Aichacher Nachrichten

Jüdische Gemeinde errichtet neuen Friedhof

Stadt stellt in Lechhausen eine Fläche zur Verfügung. Warum die Vergrößeru­ng im Stadtgebie­t nötig ist

- VON MICHAEL HÖRMANN

Im Augsburger Stadtgebie­t gibt es zwei jüdische Friedhöfe. Das Gedenken an Verstorben­e wird in Haunstette­n und Kriegshabe­r gepflegt. Bei Juden gilt die Regelung, dass ein Grab „auf ewig unberührt bleibt“. Dies hat zur Folge, dass die Friedhöfe zu einem bestimmten Zeitpunkt an ihre Kapazitäts­grenzen stoßen, sofern vor Ort keine Erweiterun­gsmöglichk­eit besteht. Dies ist nun in Augsburg der Fall.

Der Friedhof im Hochfeld (Haunstette­r Straße) steht kurz vor der Schließung. Das heißt: Die zu vergebende­n Plätze werden knapp. Das Areal in Kriegshabe­r (Hooverstra­ße) gilt ohnehin eher als Notlösung. Daher sah sich die jüdische Gemeinde nach einem neuen Friedhof um. In Absprache mit der Stadt Augsburg wurde nun eine Lösung gefunden, die beide Seiten überzeugt: Teilfläche­n des Neuen Ostfriedho­fs in Lechhausen werden künftig für die jüdische Gemeinde zur Verfügung gestellt. Es geht um ein Areal, das Platz für 1000 Gräber bietet. Nach Stand der Dinge könnten dort in einem halben Jahr die ersten Bestattung­en stattfinde­n. Das Areal ist vom restlichen Bereich des Friedhofs abgegrenzt. Es wird keinen öffentlich­en Zugang geben. Dies ist bei den beiden anderen jüdischen Friedhöfen ähnlich. Die Umzäunung dient als Schutz vor möglichen Sachbeschä­digungen an den Gräbern.

Oberbürger­meister Kurt Gribl sowie Rabbiner Henry Brandt und Alexander Mazo, Präsident der Israelitis­chen Kultusgeme­inde, informiert­en am Mittwoch über das Projekt. Der 90-jährige Brandt ist Ehrenbürge­r der Stadt Augsburg. „Dieser Friedhof ist ein Ereignis von hoher Bedeutung für uns Juden“, sagte er. Es sei ein „Zeichen der Stadt“, das Areal zur Verfügung zu stellen. Dies habe sich daran gezeigt, dass Oberbürger­meister Gribl das Thema „zur Chefsache“erklärt habe. Brandt sagte ferner: „Die Jüdische Gemeinde gehört zu Augsburg. Wir sind ein Teil der Stadt.“Laut Mazo hat die Israelitis­che Kultusgeme­inde derzeit 1400 Mitglieder. Hinzu kommen 2000 Familienan­gehörige.

Rabbiner Brandt ging zudem auf aktuelle Entwicklun­gen der Gesellscha­ft ein, wenn es ums Zusammenle­ben mit Juden geht: „Wir sind leider wieder in Diskussion­en über Antisemiti­smus und Rassismus.“Um so höher werte er daher die gute Kooperatio­n in Augsburg. In der künftigen Friedhofsr­egelung in Lechhausen gilt die gleiche Handhabe wie im Hochfeld und in Kriegshabe­r: Gräber bleiben unberührt. Es wird daher zum Beispiel auch nichts an Grabsteine­n gemacht, selbst wenn sie womöglich einsturzge­fährdet sind. Man spricht hier von „Ewigkeitsg­räbern“. Nach biblischem Gebot gehört im Judentum jedem Toten der Boden, in der er bestattet ist. Im christlich­en Glauben – und auf städtische­n Friedhöfen – ist dies anders.

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Foto: Annette Zoepf So sieht es auf dem jüdischen Friedhof in der Hooverstra­ße in Kriegshabe­r aus. Nun entsteht in Lechhausen ein weiterer jüdischer Friedhof. Augsburger Allgemeine Redaktion von 10 bis 18 Uhr: Anzeigen Service:

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