Hebammen lassen sich nicht schnitzen
Kreistag: Debatte über die Schließung der Geburtenstation
Aichach Friedberg Die Geburtenstation am Aichacher Krankenhaus ist seit Mittwoch geschlossen und macht erst im September wieder auf. Vorausgesetzt, bis dahin stehend wieder genügend Hebammen zur Verfügung. Doch dafür wollen Landrat Klaus Metzger und KlinikGeschäftsführer Krzysztof Kazmierczak alle Hebel in Bewegung setzten, wie sie in der jüngsten Kreistagssitzung deutlich machten.
Die schlechte Nachricht, die die meisten Kreisräte erst in der Früh aus der Zeitung erfahren hatten, schreckte auf. Der Aichacher Bürgermeister Klaus Habermann (SPD) befürchtet einen Imageschaden, denn die Schließung sorge für Verunsicherung bei Schwangeren. Und das komme zur Unzeit: Nach dem Aus für die Geburtshilfe in Schrobenhausen sind die Geburtszahlen in Aichach hochgeschnellt. Vereinbarte Kaiserschnitt-Termine werden in der Paarstadt trotzdem durchgeführt. Von der Schließung dürften etwa 20 Frauen betroffen sein. Habermanns inständiger Appell: Die einmonatige Schließung müsse eine absolute Ausnahme bleiben. Dem können sich natürlich alle Kreisräte anschließen. In der Bewertung der Ursachen herrschte dagegen alles andere als Einigkeit. In einer Art Vorwahlkampf zur Landtagswahl im Oktober schoben im Kreistag vertretene Kandidaten die Verantwortung munter durch die politische Landschaft. Die Probleme sind bekannt: fehlende Ausbildungsplätze, hohe Haftpflichtprämien, Bezahlung, Arbeitsbedingungen.
Wie berichtet, muss die Station schließen, weil durch Weggänge und eine schwere Erkrankung aktuell nur noch zwei Geburtshelferinnen im Einsatz sind. Optimal für etwa 350 Geburten pro Jahr wäre die frühere Besetzung mit vier Vollzeit- und zwei Teilzeithebammen. Ab September sollen wieder vier Hebammen im Einsatz sein. Mit dem Klinikneubau will sich Aichach als attraktiver Arbeitsplatz präsentieren. Vom jetzt angekündigten Förderprogramm des Gesundheitsministeriums für die Geburtenhilfe an kleineren Krankenhäusern wird indirekt auch der Standort Aichach profitieren. Landrat Klaus Metzger findet das natürlich gut, aber: „Geld allein macht nicht glücklich. Damit können wir uns aber auch keine Hebammen schnitzen.“