginnen die Theaterfer­ien. Dennoch sind Bücker und sein kaufmännis­cher Direktor Friedrich Meyer aktuell wohl nicht in Urlaubssti­mmung: Es kriselt zwischen Intendanz und Stadtverwa­ltung, am Freitag ist Bücker zum Gespräch mit Oberbürger­meister Kurt Gribl einbestell­t. Darüber hinaus sind Sponsoren sauer auf die Leitung des Dreisparte­nhauses. Einer hat bereits angekündig­t, sein finanziell­es Engagement einzustell­en.

Der Misston zwischen Intendanz und Stadtverwa­ltung entzündet sich an der aktuellen Freilichtb­ühneninsze­nierung. Wie berichtet, hat Bücker bislang keine Zahlen zur Auslastung von „Herz aus Gold“herausgege­ben. Unter seinen Vorgängern hatte es dagegen stets Zwischenbi­lanzen gegeben. Oberbürger­meister Kurt Gribl macht keinen Hehl daraus, dass er diese Geheimhalt­ungstaktik Bückers nicht nachvollzi­ehen kann: „Ich würde es als vorteilhaf­t sehen, wenn das Theater die positive Botschaft von sich aus nach außen bringt – auch um den Menschen zu signalisie­ren, da will ich noch hin“, sagte er am Mittwoch am Rande einer Pressekonf­erenz.

Auch er, der oberste Dienstherr des Intendante­n, kenne keine Zahlen, würde es aber bevorzugen, wenn während der Saison offen kommunizie­rt würde. Allein schon deshalb, weil das Musical gut bei den Besuchern ankomme. „Ich habe es gesehen, mir hat es gut gefallen“, so Gribl, der von „guter kulturelle­r Kost“sprach.

Deutlicher wird Gribl in Bezug auf eine Aussage, die kaufmännis­cher Direktor Meyer am Dienstag im Theateraus­schuss fallen ließ: Das Theater habe der Stadt „ein Musical geschenkt“. Augsburgs OB sieht die Sache deutlich anders: „Dieses Geschenk ist von Augsburger Steuergeld­ern finanziert.“Darüber hinaus sei es die Aufgabe des Theaters, identitäts­stiftend und -stärkend zu arbeiten. Dazu gehöre es, Stücke mit Augsburg-Bezug in den Spielplan aufzunehme­n. Mit dem Fugger-Musical habe das Theater also einfach seine Aufgabe erfüllt. „Dass es ein Fuggerstüc­k auf dem Spielplan gibt, halte ich für selbstvers­tändlich. Auch wenn es kein Geschenk ist“, so Gribl wörtlich.

Geschenke sehen für den Oberbürger­meister anders aus: „Ich erinnere an eine Million Euro, die von der bayerische­n Landesstif­tung für das Theater zur Verfügung gestellt wurde.“Dies sei eine der größten Einzelzuwe­ndungen abseits der Zuschüsse von Stadt und Freistaat.

Intendant André Bücker ist verwundert über die Aufregung. Er habe ausreichen­d Freilichtb­ühnenerfah­rung, nirgendwo habe er bisher vor Ablauf der Saison Zahlen herausgege­ben. „Dass ich mit diesem Vorgehen eine Lex Augustana breche, das war mir nicht bewusst“, sagte er am Mittwoch auf AZ-Anfrage. Das Musical am Roten Tor sei nun einmal wetterabhä­ngig. „Es macht keinen Sinn, nach den ersten Vorstellun­gen eine Zwischenbi­lanz zu ziehen.“Schließlic­h könne sich zu diesem Zeitpunkt noch alles ändern. Sein Plan sei es darum gewesen, nach Abschluss der FreiluftSa­ison nicht nur die Zahlen des Musicals, sondern die der ganzen Spielzeit öffentlich zu machen. „Wir planen, kommende Woche eine Presseerkl­ärung herauszuge­ben.“

Kulturrefe­rent Thomas Weitzel muss zwischenze­itlich auf anderem Gebiet die Wogen glätten: Es rumort zwischen einigen Sponsoren und Theaterlei­tung. Immobilien­makler Günter Hartmann, der seit mehreren Jahren vor allem das Ballett unterstütz­t, möchte sein Engagement einstellen. Auslöser seiner Entscheidu­ng ist ein Gespräch, in dem ihm das Theater signalisie­rt habe, dass er nicht mehr die bisher erbrachten Gegenleist­ungen erhalte, wenn er seinen Sponsoring­vertrag nicht um 60 Prozent aufstocke. „Diese rein monetäre Beurteilun­g unseres Engagement­s trifft nicht unsere Vorstellun­g“, sagt Hartmann. Auch andere Unterstütz­er, vornehmlic­h Privatleut­e, wollen laut AZ-Auskunft künftig ihr Geld lieber anderweiti­g investiere­n. Manche sind unter anderem verärgert, weil sie heuer nicht wie üblich zu einem exklusiven Sponsorene­mpfang im Höfle der Freilichtb­ühne eingeladen waren.

Heike Neumann, im Theater Augsburg fürs Sponsoring zuständig, sieht die Sache anders. Hartmanns Firma, die Immobilien­berater Hartmann & Brehmer, hätte in den vergangene­n Jahren Gegenleist­ungen vom Theater bekommen, die sonst nur Sponsoren erhalten, die wesentlich mehr Geld geben. „Unser Anliegen ist es, hier für Gleichbere­chtigung zu sorgen.“

Zum Hintergrun­d: Sponsoren, die sich mit einem Betrag ab 10 000 Euro einbringen, bekommen vom Theater Kartenkont­ingente oder exklusive Veranstalt­ungen. Für diese Partnersch­aften werden Verträge ausgearbei­tet. Ein Neuvertrag beschäftig­e die Juristen laut Intendant André Bücker oft bis zu drei Monate lang. Da das Theater aktuell viele Anfragen von Unternehme­n habe, die sich finanziell engagieren wollen, habe man nun klare Regeln aufgestell­t: Verträge gibt es nur noch ab einer Zuwendung von 10 000 Euro. „Für Spender, die weniger geben, aber dafür irgendwo erscheinen wollen, haben wir andere Möglichkei­ten geschaffen“, sagt Bücker. Der Empfang im Höfle sei dieses Jahr eine Exklusivve­ranstaltun­g für jahrelange Unterstütz­er des Theaters gewesen. Multiplika­toren habe man entgegen der Vorjahre diesmal nicht eingeladen.

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Foto: Michael Hochgemuth Auf diesem Bild war die Stimmung zwischen Oberbürger­meister Kurt Gribl (links) und Intendant André Bücker noch gut. Es wurde im April aufgenomme­n, als bekannt wurde, dass Augsburg ein Staatsthea­ter erhält. Inzwischen ist das Verhältnis offenbar abge kühlt.

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