Es gibt Gegenwind für die Theaterleitung
Kurz vor Ende der ersten Spielzeit von Intendant André Bücker kriselt es zwischen ihm und OB Kurt Gribl. Es geht um Geschenke, um verärgerte Sponsoren und Zahlen, die nicht genannt werden
Die erste Theaterspielzeit unter Verantwortung von Intendant André Bücker geht langsam zu Ende. Am Samstag findet die letzte Aufführung des Musicals „Herz aus Gold“auf der Freilichtbühne statt, danach beginnen die Theaterferien. Dennoch sind Bücker und sein kaufmännischer Direktor Friedrich Meyer aktuell wohl nicht in Urlaubsstimmung: Es kriselt zwischen Intendanz und Stadtverwaltung, am Freitag ist Bücker zum Gespräch mit Oberbürgermeister Kurt Gribl einbestellt. Darüber hinaus sind Sponsoren sauer auf die Leitung des Dreispartenhauses. Einer hat bereits angekündigt, sein finanzielles Engagement einzustellen.
Der Misston zwischen Intendanz und Stadtverwaltung entzündet sich an der aktuellen Freilichtbühneninszenierung. Wie berichtet, hat Bücker bislang keine Zahlen zur Auslastung von „Herz aus Gold“herausgegeben. Unter seinen Vorgängern hatte es dagegen stets Zwischenbilanzen gegeben. Oberbürgermeister Kurt Gribl macht keinen Hehl daraus, dass er diese Geheimhaltungstaktik Bückers nicht nachvollziehen kann: „Ich würde es als vorteilhaft sehen, wenn das Theater die positive Botschaft von sich aus nach außen bringt – auch um den Menschen zu signalisieren, da will ich noch hin“, sagte er am Mittwoch am Rande einer Pressekonferenz.
Auch er, der oberste Dienstherr des Intendanten, kenne keine Zahlen, würde es aber bevorzugen, wenn während der Saison offen kommuniziert würde. Allein schon deshalb, weil das Musical gut bei den Besuchern ankomme. „Ich habe es gesehen, mir hat es gut gefallen“, so Gribl, der von „guter kultureller Kost“sprach.
Deutlicher wird Gribl in Bezug auf eine Aussage, die kaufmännischer Direktor Meyer am Dienstag im Theaterausschuss fallen ließ: Das Theater habe der Stadt „ein Musical geschenkt“. Augsburgs OB sieht die Sache deutlich anders: „Dieses Geschenk ist von Augsburger Steuergeldern finanziert.“Darüber hinaus sei es die Aufgabe des Theaters, identitätsstiftend und -stärkend zu arbeiten. Dazu gehöre es, Stücke mit Augsburg-Bezug in den Spielplan aufzunehmen. Mit dem Fugger-Musical habe das Theater also einfach seine Aufgabe erfüllt. „Dass es ein Fuggerstück auf dem Spielplan gibt, halte ich für selbstverständlich. Auch wenn es kein Geschenk ist“, so Gribl wörtlich.
Geschenke sehen für den Oberbürgermeister anders aus: „Ich erinnere an eine Million Euro, die von der bayerischen Landesstiftung für das Theater zur Verfügung gestellt wurde.“Dies sei eine der größten Einzelzuwendungen abseits der Zuschüsse von Stadt und Freistaat.
Intendant André Bücker ist verwundert über die Aufregung. Er habe ausreichend Freilichtbühnenerfahrung, nirgendwo habe er bisher vor Ablauf der Saison Zahlen herausgegeben. „Dass ich mit diesem Vorgehen eine Lex Augustana breche, das war mir nicht bewusst“, sagte er am Mittwoch auf AZ-Anfrage. Das Musical am Roten Tor sei nun einmal wetterabhängig. „Es macht keinen Sinn, nach den ersten Vorstellungen eine Zwischenbilanz zu ziehen.“Schließlich könne sich zu diesem Zeitpunkt noch alles ändern. Sein Plan sei es darum gewesen, nach Abschluss der FreiluftSaison nicht nur die Zahlen des Musicals, sondern die der ganzen Spielzeit öffentlich zu machen. „Wir planen, kommende Woche eine Presseerklärung herauszugeben.“
Kulturreferent Thomas Weitzel muss zwischenzeitlich auf anderem Gebiet die Wogen glätten: Es rumort zwischen einigen Sponsoren und Theaterleitung. Immobilienmakler Günter Hartmann, der seit mehreren Jahren vor allem das Ballett unterstützt, möchte sein Engagement einstellen. Auslöser seiner Entscheidung ist ein Gespräch, in dem ihm das Theater signalisiert habe, dass er nicht mehr die bisher erbrachten Gegenleistungen erhalte, wenn er seinen Sponsoringvertrag nicht um 60 Prozent aufstocke. „Diese rein monetäre Beurteilung unseres Engagements trifft nicht unsere Vorstellung“, sagt Hartmann. Auch andere Unterstützer, vornehmlich Privatleute, wollen laut AZ-Auskunft künftig ihr Geld lieber anderweitig investieren. Manche sind unter anderem verärgert, weil sie heuer nicht wie üblich zu einem exklusiven Sponsorenempfang im Höfle der Freilichtbühne eingeladen waren.
Heike Neumann, im Theater Augsburg fürs Sponsoring zuständig, sieht die Sache anders. Hartmanns Firma, die Immobilienberater Hartmann & Brehmer, hätte in den vergangenen Jahren Gegenleistungen vom Theater bekommen, die sonst nur Sponsoren erhalten, die wesentlich mehr Geld geben. „Unser Anliegen ist es, hier für Gleichberechtigung zu sorgen.“
Zum Hintergrund: Sponsoren, die sich mit einem Betrag ab 10 000 Euro einbringen, bekommen vom Theater Kartenkontingente oder exklusive Veranstaltungen. Für diese Partnerschaften werden Verträge ausgearbeitet. Ein Neuvertrag beschäftige die Juristen laut Intendant André Bücker oft bis zu drei Monate lang. Da das Theater aktuell viele Anfragen von Unternehmen habe, die sich finanziell engagieren wollen, habe man nun klare Regeln aufgestellt: Verträge gibt es nur noch ab einer Zuwendung von 10 000 Euro. „Für Spender, die weniger geben, aber dafür irgendwo erscheinen wollen, haben wir andere Möglichkeiten geschaffen“, sagt Bücker. Der Empfang im Höfle sei dieses Jahr eine Exklusivveranstaltung für jahrelange Unterstützer des Theaters gewesen. Multiplikatoren habe man entgegen der Vorjahre diesmal nicht eingeladen.