Jüdische Gemeinde errichtet neuen Friedhof
Stadt stellt in Lechhausen eine Fläche zur Verfügung. Warum die Vergrößerung im Stadtgebiet nötig ist
Im Augsburger Stadtgebiet gibt es zwei jüdische Friedhöfe. Das Gedenken an Verstorbene wird in Haunstetten und Kriegshaber gepflegt. Bei Juden gilt die Regelung, dass ein Grab „auf ewig unberührt bleibt“. Dies hat zur Folge, dass die Friedhöfe zu einem bestimmten Zeitpunkt an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, sofern vor Ort keine Erweiterungsmöglichkeit besteht. Dies ist nun in Augsburg der Fall.
Der Friedhof im Hochfeld (Haunstetter Straße) steht kurz vor der Schließung. Das heißt: Die zu vergebenden Plätze werden knapp. Das Areal in Kriegshaber (Hooverstraße) gilt ohnehin eher als Notlösung. Daher sah sich die jüdische Gemeinde nach einem neuen Friedhof um. In Absprache mit der Stadt Augsburg wurde nun eine Lösung gefunden, die beide Seiten überzeugt: Teilflächen des Neuen Ostfriedhofs in Lechhausen werden künftig für die jüdische Gemeinde zur Verfügung gestellt. Es geht um ein Areal, das Platz für 1000 Gräber bietet. Nach Stand der Dinge könnten dort in einem halben Jahr die ersten Bestattungen stattfinden. Das Areal ist vom restlichen Bereich des Friedhofs abgegrenzt. Es wird keinen öffentlichen Zugang geben. Dies ist bei den beiden anderen jüdischen Friedhöfen ähnlich. Die Umzäunung dient als Schutz vor möglichen Sachbeschädigungen an den Gräbern.
Oberbürgermeister Kurt Gribl sowie Rabbiner Henry Brandt und Alexander Mazo, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, informierten am Mittwoch über das Projekt. Der 90-jährige Brandt ist Ehrenbürger der Stadt Augsburg. „Dieser Friedhof ist ein Ereignis von hoher Bedeutung für uns Juden“, sagte er. Es sei ein „Zeichen der Stadt“, das Areal zur Verfügung zu stellen. Dies habe sich daran gezeigt, dass Oberbürgermeister Gribl das Thema „zur Chefsache“erklärt habe. Brandt sagte ferner: „Die Jüdische Gemeinde gehört zu Augsburg. Wir sind ein Teil der Stadt.“Laut Mazo hat die Israelitische Kultusgemeinde derzeit 1400 Mitglieder. Hinzu kommen 2000 Familienangehörige.
Rabbiner Brandt ging zudem auf aktuelle Entwicklungen der Gesellschaft ein, wenn es ums Zusammenleben mit Juden geht: „Wir sind leider wieder in Diskussionen über Antisemitismus und Rassismus.“Um so höher werte er daher die gute Kooperation in Augsburg. In der künftigen Friedhofsregelung in Lechhausen gilt die gleiche Handhabe wie im Hochfeld und in Kriegshaber: Gräber bleiben unberührt. Es wird daher zum Beispiel auch nichts an Grabsteinen gemacht, selbst wenn sie womöglich einsturzgefährdet sind. Man spricht hier von „Ewigkeitsgräbern“. Nach biblischem Gebot gehört im Judentum jedem Toten der Boden, in der er bestattet ist. Im christlichen Glauben – und auf städtischen Friedhöfen – ist dies anders.